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„Wenn sie keinen Busch hat, bin ich enttäuscht“

Illustration: Daniela Rudolf

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Beine, Achseln, Intimbereich – für die meisten Menschen sind das Körperstellen, die enthaart gehören. Ach nee, Moment mal. Das gilt ja nur für Frauen. Bei Männern ist es schon okay, wenn da was wächst. Kein Wunder also, dass da bei so mancher Frau das Sexismus-Glöckchen bimmelt. Und sie aus lauter Unlust auf stereotype Körper-Normen einfach stehen lässt, was da wuchert. Sich gefällig machen ist schließlich das Gegenteil von Freisein. Denn wenn wir ehrlich sind: Niemand macht die ganze Rasier-, Epilier- oder Waxing-Arbeit für sich allein. In heterosexuellen Kontexten geht es immer auch darum, den Ansprüchen eines männlichen Gegenübers zu genügen. 

Aber wie steht es eigentlich wirklich um seine Ansprüche? Neigen Männer wirklich alle zu haarigen Frauen? Drei von ihnen erzählen es uns. Ehrlich und ungeschönt.

„Körperbehaarung ist für mich ein Ausschluss-Kriterium“ (Marcus*, 36)

maenner ueber frauenhaare text nackig
Illustration: Daniela Rudolf

„Ästhetik spielt in meinem Leben eine große Rolle. Ob ich angezogen bin von einer Frau, entscheidet oft das Visuelle – auch untenrum. Neulich hatte ich zum Beispiel ein Date mit einer hübschen, zierlichen Französin, die eigentlich genau in mein Beuteschema passte. Bis sie sich auszog. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen: Sie rasierte sich an keiner einzigen Stelle ihres Körpers. Da war nicht nur ein dunkler, dichter Busch zwischen ihren Beinen, auch die Beine selbst und ihre Achseln waren voller schwarzer Haare. Als sie sagte, sie habe sich extra für mich die Haare gestutzt, musste ich mich sehr zurückhalten, um nicht zu lachen. Warum hatte sie nicht gleich alles weggemacht? Das hätte wenigstens irgendeinen Sinn ergeben. Sie sagte, sie habe keine Lust mehr, sich zu rasieren, nur um anderen zu gefallen. Und wenn jemand sie deswegen unattraktiv fände und nicht mit ihr schlafen wolle, dann sei er es eben nicht wert. Was aber noch nie passiert sei. Nun, an diesem Abend passierte es zum ersten Mal.

Ich meine, ich habe nichts gegen ein paar Haare. Ein gepflegter Landing-Strip ist okay, aber mit Fünf-Zentimeter-Locken kann ich echt nicht umgehen – vor allem nicht, wenn ich eine Pussy esse. Und haarige Frauenbeine erinnern mich einfach zu sehr an einen Kerl. Klar hat man mal auch Stoppeln, und niemand kann rund um die Uhr perfekt rasiert sein. Es ist einfach eine Grundsatzfrage für mich, ob man versucht, seinen Körper ästhetisch und sexy zu gestalten oder nicht. Ich achte sehr auf mein Aussehen und meine Kleidung, und das erwarte ich auch von meiner Partnerin. Dabei ist mir total bewusst, dass mein Ästhetik-Empfinden mit der Zeit zu tun hat, in der ich lebe. Das hätte vor 20 Jahren vielleicht noch ganz anders ausgesehen. Wobei ich mir wirklich nicht vorstellen kann, dass ich auf Haare abgefahren wäre. 

Ich habe beruflich einige Jahre in Japan verbracht, wo Schamhaare auch noch viel verbreiteter sind als in Europa. Da habe ich mir schnell angewöhnt, immer einen Einwegrasierer dabei zu haben. Das war meine Bedingung: Wenn du mit mir schlafen willst, musst du dich zuerst rasieren. 80 Prozent der Frauen haben das dann tatsächlich gemacht, für die anderen war nur ein Blow-Job drin. In dieser Zeit gab es nur eine einzige Frau, die ihre Haare behalten durfte, und das war diejenige, in die ich mich verliebte. Ich fühlte mich ihr emotional derart verbunden, dass alles Äußerliche unwichtig war. Aber wenn ich ehrlich bin, konnte ich den Sex auch nur so halb genießen, weil mir die visuelle Komponente fehlte. Darum halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass mir so etwas nochmal passiert.“

„Es ist mir wichtiger, dass die Frau sich wohlfühlt, als dass sie rasiert ist“ (Lenn*, 34)

maenner ueber frauenhaare text ambivalent
Illustration: Daniela Rudolf

„Was weibliche Körperhaare angeht, bin ich sehr ambivalent. Es gibt einen Automatismus in mir, der sagt: Je glatter, desto besser, und zwar aus verschiedenen Gründen. Erstens, weil sich dann die Haut so schön weich anfühlt. Zweitens, weil ich das als Schönheitsideal total verinnerlicht habe. Drittens, weil es hygienischer wirkt – immerhin ist das der Beleg dafür, dass die Frau sich kürzlich gepflegt hat. Und viertens, weil das Unbehaarte so schutzlos ist. Grade eine Vulva, die ganz nackt ist, kann sich nicht mehr verstecken. Das ist irgendwie scharf. Vielleicht, weil sie mir damit sagt: Ich bin für dich verfügbar. Und ich kann mich dann einfach bedienen. Sex hat immer auch mit Macht zu tun, und wenn die Frau sich für mich enthaart, dann ist das schon eine Unterwerfungsgeste. Es hat etwas Gezähmtes im Gegensatz zu diesem Archaischen und Wilden, das unrasierte Frauen symbolisieren.

