Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Das Prinzip: Aktenzeichen XY

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Von: Andreas Bernard 

Freitagabend um 20.15 Uhr, wenn die Familie vor dem Fernseher saß, stellte sich alle vier Wochen leichtes Unbehagen ein. Nicht Derrick wurde gezeigt oder Der Alte mit Siegfried Lowitz, sondern eine neue Folge von Aktenzeichen XY. Die gemächlichen Münchner Krimiserien folgten dem immer gleichen Muster, dessen Gemachtsein noch einem Kind erkenntlich war. In Aktenzeichen XY dagegen ging es um echte, offen gebliebene Fälle, und die Anspannung vor dem Fernseher hat die Gesichter und Stimmen bis heute tief im Gedächtnis verankert:

Eduard Zimmermann, der das Geschehen ernst und gefasst vortrug wie ein Beamter, der sein Gegenüber vom Tod eines Angehörigen informieren muss; oder die zugeschalteten Aufnahmestudios vom österreichischen und Schweizer Fernsehen, geleitet von Peter Nidetzky und Konrad Toenz – Nebenfiguren, deren Namen noch so präsent sind wie die aus Kinderbüchern, wie Frau Petrell oder Fräulein Rottenmeier.

Die Arbeit der Aktenzeichen XY-Redaktion ist nun wieder ins Bewusstsein gerückt, nachdem die Sendung über das Holzklotz-Attentat auf der Autobahn bei Oldenburg berichtet hat. Hunderte von Anrufern meldeten sich noch am selben Abend, und zum ersten Mal konnten die Ermittler einem Verdacht gegenüber namentlich bekannten Personen nachgehen. Seitdem Eduard Zimmermann die Moderation der Sendung abgegeben hat, scheint Aktenzeichen XY seinen Status als Fernsehinstitution eingebüßt zu haben. Der aktuelle Fall jedoch, das Phantombild der mutmaßlichen Tätergruppe, auf dem nur die durch Zeugenaussagen bekannten Einzelheiten klar hervortreten, brachte nicht nur einen neuen Zuschauerrekord, sondern mit einem Mal auch die Erinnerung an die Wirkungskraft dieser Sendung zurück.

Aktenzeichen XY lieferte in seiner irritierenden Mischung aus Spielszenen und kriminalistischer Fahndung frühe »Dokudramen«, lange vor der Entstehung dieses Genres. Die Büros der Polizeibeamten, die in diesen Einspielfilmen ermittelten, sahen genauso aus wie in den Fernsehserien am gleichen Sendeplatz, doch man wusste natürlich, dass das Mädchen, das zu Beginn noch im behüteten Familienkreis gezeigt wurde, kurz darauf tatsächlich ermordet werden würde.

Wie es weitergeht: In der 200 Jahre alten Wissenschaft vom Verdacht hat die Sendung eine neue Fahndungstechnik eingeführt. Den zweiten Teil des Textes findest du auf sz-magazin.de.

Die Arbeit der Aktenzeichen XY-Redaktion ist nun wieder ins Bewusstsein gerückt, nachdem die Sendung über das Holzklotz-Attentat auf der Autobahn bei Oldenburg berichtet hat. Hunderte von Anrufern meldeten sich noch am selben Abend, und zum ersten Mal konnten die Ermittler einem Verdacht gegenüber namentlich bekannten Personen nachgehen. Seitdem Eduard Zimmermann die Moderation der Sendung abgegeben hat, scheint Aktenzeichen XY seinen Status als Fernsehinstitution eingebüßt zu haben. Der aktuelle Fall jedoch, das Phantombild der mutmaßlichen Tätergruppe, auf dem nur die durch Zeugenaussagen bekannten Einzelheiten klar hervortreten, brachte nicht nur einen neuen Zuschauerrekord, sondern mit einem Mal auch die Erinnerung an die Wirkungskraft dieser Sendung zurück.

 

Aktenzeichen XY lieferte in seiner irritierenden Mischung aus Spielszenen und kriminalistischer Fahndung frühe »Dokudramen«, lange vor der Entstehung dieses Genres. Die Büros der Polizeibeamten, die in diesen Einspielfilmen ermittelten, sahen genauso aus wie in den Fernsehserien am gleichen Sendeplatz, doch man wusste natürlich, dass das Mädchen, das zu Beginn noch im behüteten Familienkreis gezeigt wurde, kurz darauf tatsächlich ermordet werden würde.

 

Wie es weitergeht: In der 200 Jahre alten Wissenschaft vom Verdacht hat die Sendung eine neue Fahndungstechnik eingeführt. Den zweiten Teil des Textes findest du auf sz-magazin.de.

 
  • teilen
  • schließen