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1700 bis 2300 Euro brutto für die Skilehrerin

Foto: privat; Collage: jetzt

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Die (prominenten) Skischüler

Meine Schüler sind ganz gemischt. Von Kindern bis zu erwachsenen Anfängern bis hin zu richtig guten Skifahrern, die Schnupperkurse für Tiefschneefahren oder Ähnliches machen möchten. Das Interessante daran ist, dass man ganz verschiedene Leute kennenlernt. Hier in Lech machen auch viele Prominente Urlaub. Mein allererster Gast in Lech war Schauspieler Patrick Dempsey (Grey’s Anatomy). Der Name hat mir zuerst nicht viel gesagt – ich bin keine große Grey’s-Anatomy-Schauerin. Also habe ich ihn wie gewohnt vom Hotel abgeholt und bin mit ihm zwei, drei Tage gefahren wie mit einem normalen Gast. Irgendwann hatte es sich allerdings in Lech bei den Mädels herumgesprochen, dass Patrick Dempsey hier ist. Erst dann habe auch ich gecheckt, dass er ja ein berühmter Schauspieler ist. Das war mir zwar ein bisschen peinlich, aber ich glaube, er war froh, dass ich ihn nicht gleich erkannt habe. Die meisten Promis wollen ganz normal behandelt werden und gehen dem Trubel um sie im Urlaub lieber aus dem Weg.

Patrick Dempsey ist ein sehr guter Skifahrer. Ich bin auch ein bisschen mit seinen beiden Söhnen und seiner Tochter gefahren, und auch mal mit der ganzen Familie zusammen. Das war total entspannt. Als Skilehrer ist man bei prominenten Gästen oft sehr willkommen und wird auch mal zum Mittagessen eingeladen. Manchmal entstehen sogar Freundschaften. 

Der Weg

Ich habe die Ausbildung zur staatlich geprüften Skilehrerin beim Deutschen Skilehrerverband (DSLV) gemacht. Die dauert drei Jahre. Ich musste einen Eignungstest machen und dann verschiedene Module absolvieren. Das waren Lehrgänge für Risikomanagement, motorische und methodische Fertigkeiten und ein Theorielehrgang. Diese Module wurden bei der staatlichen Prüfung abgefragt. Mittlerweile gibt es aber eine neue Prüfungsordnung: Es gibt Level eins, zwei und drei. Man muss alle Level absolvieren, damit man zur staatlichen Prüfung zugelassen wird.

Als ich mit meiner Ausbildung fertig war, wollte ich den Job auch mal eine ganze Saison lang ausprobieren. Das hat mir sehr gut gefallen. Mittlerweile bin ich die vierte Saison hauptberuflich Skilehrerin in Lech am Arlberg. Dort bin ich für die jeweilige Saison immer fest bei einer Skischule als Stammskilehrerin angestellt, also als Skilehrerin für die gesamte Saison. Nebenbei arbeite ich auch als Ausbilderin für den DSLV.

Der typische Arbeitstag

Wir haben intern in der Skischule ein Onlineportal, in das wir uns einloggen können. Dort sehe ich am Abend vorher meine Buchungen für den nächsten Tag, die mir der Chef eingetragen hat. Am nächsten Tag hole ich meinen Gast zum gewünschten Zeitpunkt vom Hotel ab – ich gebe hauptsächlich Privatkurse. Wir machen immer individuell mit dem Gast aus, wann wir starten, meistens so um zehn Uhr morgens. Ich habe davor schon ein paar Informationen, was der Gast kann beziehungsweise was er machen möchte. Vor Ort bespreche ich mit ihm noch einmal genau, was er trainieren möchte oder welche besonderen Wünsche er hat. Danach geht’s auf die Piste. Meistens machen wir eine Mittagspause zwischendrin. Manchmal fahren wir aber auch durch. Mein Tag ist meistens so um 15 Uhr beendet, wenn ich den Gast zurück ins Hotel gebracht habe.

Die Motivation

Mich motiviert es, dass ich mein Hobby zum Beruf machen kann. Es ist schön, anderen Menschen das Skifahren vermitteln zu können – das Wissen darüber, den Spaß und die Motivation daran weiterzugeben. Manchmal muss man sie natürlich erst einmal aus ihrer Komfortzone herausholen, aber wenn sie am Ende des Tages ein Erfolgserlebnis haben, ist das einfach toll.

 

Die Hüttengaudi

Klar ist man nicht nur Skilehrer, sondern auch Entertainer und Betreuer. Aber abends ist es gut, dass wir uns ausklinken können. Wir müssen ja nicht rund um die Uhr mit den Gästen feiern oder mordsmäßig Après-Ski machen. Manchmal, wenn die Stimmung passt und man andere Skilehrerkollegen trifft, kann es schon mal sein, dass wir gemeinsam feiern, aber es gehört eigentlich nicht zu meinem Alltag. Das würde man auf Dauer auch nicht aushalten.

Das Privatleben

Der Job ist sehr gut mit meinem Privatleben vereinbar. Denn man lernt tolle Leute kennen und kann immer wieder neue Freundschaften schließen. Ich habe mittlerweile viele Freunde rund um den Skisport. Wir sind nicht nur gemeinsam auf der Piste unterwegs, sondern unternehmen auch nachmittags gemeinsam etwas, wenn wir mit der Arbeit fertig sind. Wir fahren dann noch eine Runde gemeinsam, machen Sport oder gehen am Abend mal ein Bierchen trinken.

Das Geld

Im ersten Jahr habe ich um die 1700 brutto verdient, mittlerweile sind es um die 2300 brutto für eine Sechs-Tages-Woche mit vier bis fünf Stunden pro Tag. Die Spanne bewegt sich also zwischen 1700 und 2300 brutto im Monat, je nachdem, welche Ausbildung man hat und wie lange man bereits als Stammskilehrerin arbeitet.

Der Sommer

Da mir die Arbeit als Skilehrerin während der gesamten Wintersaison so gut gefallen hat, stellte sich die Frage, was ich denn im Sommer machen könnte. Weil ich mit den Bergen immer schon sehr verbunden und als kleines Mädchen in den Sommerferien auf einer Alpe im Allgäu war, machte ich auf einer Sennalpe in der Schweiz einen Sennerkurs und arbeitete schließlich die letzten drei Jahre im Sommer als Sennerin. Im Winter bin ich also bei der Skischule angestellt und im Sommer auf der Alpe, das lässt sich ganz gut miteinander vereinbaren.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Tatsächlich kommt sehr oft die Frage, was ich denn als Skilehrerin im Sommer mache. Zuerst sind die Leute überrascht über meine Antwort. Dann überlegen sie weiter und fragen: „Wie bist du dazu gekommen? Macht das Spaß?“ Denn man ist ja tatsächlich sehr einsam auf der Alpe. Das ist schon ein Kontrastprogramm zum Winter mit den vielen Gästen und Touristen, manchmal auch dem Après-Ski-Feiern. Aber die meisten finden, dass das eine gute Kombination ist.

Ich denke mir immer: Solange ich noch jung und ungebunden bin, lebe ich das, was mir gefällt. Man muss die Dinge aus Leidenschaft machen, und Skilehrerdasein und das Sennen sind zwei Sachen, die ich gerne tue und die mir Spaß machen. Wenn man das mit einem Beruf verbinden kann, ist das natürlich super!

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