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Meine Netzmomente 2017: Stammen (fast) alle von Melania Trump

Illustration: Katharina Bitzl; Foto: ap/Petr David Josek

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Was seit knapp einem Jahr im Weißen Haus so vor sich geht, lässt einen zunehmend an der eigenen Humorfähigkeit zweifeln. Donald Trump keilt auf Twitter gegen unliebsame Menschen, befördert schamlos rassistische Ressentiments seiner Stammwähler und nimmt dem amerikanischen Volk eine Errungenschaft nach der anderen weg (oft einfach nur, weil sie von Barack Obama eingeführt wurde).

Nur manchmal, ganz manchmal passieren im Weißen Haus auch Dinge, die wirklich lustig sind. Fast immer hat dann Donald Trumps Frau Melania die Finger im Spiel. Diese Frau hat ein Händchen dafür, trotz ihrer langjährigen Erfahrung als Model im passenden Moment eben nicht das Pokerface zu behalten. Sondern relativ offen zu zeigen, wie viel, beziehungsweise wie wenig sie von ihrem Angetrauten hält. 

Immer, wenn ich „Melania in action“ zu sehen bekomme, kommt bei mir ein bisschen die gute Laune zurück, die mir Nachrichten aus den USA dieses Jahr oft genug versaut haben. Und sei es auch nur, weil ihr trotz offensichtlicher Bemühungen, die Fassade zu wahren, selbige immer wieder verrutscht.

Das fing schon vor der Vereidigung an, als die Trumps am Weißen Haus vorfuhren und sich in einem Staatsmänner-Staffellauf die Haustürschlüssel von Familie Obama übergeben ließen. Trump, ganz der rüpelhafte Opa, ließ seine Frau bei der Begrüßung stehen – und Melania wurde rührend von Michelle Obama gerettet, die ihr warmherzig das Mitbringsel aus der Hand nahm und sie in ihr zukünftiges Heim führte. Dass Melania bei einer Wahlkampfveranstaltung wenige Monate zuvor mehrere Passagen aus Michelle Obamas Rede abgeschrieben hatte – vergessen. 

Immer wieder waren im Verlauf der vergangenen Monate herzerwärmende Szenen einer Ehe zu sehen. Wie Melania das Lachen buchstäblich aus dem Gesicht rutschte, sobald ihr Gatte sich bei der Inauguration abwandte:  

Als Trump mit ihr Händchen halten wollte, aber Melania nicht mit ihm, weil sie Körperkontakt mit diesem Typen scheinbar einfach nicht aushalten kann – auch nicht vor der Weltpresse:

In den vergangenen Wochen war Melania Trump des Öfteren während ihrer weihnachtlichen Pflicht-Auftritte zu sehen. Als ihr einige der weltbesten Ballerinas etwas vortanzten, stand sie so emotionslos in der Gegend herum wie eine Schaufensterpuppe:

 Zuletzt amüsierte Melania Trump die Weltgemeinde mit ihrer unnachahmlichen Fähigkeit, ihrem inneren Seelenleben auch äußerlich Ausdruck zu geben – durch die Weihnachtsdekoration, mit der sie das Weiße Haus in den Ort des Schreckens verwandelte, der er für sie zu sein scheint. 

 

Das alles erheitert. Und beruhigt. Denn man bekommt als Beobachter den Eindruck, dass die Trumps ein ähnlich elendes Leben führen, wie das Volk, das unter den Entscheidungen dieses grauenhaften Präsidenten zu leiden hat. Nur mit sehr viel mehr Glitzer und goldfarbenen Vorhängen. Kein großer Trost, zugegeben, aber immerhin eine winzig kleine Genugtuung.

chwae 

 

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