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Warum gucken die so?

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Wenn man den Schmollmund von Brigitte Bardot und den Kussmund von Marilyn Monroe mischt, was kommt dann raus? Na, denkt man, vielleicht kein übermäßig intelligenter Gesichtsausdruck, aber doch etwas, das auf interessante Weise verführerisch oder gar auf verführerische Weise interessant sein könnte. Leider falsch gedacht. Heraus kommt der bisher dämlichste Gesichtsausdruck des jungen Jahrtausends, genannt: »Duckface«. Noch nie gehört? Macht nichts, ganz ehrlich, es ist wirklich nicht schön anzusehen, und ganz nebenbei: willkommen im 21. Jahrhundert.

Wir haben hier jetzt Internet und Handykameras und Sachen, die Facebook und MySpace heißen. Ja, doch, das schreibt sich so blöd mit dem angedockten Großbuchstaben, aber um Orthografie geht es jetzt gerade nicht. Ohne MySpace, Facebook, Handykamera und Internet gäbe es das Duckface nicht, und es wäre zu viel gesagt, dass wir ohne Duckface in einer schöneren Welt lebten, aber immerhin in einer, die eine Frage weniger aufwürfe: Warum macht jemand so ein irrsinnig blödes Gesicht, ohne das wenigstens lustig zu meinen? Das Erstaunliche ist nicht das Zeigen des blöden Gesichts an sich. Früher haben sich junge und nicht mehr so junge Menschen bisweilen in etwas zu großer Zahl in Fotokabinen begeben, dort Fratzen geschnitten und das Ergebnis anschließend auf Passbildern bewundert: Schau, wie beknackt Bernd wieder aussieht. Und Ruth erst. Die Duckface-Menschen hingegen - meist Mädchen, aber immer öfter auch Jungs - fotografieren sich nicht, um spaßeshalber mal auszusehen wie kurz nach der Hirnschmelze, sondern weil sie den Gesichtsausdruck offenbar so selbst-ironisch wie sexy finden. Einerseits revoltiert das Internet, es gibt Anti-Duckface-Seiten und ein Lied der Gruppe Gamble, in dem es heißt: »Du bist ein schönes Mädchen, warum zum Teufel machst du ein Duckface? Deinetwegen musste ich kotzen.« Andererseits hat die Datingseite OkCupid ermittelt, dass Mädchen, die sich mit einem Duckface zeigen, mehr Zuschriften bekommen als andere. Die Erklärung - so nahe sie zu liegen scheint -, dass es vom Duckface zum Fuckface nur ein einziger Buchstabe ist, scheint zu kurz gegriffen. Vielleicht geht es darum, kurz mal Lippen wie Angelina Jolie oder Scarlett Johansson zu haben (die beide als permanente Duckfaces gelten können), ohne sich einer Schönheits-OP zu unterziehen - Lippen-OPs gehen ja bekanntlich gern mal schief, die Ergebnisse heißen dann fachsprachlich Schlauchbootmund bzw. Bratwurstlippen. Aber wenn das die Erklärung sein sollte: Was sagt das über die Duckface-Jungs? Autor: Christian Zaschke Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des SZ-Magazins.

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