Meine Freundin ist seit ein paar Monaten eine von ihnen. Sie hat aufgehört, sich zu rasieren – und ist damit die erste Frau mit Haaren außerhalb des Kopfes in meinem Leben. Klar ist mir vorher schon mal ein wenig Schamhaar begegnet, aber nie ein voller Busch oder Haare an Beinen oder in Achseln. Und obwohl ich das zuerst befremdlich fand, dass da neuerdings überall Haare wuchsen, stellte ich schnell fest: Es ist gar nicht so übel. Schamhaare sind nämlich ziemlich kuschelig, und ich kraule sie gern. Optisch machen sie auch was her: Eine nackte Frau mit dunklem Dreieck zwischen den Beinen sieht wirklich schön aus. Dieser Anblick hat etwas Authentisches. Und ich habe das Gefühl, dass es tatsächlich auch die Geschlechterrollen verändert, in denen wir uns vorher bewegt haben. Aus meiner Haut kann ich trotzdem nicht so ganz. Beim Sex habe ich manchmal das Gefühl, dass die Haare zwischen mir und ihrer Pussy stehen würden. Der Blick ist nicht frei, und der Zugang für meine Hände oder meine Zunge auch nicht so richtig. Dazu kommt, dass ich es absolut nicht mag, beim Lecken Haare in den Mund zu bekommen. 

Trotzdem würde ich meine Freundin nicht überreden wollen, wieder mit dem Rasieren anzufangen. Ich kann total nachvollziehen, dass sie da keinen Bock mehr drauf hat. Erstens, weil es ein riesiger Aufwand ist und zweitens, weil ihre Haare eben zu ihr gehören und sie frei entscheiden sollte, wie sie aussehen mag. Mit ist es viel wichtiger, dass sie sich wohlfühlt, als dass sie irgendeiner Norm entspricht, die sich in meinem Kopf festgesetzt hat.“

„Wenn sie keinen Busch hat, bin ich enttäuscht“ (Patrick*, 29)

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Illustration: Daniela Rudolf

„Wenn ich Frauenkörper angucke, dann sind Haare an Beinen oder unter den Achseln das Letzte, worauf ich achte. Ob sie da sind oder nicht, interessiert mich überhaupt nicht. Dabei ist es nicht so, dass mir Optik nicht wichtig wäre. Ich achte einfach auf andere Dinge: Gesichtszüge und Körperformen zum Beispiel.

Ganz anders ist es, wenn ich mit jemandem intim werde. Da spüre ich manchmal eine regelrechte Enttäuschung, wenn alle Schamhaare abrasiert sind oder nur ein Landing Strip übergelassen wurde. Das fühlt sich dann so an, als hätte mir jemand das Ende des Films verraten: Angucken kann man den immer noch, aber die Spannung ist raus.

Ich finde Schambehaarung einfach total sexy – gerade wenn es dunkle Haare sind. Für mich liegt der erotische Reiz einerseits darin, dass die Vulva „verhüllt“ und nicht so auf dem Präsentierteller offengelegt ist – was man vielleicht mit der Vorliebe für Dessous vergleichen kann. Auch hier wird ja erst mal mehr der Phantasie überlassen. Und wenn ich eine Frau mag, dann kann ich sie auch riechen. Es würde mir eher Sorgen machen, wenn es anders wäre.

Die einzige Stelle, an der mich Haarwachstum manchmal stört, sind Beine. Das ist aber sehr vom Haartyp abhängig und keine Frage von Ästhetik, sondern viel mehr eine haptische Angelegenheit. Frauen mit dunklen Haaren neigen nämlich oft zu dicken, ausgeprägten Beinhaaren, und das fühlt sich einfach nicht besonders schön beim Streicheln an. Da kann es auch schon mal passieren, dass man mit den Fingern hängenbleibt. Aber weder besonders haarige Beine noch eine rasierte Vulva wären für mich ein Grund, irgendwen nicht zu daten. Letzten Endes rücken solche Dinge immer in den Hintergrund, sobald ich mich zu jemandem wirklich hingezogen fühle.“

*Alle Namen wurden aus Rücksicht auf die Privatsphäre der betreffenden Personen geändert. Sie sind der Redaktion aber bekannt.

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