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"Wir geben keine Auskunft" (Ethan Coen) "Und damit Basta" (Joel Cohen)

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Damit auf unserem Planeten keine Langeweile aufkommt, hat Gott Erdbeben, Wirbelstürme, Brad Pitt und George Clooney erfunden. Und die Regisseure Joel und Ethan Coen, die den beiden Schauspielern ihre bislang lustigsten Rollen verschafft haben. In dem neuesten Film der Coen-Brüder, »Burn After Reading«, deutsch »Wer verbrennt sich hier die Finger«, spielt Brad Pitt den Fitnesstrainer Chad Feldheimer, der in der Umkleidekabine seines Clubs eine CD mit Informa-tionen des CIA findet – die Staatsgeheimnisse will er meistbietend verkaufen. Für George Clooney haben sich die Coens den Regierungsbeamten Harry Pfarrer ausgedacht. Einen talentlosen Bürokraten, dessen Sexsucht ihn nicht nur in die Betten zahlreicher Frauen treibt, sondern auch mitten ins Zentrum der von Chad ausgelösten Staatsaffäre. Mit »No Country for Old Men« hatten die Brüder im Frühjahr das einmalige Kunststück vollbracht, die Oscars für den besten Film, das beste Drehbuch und die beste Regie zu gewinnen. Nun lassen sie Pitt und Clooney als Dummköpfe auftreten. Ethan, 50, und Joel, 53, sitzen mit angeödeten Gesichtern auf ihren Stühlen. Die Coen-Brüder wirken wie zwei Menschen, die sich dasselbe Gehirn teilen. Sätze, die der eine beginnt, kann der andere übergangslos beenden. Man hat fast den Eindruck, als würde man mit einer einzigen Person sprechen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

SZ-Magazin: Wer von Ihnen hatte nach No Country for Old Men das Bedürfnis, einen Film in der Fitnessclub- und Geheimdienstszene Washingtons zu inszenieren? Joel: So arbeiten wir nicht. Der Ausgangspunkt waren die Schauspieler. Wir wollten mit Brad und George drehen, und schon lange hatten wir den Wunsch, mit John Malkovich und Tilda Swinton zu arbeiten. Ethan: Dann dachten wir: Brad ist der geborene Fitnesstrainer, wenn wir ihm eine Föhnfrisur mit blonder Strähne verpassen; für John fanden wir einen gescheiterten, jähzornigen Agenten passend; Tilda als seine ihm in jeder Hinsicht überlegene Frau, die ihn mit Clooney betrügt. Frances McDormand wiederum wollte Pitts Kollegin im Fitnessclub sein, und George tritt nach O Brother Where Art Thou? und Ein (un)möglicher Härtefall zum dritten Mal bei uns als Idiot auf. Er spricht von seiner »Idioten-Trilogie«. Joel: Schließlich mussten wir dieses Personal durch eine Handlung miteinander verbinden. Heraus kam dann der Plot mit CD und Erpressung. Entwickeln Sie immer erst die Figuren und dann die Handlung? Ethan: Wir haben keine Regeln. Bei No Country, unserer ersten Romanverfilmung, waren Handlung und Charaktere durch Cormac McCarthys Buch vorgegeben. Für Burn After Reading stellten wir tatsächlich zuerst eine Liste mit Schauspielern auf, die wir einsetzen wollten. So mächtig sind Sie inzwischen, dass es ausreicht, die Namen der größten Stars auf eine Liste zu schreiben, um sie zu engagieren? Ethan: Wir drehen immer noch mit Budgets, die vergleichsweise mickrig sind. Was bedeutet: kleine Honorare, große künstlerische Freiheit. Das gefällt vielen Schauspielern. Joel: Sie wissen einfach, dass sie sich mit uns amüsieren. Sie rufen also Pitt an und sagen: »Junge, du stehst bei uns auf der Liste als kaugummikauender, iPod-hörender Trottel. Komm vorbei!«? Ethan: Er wollte unbedingt einen Fitnesstrainer spielen, aber es gab jede Menge Terminprobleme, auch mit dem Rest der Besetzung. Deswegen mussten wir hastig arbeiten. Kennen Sie eigentlich Ihren Spitznamen in Hollywood? Ethan: Ja – der Regisseur mit den zwei Köpfen. Joel: Ich nehme an, das soll eine Anspielung auf die Tatsache sein, dass wir bei all unseren Filmen gemeinsam Drehbücher schreiben, Regie führen und die Filme produzieren. Die Leute finden das seltsam, denn sie können nicht nachvollziehen, wie zwei Menschen stets einig sein können. Josh Brolin, Hauptdarsteller von No Country, sagte in etwa, er habe noch nie zwei Leute in der Filmindustrie so harmonisch miteinander arbeiten sehen. Das habe ihn zutiefst erschreckt. Ethan: Es ist gar nicht so, dass wir in jedem Punkt einer Meinung sind. Aber wir haben eine ziemlich große gemeinsame Schnittmenge; in der bewegen wir uns. Könnte einer von Ihnen allein einen Film drehen? Joel: Nö. Ethan: Warum sollte er? Wie gut kennen Sie sich wirklich? Joel: Phhh. Was haben Sie sich zu Weihnachten geschenkt? Joel: Über unser Privatleben möchten wir nicht reden. Warum eigentlich nicht? Joel: Weil es wahnsinnig uninteressant ist. Es gibt sicher eine Menge Psychologen, die das anders sehen. Zwei Männer, die seit ihrer Kindheit nicht voneinander ablassen und als die künstlerisch einflussreichsten Regisseure ihrer Generation gelten. Ethan: Mag sein, aber Auskunft geben wir nicht. Joel: Wir sind Brüder und drehen gemeinsam Filme. Und damit basta. Was empfinden Sie als unangenehmer: Fragen nach Ihrem Privatleben oder Leute, die Ihre Filme mit Bedeutung aufladen wollen? Joel: Beides stört uns kaum, aber wir können leider keine gescheiten Antworten geben. Lies weiter bei den Kollegen vom SZ-Magazin!

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