Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

„Wenn du auf Dreh bist, ist es wie Klassenfahrt“

Illustration: Katharina Bitzl; Foto: Daniel Köhler

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Bianca Taube, 23, hat in Bamberg Kommunikationswissenschaft studiert. Sie arbeitet seit April für eine Produktionsfirma in Köln und war zuerst als Realisatorin bei der Vox-Sendung „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“. Seit September arbeitet sie als Realisationsassistentin für das Format „Das perfekte Dinner“. Für ihren Berufswunsch in der TV-Branche zu arbeiten findet sie sich damit ab, dass sie von einem befristeten Vertrag zum nächsten springt.

Der Weg

Für mich war schon während dem Studium klar, dass ich zum Fernsehen will. Das Praktische kam mir im Studium zu kurz, daher habe ich verschiedene Praktika nebenher gemacht. Als ich dann an meiner Bachelorarbeit saß, habe ich mich nach Stellen im TV-Bereich umgeschaut. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und muss mich irgendwie ausleben können. Ich wollte eigentlich als Redakteurin arbeiten, die aktiv an Konzepten mitarbeitet und gleichzeitig mit auf Filmdrehs geht. Diese Kombination gab es aber nicht. Entweder das Eine oder das Andere. Durch meine Bewerbungen wurde das Ganze für mich entschieden. Bei „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ bekam ich eine Anstellung als Realisatorin. Das bedeutete, mit den Kamerateams raus zu gehen und so gut wie keine Büroarbeit erledigen zu müssen. Nach der Hochzeitssession bekam ich direkt das Angebot, beim „Perfekten Dinner“ als Realisationsassistentin zuarbeiten. Der Job ist derselbe, die Bezeichnung nur anders. 

Der Tagesablauf

Ich wusste, dass das Fernsehen keine Kuschel-Branche ist, aber es war dann doch ein Sprung ins kalte Wasser. Man guckt einmal zu und dann muss man alleine klar kommen. Wenn du was verbockst wird das erst beim Schneiden des Materials Wochen später raus kommen.

Bei mir wechseln sich Arbeit und Freizeit ab. Ich bin für eine ganze Woche in Deutschland unterwegs und drehe in verschiedenen Städten. Danach habe ich als Ausgleich eine ganze Woche frei. Mein Arbeitstag beginnt irgendwann mittags und dauert meistens bis spät in die Nacht. Die ersten Stunden verbringen wir damit, schöne Aufnahmen der jeweiligen Stadt zu machen. Danach geht es zu dem Gastgeber. Jeden Tag drehen wir bei jemand neuem. Vor Ort bin ich dafür verantwortlich, was und wen wir wie und wo filmen. Dabei stelle ich den Teilnehmern dann auch die verschiedenen Fragen und wir filmen die Antworten. Dafür habe ich einen vorgefertigten Fragenkatalog an dem ich mich orientiere. Die Fragen beziehen sich auf das Essen und auf das Miteinander der Kandidaten untereinander. Dabei muss ich auch situationsabhängige Fragen stellen. Der Tag endet für mich erst, wenn alle Teilnehmer ihre Bewertungen abgegeben haben. Es gibt Tage, da komme ich erst um fünf Uhr morgens ins Bett. Du hast keinen Einfluss darauf, wie lange ein Tag dauert. Das kann schon nerven. Auf der anderen Seite fühlt es sich nicht wie arbeiten an, vielmehr wie eine Klassenfahrt. Die Drehteams werden jede Woche neu zusammengesetzt. Da kannst du richtig Glück haben oder eben Pech. 

Privatleben

Das habe ich zum Glück trotz ungewöhnlicher Arbeitszeiten ausreichend. In der freien Woche hole ich Schlaf nach, treffe meine Freunde und bin viel unterwegs. Durch die lange Pause kann ich super Freunde und Familie in der Heimat oder sonst wo besuchen. Leider ist das jetzt nur auf absehbare Zeit sicher. Ich muss demnächst wieder anfangen mich nach was Neuem umzuschauen oder gucken, dass mein Vertrag verlängert wird. Das ist schon hart in der Branche. Du bekommst einfach keine Festanstellung auf unbegrenzte Zeit. Ich springe von einem Vertrag zum nächsten. 

Das Geld

Für mich reicht mein Gehalt vollkommen aus, aber ich bin auch single und wohne in einer Dreier-WG. Mein Gehalt liegt zwischen 2000 und 2500 Euro Brutto im Monat. Müsste ich jetzt noch eine Familie von dem Geld ernähren oder eine super geile Wohnung zahlen, wäre es vielleicht knapp. Ich kann gut mit Geld umgehen, das hilft mir dabei schon. Ich verdiene bestimmt nicht die Welt, natürlich ist noch Luft nach oben. 

Die Sache mit der Wahrheit

Mir ist wichtig, dass den Leuten klar ist, dass wir niemanden vorführen wollen. Alle Beteiligten sollen sich wohlfühlen. Das Format „Das perfekte Dinner“ ist einfach als nette dokumentarische Kochsendung angelegt. Wir sind bei den Leuten zuhause und filmen deren Leben. Ich würde nie für ein Format arbeiten wollen, das Leute lächerlich macht. Ja, es gibt Leute, die irgendwie komisch rüber kommen. Aber die sind einfach so. Die Teilnehmer werden vorher gecastet und Leute, die besonders hervorstechen, werden lieber genommen. Die Sendung möchte unterhalten und nicht langweilig sein. Die Fragen und die Antworten, die nachher in der Sendung zu sehen sind, schneidet jemand anderes aneinander. Ich habe da keinen Einfluss drauf. Ich habe diesen Job bei einer Produktionsfirma gewählt, weil es ein guter Einstieg in die Fernsehbranche ist. Du sammelst beim Dreh viel mehr Erfahrungen als in der Redaktion und weißt nachher, wie der Hase zu laufen hat. Ich hoffe, später mal einen Job bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu bekommen, aber erst mal sammle ich Erfahrung. 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird?

„Wie, du machst Promi-Dinner?! Bei wem bist du denn da so?“ Dann muss ich erst mal erklären, dass „das Promi-Dinner“ und „das Perfekte Dinner“ unterschiedliche Formate sind. Sobald das klar ist, sind die meisten interessiert. Wann trifft man schon mal jemanden, der wirklich beim Fernsehen arbeitet? Eigentlich kommt dann immer noch die Frage, was denn jetzt echt und was fake ist. 

Weiteres Insider-Wissen über Jobs findet ihr hier:

  • teilen
  • schließen