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Untenrum-Kolumne: Schließt den Oral-Sex-Gap!

Illustration: Daniela Rudolf

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Ich blase wirklich gern. Beim Vorspiel, beim Happy End und auch mal zwischendurch. Es macht mir Spaß, es macht mich an, alles super. Was nicht so super ist: Ich selbst bekomme es von den meisten Männern nicht annähernd so oft mit dem Mund gemacht wie ich es bei ihnen tue. Und so geht es nicht nur mir. 

Eine kanadische Studie aus dem Jahr 2016, für die knapp 900 heterosexuelle Studierende zwischen 18 und 24 Jahren zu ihren Sexleben befragt wurden, fand heraus: Für zwei Drittel der Befragten ist Oralsex etwas völlig Selbstverständliches. Dabei gaben 63 Prozent der Männer an, bei ihrem letzten Sexualkontakt mit dem Mund befriedigt worden zu sein, aber nur 44 Prozent der Frauen. Noch ungerechter: Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer hatten bisher nur gegeben, ohne dafür etwas zu bekommen – nämlich 26 zu 10 Prozent. Warum das so ist, verrät uns die Studie leider nicht. Dafür aber, dass wesentlich weniger Frauen Spaß bei der Sache haben als Männer: Weniger als ein Drittel der Frauen genießt die Fellatio, während über die Hälfte der Männer auf Cunnilingus stehen. Wir halten fest: Frauen werden von Männern weniger oft oral befriedigt als andersrum und machen dafür öfter den Mund auf, als ihnen lieb ist. In dieser Hinsicht wenigstens haben es Lesben und Schwule besser: Dieser „Oral-Sex-Gap“ zwischen den Geschlechtern einfach mal keine Frage, mit der sie sich auseinander setzen müssen. Aber was ist nur los mit uns Heteros? 

Zunächst einmal: Der Porno ist los. Immerhin ist er der Kanal, der die Teenies von heute aufklärt. Was man da sieht, sind vor allem an Penissen saugende und würgende Frauen. Dass sich mal eine männliche Zunge zwischen zwei Beine verirrt, passiert derart selten, dass man gleich denkt: „Huch, ein Mann kümmert sich um das weibliche Genital – das muss ein Irrtum sein!‟ So werden wir konditioniert: Er steht, sie kniet. Er lässt sich bedienen, sie fährt voll drauf ab. Männliche Befriedigung geht vor weibliche. Und wenn er es ihr besorgt, dann mit seinem stahlharten Ding und nicht mit seiner weichen Zunge. 

Der Blow-Job hat sich als Unterwerfungs-Gestus etabliert – auf dem Bildschirm wie in unseren Köpfen. Kein Wunder, dass sich so viele Frauen unwohl dabei fühlen. Wenn es aber als stark und dominant gilt, sich einen blasen zu lassen, dann kann Lecken nur das Gegenteil davon bedeuten: Es ist unterwürfig, weich, „weibisch“. Dass viele Typen sich nicht herablassen, wird also auch ein Männlichkeitsding sein.

Cunnilingus-Widerstand gibt es aber auch von den Frauen selbst. Und zwar aus einem altbekannten, aber auch hier ziemlich schwerwiegenden Grund: die Scham über den eigenen Körper. Schließlich wissen wir alle, wie eine gute Vulva auszusehen hat und wie wenig die meisten von uns diesem Ideal entsprechen. Auch olfaktorisch genießt die Vulva, Schulhof sei Dank, keinen guten Ruf: Stinkt angeblich nach Fisch, dieses „Nichts‟, wie Sartre es nannte. Und wenn es nicht Fisch ist, so lag die letzte Dusche sicher länger als zehn Minuten zurück. Kann man ja wohl keinem Mann antun! Also bloß nicht in die Nähe von da unten kommen lassen! Dass Männer Frauen ihren Penis ohne zu Zucken selbst nach einem Festivalwochenende ins Gesicht halten, blenden beide Seiten dabei einfach aus. Je öfter aber Frauen Männerköpfe wieder nach oben ziehen, statt an ihr Heiligstes zu lassen, desto seltener werden die Herren es versuchen – bei ihnen, aber womöglich auch bei der Nächsten. 

Es ist viel Unsicherheit im Spiel, was das Lecken angeht. Auf beiden Seiten. Ich für meinen Teil habe beschlossen, sie, oder eher ihn, am Schopf zu packen – und einzufordern, was ich will. Immerhin stehen die Chancen fifty-fifty, dass er genau darauf total abfährt. Und wenn nicht? Dann halt nicht. Denn ein Typ, der sich gern bedienen lässt, aber keine Pussys im Gesicht mag, kommt mir eh nicht mehr in die Tüte. 

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