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Von: Michael Cornelius (Text); Joachim Baldauf (Foto) 

»Der Yogi soll beständig sich mühen in der Einsamkeit. Allein, bezähmend Sinn und Selbst, nichts hoffend, ohne Besitz.«  

 6. Kapitel, Vers 10, Bhagawadgita

Halten Sie bitte kurz die Luft an. Nur für ein paar Zeilen. Das tut Ihnen gut, das verändert Ihr Leben. Das macht Sie klüger, schöner und, versprochen, auch reicher. Es geht hier um Ihren Atem und damit um viel mehr. Können Sie noch? Spüren Sie schon den Schwindel im Kopf? So soll es sein. Wenn Sie es schaffen, den Atem zu kontrollieren, haben Sie auch Ihren Geist im Griff. Der Geist ist ein wilder Affe, der ständig entfliehen will. Halten Sie ihn fest. Und jetzt ausatmen: Ommmmmmmm. Üben Sie Yoga, dann wird ein besserer Mensch aus Ihnen.

Yoga ist wie Nescafé, eine Prise Spiritualität, ein bisschen Gymnastik, einfach umrühren, fertig. Erleuchtung garantiert!

Der Weg zu »Samadhi«, dem Einssein und Lohn aller Verrenkungen, ist heute meist nur der Aufguss einer Jahrtausende alten Lehre, die »Körper und Geist zur Ruhe bringt«, wie es der indische Weise Patanjali im 2. Jahrhundert v. Chr. in seinen Sutras beschrieb. Von Instant-Wundern allerdings war nicht die Rede, eher vom beschwerlichen Durchschreiten der »acht Pfade«, die zur Befreiung von menschlichen Verwirrungen wie Zorn, Egoismus und Gier führen.

Das mag einem nicht unbedingt gleich ins Auge springen, wenn man das Studio des nach eigenen Angaben größten lebenden Yogameisters in Beverly Hills besucht. »What is Yoga?«, brüllt der leicht untersetzte ältere Herr in sein Headphone und gibt gleich die Antwort: »Shit together.« Bikram Choudhury, der die schütteren Haare wie ein Samurai als Zopf nach oben trägt und nur mit dem Vornamen angesprochen werden möchte, steht nackt vor seiner Klasse, mal abgesehen von dem etwas zu kleinen schwarzen Tanga und der diamantenbesetzten Piaget-Uhr. »Wenn ihr meine Scheiße fressen könnt, dann werdet ihr es eines Tages weit bringen.«

Er selbst ist der beste Beweis dafür. Bikram, dessen Vermögen auf sieben Millionen Dollar geschätzt wird und dessen Sammlung von Bentleys und Rolls-Royce angeblich die des seligen Baghwan in den Schatten stellt, ist der Pionier des kommerziellen Yoga. Es ist ehrliche Fast-Food-Esoterik, die ebenso ehrlich nach den Geschäftsprinzipien von McDonald’s gemanagt wird.

 

Weltweit gibt es rund 900 Ableger von »Bikram’s Yoga College of India«. In den Siebzigerjahren erfand der in Kalkutta geborene Guru eine Art Sauna-Turnen, bei dem 26 traditionelle Posen in beheizten Räumen bei Temperaturen von bis zu 42 Grad innerhalb von 90 Minuten ausgeführt werden. Die Schwitztheorie, zu deren Anhängern auch Julia Roberts, Barbra Streisand, die Clintons und der allbekannte Madonna-Gatte Guy Ritchie zählen, ist denkbar schlicht: Der Körper sei wie ein Schwamm, so Bikram, und den müsse man zur Reinigung ganz auswringen. Damit die Wirkung auch jedem gleich einleuchtet, sind die Wände verspiegelt im Studio am La Cienega Boulevard in L.A. Seine Methode sei narrensicher, sagt er mit dem unvergleichlichen Singsang, den ein Inder hat, wenn er Englisch spricht: »Bullet proof. Sex proof. Fire proof. Everything proof.« Zum Abschluss der Lektion röhrt der Meister seine Version von My Way ins Mikrofon.

 

Hier findest du den zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de

 
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