Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Füchse in der Stadt: Der Mensch sieht rot

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Von: Roland Bäurle (Text); Fabian Zapatka (Foto) 

Am Abend, an dem er erschossen wird, hat der alte Fuchs Zahnweh. Schon länger zieht und sticht es im Maul, und diese Schmerzen haben die Jagd nach Mäusen und Wildkaninchen immer mühsamer werden lassen. Seit einigen Tagen aber steigt ihm der Geruch von Katzenfutter in seine Nase, die 400-mal besser riecht als die eines Menschen. Der Geruch zieht von Osten herüber, vom Kloster Warnberg, das im Münchner Stadtteil Solln liegt. Das Kloster gehört nicht zum Revier des alten Fuchses, der im nahen Forstenrieder Park lebt. Sein Nachbar, in dessen Streifgebiet das Kloster fällt, hat seit Tagen keinen dieser süßlich-penetrant riechenden Kothaufen hinterlassen, um sein Revier zu markieren. Und selbst wenn – Füchse nehmen es mit den Grenzen nicht so genau, sie besuchen sich schon mal, ohne sich, wie Rehböcke, halb totzubeißen.

Der alte Fuchs läuft zum Garten des Klosters Warnberg. Jeden Abend verstreuen die Schwestern des heiligen Augustinus Trockenfutter, das eigentlich für ihren Kater gedacht ist. Andere Füchse besuchen zur selben Zeit die Münchner Altenheime, deren Bewohner sich oft nicht trauen, das Essen zurückgehen zu lassen. Und so streifen die Füchse durch die Parkanlagen oder sie stehen gleich unter den Fenstern und warten auf Hühnerknochen, auf Wurst und Käse und was sonst vom Abendessen übrig ist. In Grünwald, nur zwei Kilometer südlich vom Kloster Warnberg, teilen sich mehrere Fuchsfamilien ein Altenheim. Die einen kommen während der Dämmerung, die anderen etwa eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit – so gehen sie sich aus dem Weg und teilen doch eine wunderbare Nahrungsquelle.

In rund fünf Prozent der Grünwalder Haushalte gibt es jemanden, der regelmäßig Füchse füttert – so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Wildbiologie der Technischen Universität München. Dazu kommen mindestens noch einmal so viele Menschen, die ebenfalls Füchse füttern, aber gar nichts davon wissen. Die ihre Hunde draußen auf der Terrasse füttern oder abends ein Schälchen Milch für den Igel im Garten bereitstellen. »So viele Igel gibt’s gar nicht, die das alles wegschlabbern könnten«, sagt der Wildbiologe Andreas König. Er hat für eine Forschungsarbeit der TU Füchse mit Halsbandsensoren ausgestattet und so ihren Weg durch die Gärten verfolgt. »Bis der Hund kapiert, dass der Fuchs an seinem Napf war, ist der längst im nächsten Garten«, sagt König.

Bei ihren Streifzügen, dreißig bis vierzig Kilometer pro Nacht, fressen die Füchse so ziemlich alles, was sich kauen lässt: Sie ziehen Kartoffelschalen aus Komposthaufen, sie reißen zu tief hängende Meisenknödel von den Bäumen, sie fressen Fallobst, Schnecken, kranke Vögel. Bei Regen trotten sie über die Gehsteige und lassen Regenwürmer ins Maul gleiten, die sie draußen im Wald mühsam aus dem Boden ziehen müssten. Dort gibt’s nur wenige von den gelben Müllsäcken, die Füchse so gern aufreißen. Das machen auch Krähen und Katzen. Aber die Krähe pickt nur ein kleines Loch in den Sack, die Katze durchwühlt ihn an Ort und Stelle – Füchse dagegen schnappen sich all die Joghurtbecher, spielen damit und verteilen sie weiträumig in den umliegenden Gärten.

Hier findest du den zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de

In rund fünf Prozent der Grünwalder Haushalte gibt es jemanden, der regelmäßig Füchse füttert – so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Wildbiologie der Technischen Universität München. Dazu kommen mindestens noch einmal so viele Menschen, die ebenfalls Füchse füttern, aber gar nichts davon wissen. Die ihre Hunde draußen auf der Terrasse füttern oder abends ein Schälchen Milch für den Igel im Garten bereitstellen. »So viele Igel gibt’s gar nicht, die das alles wegschlabbern könnten«, sagt der Wildbiologe Andreas König. Er hat für eine Forschungsarbeit der TU Füchse mit Halsbandsensoren ausgestattet und so ihren Weg durch die Gärten verfolgt. »Bis der Hund kapiert, dass der Fuchs an seinem Napf war, ist der längst im nächsten Garten«, sagt König.

 

Bei ihren Streifzügen, dreißig bis vierzig Kilometer pro Nacht, fressen die Füchse so ziemlich alles, was sich kauen lässt: Sie ziehen Kartoffelschalen aus Komposthaufen, sie reißen zu tief hängende Meisenknödel von den Bäumen, sie fressen Fallobst, Schnecken, kranke Vögel. Bei Regen trotten sie über die Gehsteige und lassen Regenwürmer ins Maul gleiten, die sie draußen im Wald mühsam aus dem Boden ziehen müssten. Dort gibt’s nur wenige von den gelben Müllsäcken, die Füchse so gern aufreißen. Das machen auch Krähen und Katzen. Aber die Krähe pickt nur ein kleines Loch in den Sack, die Katze durchwühlt ihn an Ort und Stelle – Füchse dagegen schnappen sich all die Joghurtbecher, spielen damit und verteilen sie weiträumig in den umliegenden Gärten.

 

Hier findest du den zweiten Teil der Geschichte auf sz-magazin.de

 
  • teilen
  • schließen