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Gangster’s Paradise

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Von: JOHANNES WAECHTER (TEXT), SABINA MCGREW (FOTOS)

»Los, Leute, hier geht’s lang«, ruft der Mitarbeiter der Plattenfirma, als er die Haustür von The Game öffnet. Er führt uns durch die Villa hindurch und hinten wieder hinaus, zum Pool, wo bereits einige Mädchen in der Sonne liegen. Eine trägt einen knappen Badeanzug mit Tigermuster, eine andere einen aus bunten Schnüren geknüpften Bikini, der ihren Körper nur an den allernötigsten Stellen bedeckt. Sie blinzeln kurz herüber, als wir kommen, und gucken dann sofort wieder weg. Magere Weiße – wie langweilig.

Es ist ein Sonntagnachmittag im September und der Rapstar The Game, ein ehemaliger Drogenhändler aus dem Armenviertel von Los Angeles, hat eine Handvoll Reporter – Deutsche, Engländer und einen schweigsamen Norweger – zu einer Poolparty in sein Haus in Los Angeles einge-laden, um die Fertigstellung seiner Platte The Doctor’s Advocate zu feiern. Oft verschoben, erscheint das Werk nun am 14. November, und schon jetzt wird in den Fachblättern vermutet, dass The Game mit dem neuen Album den Erfolg seines Debüts The Documentary übertreffen dürfte, das sich weltweit über 2,5 Millionen Mal verkaufte. Erstmals sollen heute einige Tracks des heiß erwarteten Albums zu hören sein, außerdem sind Grillfleisch, hübsche Mädchen und schwere Jungs angekündigt – eine typische Hip-Hop-Party im Stil der sonnigen Westküste.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Momentan ist vom Star allerdings noch nichts zu sehen. Die Bikini-Mädchen drücken gelangweilt auf ihren Handys herum, ein Koch wirft riesige Fleischlappen auf den Grill, der in einer überdachten Sitzecke am Ende des Grundstücks installiert wurde. Einige Freunde von The Game vertreiben sich die Zeit am Billardtisch oder vor dem schrankgroßen Fernseher im Wohnzimmer, an den eine Spielekonsole angeschlossen ist. Joey steht am Kamin, von dort hat er die Szenerie gut im Blick. Der stiernackige Muskelmann trägt sackartige Jeans, teure Turnschuhe und ein gestreiftes Polohemd; ein handtellergroßes Schmuckstück baumelt vor seiner Brust, eine Schmiedearbeit aus Silber, Platin und Brillanten. In der Mitte ist ein großes B zu sehen, umgeben von zwei gezackten Kränzen, in denen »The Black Wall Street« steht, der Name von Games Label, und der Slogan »Live for everything, die for nothing«. 15 000 Dollar kostet dieses Emblem, das der Rapper seinen treuesten Begleitern verehrt.

 

»Alle Typen, die du hier siehst, kennen Game schon sehr, sehr lange«, erklärt Joey. »Wir kommen alle aus dem Ghetto – aus Compton. Game hat es geschafft, da rauszukommen, und er versucht, seine Freunde mitzunehmen.« Joey erzählt, dass der Star ihm eine Ausbildung als Bodyguard bezahlt habe, und dass er nun hier für die Sicherheit zuständig sei. »Es gibt oft Kämpfe. Jeder glaubt, ihn zu kennen. Jeder will etwas von ihm.« Doch ein wenig sei The Game auch selbst schuld daran. »Er ist jemand, der gern gibt. Manchmal gibt er zu viel. Guck dich um: Das ganze Haus voller Leute, selbst Wildfremde wie du dürfen hier rein.«

 

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