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Sein Stück vom Kuchen: Ein Geburtstagsbrief für Harald Schmidt

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VON OLIVER POCHER

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lieber Harald,

jetzt brauchst Du langsam wirklich einen Föhn, um alle Kerzen auf Deiner Torte auspusten zu können. Mit 50 bist Du nur knapp jünger als alle Bandmitglieder von Tokio Hotel zusammen. Aber das ist ja nicht schlimm. Bruce Willis ist sogar zwei Jahre älter als Du, hat viel weniger Haare und ist trotzdem cool.

Vielleicht ist das aber auch der Unterschied zwischen »Die Hard 4.0« und der »Schmidt Show 07«. Oder vorsichtig gefragt: Warst Du eigentlich je so jung wie Bill Kaulitz heute? Oder warst Du früher mehr Florian Silbereisen in lustig? Wolltest Du irgendwann mal, dass die Weiber Dir Tangas auf die Bühne werfen, oder warst Du immer nur scharf auf den Kulturteil der »FAZ«? Ich fürchte, wenn Du sagst, »ich hab früher viel weggeorgelt«, geht es bei Dir tatsächlich um Musikinstrumente. Du merkst, hier schreibt die Simone Rethel-Heesters in mir. Also die leichte Befürchtung, dass man nebeneinander auf der Bühne steht und der Alte immer noch glaubt, er hat’s drauf, während die anderen denken: »Wann lässt er’s denn endlich bleiben?«

Muss ja bei uns nicht so kommen, Harald. Keine Sorge, Du bist ja erst 50 und damit nicht mal halb so alt wie Jopie. Aber was schreibt einer wie ich einem wie Dir zum Geburtstag, wenn nicht etwas Kritisches? Ich sag’s mal so: Hätte Prince Charles seiner Mutter rechtzeitig ans Zepter gepinkelt, wäre er heute sehr wahrscheinlich König. Du verstehst, wo ich hinwill?

Wobei Du für mich weniger Königin Elizabeth bist als vielmehr Kaiser Franz. Beckenbauer hat die WM nach Deutschland geholt, Du die Late Night. Nur: Am Ende steht Ihr beide neben Waldemar Hartmann. Klingelt’s jetzt?

 

Auf lokaler Ebene duldet Beckenbauer ja, dass einer wie Hoeneß so tut, als hätte er was zu melden, bei Dir heißt der Hoeneß Andrack, wobei der richtige Hoeneß wenigstens den Vorteil hat, sich für den richtigen FC zu engagieren und Andrack eigentlich auch bestenfalls Rummenigge ist, aber das ist ja nicht das Thema. Aber wo man Dich sonst noch so sieht in letzter Zeit, lieber Harald, das ist – tiefenpsychologisch gesehen – schon viel problematischer: Du gehst aufs »Traumschiff«, spielst mit »Unserem Charly« Affentheater oder sitzt gar neben Gundula Gause im »heute journal«!

 

Hier geht's zum zweiten Teil des Briefes.

 
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