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Diese Barkeeper-Typen begegnen dir am Tresen

Illustration: Katharina Bitzl

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1. Der blutige Anfänger

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Illustration: Katharina Bitzl

So erkennst du ihn: Am ärmellosen Shirt und dem Geräusch zerschellender Gläser. Der Anfänger ist seit kurzem endlich volljährig und hat den Job hinter der Theke einer Restaurantkette bekommen – Jackpot! Macht Cocktails mit ähnlich variierenden Mischverhältnissen wie auf der Ersti-Party. Auf Bestellungen reagiert er mit heftigem Nicken, doch in seinen Augen flackert die Panik. Starrt dann minutenlang auf die Getränkerezepte hinter der Theke und schneidet sich beim Limettenvierteln in die zittrigen Finger. Oszilliert allgemein zwischen Übermotiviertheit und Überforderung, weshalb er überdurchschnittlich oft den Kühlschrank öffnet. Übt vor und nach Ladenschluss heimlich mit dem Shaker jonglieren. Bei der nächsten WG-Party triffst du ihn in der Küche – er mischt jetzt mal die Drinks für alle.

Dort findest du ihn: An der Vapiano-Theke und in Strand-Diskotheken

Sein Signature-Drink: Gin Tonic

Diesen Satz sagt er, wenn er dein Getränk auf die Theke stellt: „Hier kommt der Gin-Tonic. Äh, Fizz.“

Von ihm lernst du, dass…: aller Anfang schwer ist.

Was du zu ihm nie sagen solltest: „Einen Gibson dry straight up, bitte.“

2. Der Poser

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Illustration: Katharina Bitzl

Daran erkennst du ihn: Der Poser steht hinter der Bar wie ein Zauberer in der Manege. Vor ihm aufgereiht sind Fläschchen mit Infusionen und Tinkturen, die er konzentriert in dein Glas träufelt. Außerdem ist er großflächig tätowiert und trägt zu weißem T-Shirt Hosenträger (ohne Bauchansatz). Kam vom Kaff in die Großstadt, um endlich seiner kreativen Berufung nachzugehen. Beschreibt sich anfangs als „Visual Artist auf der Durchreise“, der den Job nur wegen des Cashflows angenommen hat. Entdeckt dann aber das Drinksmixen als ideales Outlet für seine Kreativität. Destilliert seitdem Amaranth-Aromen in seiner WG, statt an seiner Mappe zu arbeiten. Irgendwie schmecken seine Kreationen nur so lala, aber aussehen tut's wie in Brooklyn.

Dort findest du ihn: In Trendvierteln von Großstädten

Sein Signature-Drink: Turmeric-infused Gin Basil Smash

Diesen Satz sagt er, wenn er dein Getränk auf die Theke stellt: Absolut nichts. Seine Kunst spricht für sich.

Von ihm lernst du, dass…: du doch was Richtiges lernen solltest.

Was du zu ihm nie sagen solltest: „Das Kohle-Aroma schmeck ich jetzt irgendwie nicht raus.“

3. Der Grantler

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Illustration: Katharina Bitzl

So erkennst du ihn: Am zerknautschten Gesichtsausdruck. Der Grantler ist bei seinem Barjob vor acht bis 28 Jahren hängengeblieben. Damals versuchte er noch, mit seiner Percussion-Band durchzustarten, mittlerweile hat er diesen Traum – wie alle anderen – in die Tonne getreten. Macht seinem Frust in genuschelten Selbstgesprächen Luft. Wenn du ihm doof kommst, wird er schnell laut. Dass er vermutlich noch einen Schädel von gestern hat, macht seine Laune auch nicht besser. Denn seitdem er Schichtleiter ist, folgt jeder Tag demselben Muster: arbeiten, ausnüchtern, arbeiten. Erst killt er über den Abend verteilt locker eine halbe Flasche Schnaps, dann setzt er die letzten Gäste vor die Tür, um endlich „in Frieden“ sein Feierabendbier zu trinken. Der Grantler ist sich selbst der beste Kunde.  

Dort findest du ihn: In Kneipen mit Dartscheibe und Cocktailbars

Sein Signature-Drink: Flaschenbier

Diesen Satz sagt er, wenn er dein Getränk auf die Theke stellt: „Sechsfuffzig.“

Von ihm lernst du, dass…: man für manche Träume kämpfen sollte.

Was du zu ihm nie sagen solltest: „Äh, sorry, aber das hab ich nicht bestellt.“

4. Die Tresenmutti

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Illustration: Katharina Bitzl

So erkennst du sie: Die Mutti umhüllt dich mit Wärme und Heimeligkeit am Tresen, die du sonst nur von Daheim kennst. Sie ist trotzdem alles andere als naiv. In ihrer langjährigen Karriere als Samariterin der Nacht hat sie schon vieles gesehen. Deshalb krächzt sie dir spätestens nach Drink Nummer zwei Lebensweisheiten über den Tresen, die du sofort mitschreiben willst. Das Drinksmixen klappt zwar nur durchschnittlich, aber viel wichtiger ist: Während du über dein halbvolles Glas hinweg von deiner Trennung erzählst, nickt sie aufmunternd und füllt die Nüsschen nach. Der Grund, warum du ihr fragwürdig eingerichtetes Etablissements überhaupt betrittst, ist und bleibt sie – das Herzstück der Bar.

Dort findest du sie: An Hotelbars oder in alteingesessenen Kaschemmen

Ihr Signature-Drink: Grog mit Sahnehäubchen

Diesen Satz sagt sie, wenn sie dein Getränk auf die Theke stellt: „Geht aufs Haus.“

Von ihr lernst du, dass…: es einen Ort auf der Welt gibt, an dem du immer willkommen bist.

Was du zu ihr nie sagen solltest: „Habt ihr auch Craft-Beer?“

5. Der Hybrid

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Illustration: Katharina Bitzl

So erkennst du ihn: Am kaum merklichen Heiligenschein. Ähnlich wie der perfekte Drink verfügt dieser Barkeeper über alle Anteile im richtigen Mischverhältnis. Heraus kommt ein Mensch, der die professionelle Ambition des Posers mit der Bodenständigkeit des blutigen Anfängers verbindet. Er weiß, dass es auf die Basics ankommt, aber kennt mittlerweile das Einmaleins des Getränkemischens gut genug, um erfolgreich damit zu experimentieren. Er kann zuhören wie die Mutti und dabei motiviert wie der Anfänger über die Theke wischen. Weil ihm etwas an seinem Arbeitsplatz liegt, gibt es Regeln, an die sich alle halten sollten. Was er deshalb nicht duldet, sind Idioten aller Art, die seinen Gästen den Abend versauen. Dann mutiert er zum Grantler und bittet klar und deutlich zur Tür. Ähnlich ist das übrigens kurz nach Ladenschluss, wenn auch bei ihm das Mischverhältnis kippt. Die Bar ist zwar für den Abend sein Zuhause, aber eben nicht sein einziges. Diese Regel gilt auch für dich.

Dort findest du ihn: in einer gut gefüllten Bar, die du durch Zufall auf dem Nachhauseweg entdeckst.

Sein Signature-Drink: Whiskey Sour

Diesen Satz sagt er, wenn er dein Getränk auf die Theke stellt: „Probier mal.“

Von ihm lernst du, dass…: dieser eine Gin auch als eiskalter Shot sehr gut schmeckt.

Was du zu ihm nie sagen solltest: „Ach, macht ihr schon Schluss?“

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