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2200 Euro brutto für die Gebäudereinigerin

Foto: privat; Bearbeitung: jetzt

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Das Tagesgeschäft

Ich mache zwar jetzt ein duales Studium in der Verwaltung einer Reinigungsfirma, habe aber zweieinhalb Jahre als Gebäudereinigerin gearbeitet. An diese Zeit erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war vor allem in der Bau- und Sonderreinigung eingeteilt, habe aber auch schon in Einkaufzentren saubergemacht. Meine Schicht hat immer sehr früh angefangen, um fünf oder sechs Uhr morgens. Bei der Bau- und Sonderreinigung habe ich vor allem Gebäude, die noch gebaut werden oder noch leer stehen, gereinigt. Vor Ort war ich immer zusammen mit anderen Kolleg*innen, darunter vor allem Männern, was manche vielleicht verwundert. Ich war oft in unterschiedlichen Gebäuden eingeteilt und nie lange an einem Ort. Daher musste ich mich immer wieder auf die neuen Begebenheiten einstellen. Denn wie man reinigt, hängt davon ab, was man saubermacht: Teppiche sind anders als Steinböden, genauso unterscheidet sich Glas von anderen Wänden. Am Vorabend habe ich meine Einteilung für einen bestimmten Bereich bekommen. Dann wurde am Tag darauf acht Stunden gereinigt. Wir haben uns gegenseitig  immer geholfen, schließlich wollte auch jeder fertig werden. Bei der Sonderreinigung braucht man auch mal Spezialreiniger und muss insgesamt auf andere Dinge achten. Man führt verschiedene Reinigungen durch, wie zum Beispiel: Baureinigung, Glasreinigung, Graffitientfernung, Grundreinigung und Teppichreinigung. Es ist wichtig die unterschiedlichen Bodenbeläge zu erkennen, um den Schmutz richtig zu entfernen und nichts zu beschädigen. In Einkaufszentren reinigen wir neben der Ladenstraße die Sanitärbereiche, Treppenhäuser und beseitigen den Müll.

Die Ausbildung

Eigentlich war der Weg zur Gebäudereinigung naheliegend für mich, da meine Mutter eine eigene Reinigungsfirma besitzt. Doch während der Schule hatte ich das noch nicht auf dem Schirm. Erst bei einer Berufsberatung kam ich wieder darauf. Vor allem die späteren Aufstiegschancen in die Verwaltung oder Leitung haben mich sehr interessiert. Außerdem habe ich von klein auf gelernt, wie wichtig Sauberkeit für die Gesellschaft ist. Irgendjemand muss schließlich dafür sorgen, dass der Schmutz weggeräumt wird. Ich hatte also gleich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. In der Ausbildung hatte ich dann Fächer zu den verschiedenen Arten von Reinigungen und Belägen. Die großen Reinigungswagen, wie sie viele vielleicht aus dem eigenen Büro oder Einkaufszentren kennen, sind nicht überall nötig. Gerade in der Sonderreinigung hatte ich vor allem Reinigungstücher und verschiedene Spezialreiniger. Nun lerne ich in dem gleichen Betrieb auch die Arbeit in der Verwaltung und Organisation kennen. Währenddessen studiere ich gerade noch BWL.

Die Motivation

Das beste Gefühl bei der Gebäudereinigung ist der Vorher- und Nachher-Effekt. Nach jedem Arbeitstag war ich zwar erschöpft von der körperlichen Anstrengung, aber ich habe auch dieses unglaubliche Ergebnis gesehen. Es ist wichtig, dass Menschen für diese Tätigkeit ordentlich ausgebildet werden. Denn was wir tun, ist mehr als einfach nur reinigen. Das richtige Vorgehen braucht Übung und Profiwissen. Zudem muss man sehr viele verschiedene Materialien kennen. Das Wort „Putze“ geht also gar nicht. Ich bin stolz darauf, im Reinigungsgewerbe zu arbeiten. Auch wenn ich und meine Kolleg*innen oft wenig Anerkennung bekommen, weiß ich, wie wichtig diese Arbeit ist.

Das Geld

Das Gehalt ist in der Gebäudereinigung tariflich festgelegt. Je nach dem, welche Form der Gebäudereinigung man macht, bekommt man mehr oder weniger Geld. Wenn man wiederholende Reinigungen in Gebäuden – wie zum Beispiel in Einkaufszentren – ohne Sonderreinigung ausübt, dann nennt man das auch Unterhaltsreinigung. Das geht dann ohne Ausbildung bei 1684 Euro brutto los. Als Gesellin habe ich je nach Schichtlage aber mindestens schon 2200 Euro brutto verdient. Außerdem hat man viele Möglichkeiten sich weiterzubilden, wie ich es mache. Mein Ziel ist es, die Kenntnisse des BWL-Studiums mit den Kenntnissen der Gebäudereinigungsausbildung in die Firma einzubringen.

Der größte Schmutz

Anfangs hat es viel Überwindung gekostet, Schmutz zu entfernen, der schlimm gerochen hat, wie zum Beispiel Fäkalien, Urin oder Erbrochenes, aber auch das gehört zu dem Beruf dazu. Irgendwann springt man über seinen Schatten, da man diese Art von Schmutz nicht jeden Tag acht Stunden lang entfernen muss. Bei jedem Beruf gibt es schöne, sowie auch nicht so schöne Tätigkeiten, die man jedoch trotzdem ausführen muss. Wenn man den Arbeitsschutz beachtet, zu dem auch Schutzhandschuhe gehören, kann einem selbst der fieseste Schmutz nichts anhaben.

Die Respektlosigkeit

Gerade von jungen Menschen musste ich mir schon viele Respektlosigkeiten anhören. Auch Bekannte haben mich schon gefragt: „Warum machst du so einen Scheiß? Du putzt ja nur.“ Das ist unglaublich ignorant. Denn jeder von uns produziert Müll und Dreck. Wie würde es gerade an öffentlichen Orten aussehen, wenn das niemand wegmachen würde? Die Menschen, die solche Meinungen vertreten,  müssen sich also nur eine Welt ohne die Gebäudereinigung vorstellen. Jeder profitiert von der Gebäudereinigung! Diese Undankbarkeit und Ungerechtigkeit sind meine Kolleg*innen und ich aber leider schon gewöhnt, wir mussten aber lernen,  da drüber zu stehen. 

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