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Was die große Diskussion ums Böllern auf Facebook und Co. gebracht hat

Foto: dpa/Clemens Heidrich

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Böller und Raketen bergen ein hohes Verletzungsrisiko, jagen Tieren Angst ein und sind schlecht für die Umwelt: Es gibt einige Gründe, die gegen das traditionelle Feuerwerk zum Jahreswechsel sprechen. Trotzdem haben sich in den vergangenen Jahren die wenigsten davon abhalten lassen, Feuerwerkskörper aufzubauen und in die Luft gehen zu lassen. In diesem Jahr fühlte sich die Diskussion darüber allerdings größer und kontroverser an als in den Jahren zuvor – Natürschützer und andere Feuerwerksgegner fanden mehr Verständnis für Ihre Argumente. Es schien, als wollten immer mehr Menschen auf das traditionelle Geballere an Silvester verzichten. Der Kampf um die Raketen fand vor allem auf Facebook, Twitter und Co. statt: in den Social-Media-Kanälen gehen Hashtags wie #böllerfrei oder #keinfeuerwerk viral.

Tatsächlich gaben etwa 60 Prozent der Deutschen an, das alljährliche Silvesterfeuerwerk abschaffen zu wollen

Das Meinungsforschungsinstitut Civey führte im Dezember eine Onlineumfrage durch, in der sich über 10.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland für oder gegen ein Feuerwerksverbot aussprechen konnten. Während Jugendliche auf den Böllerspaß nicht verzichten wollten, fanden ältere Menschen immer mehr Gründe dagegen. Tatsächlich gaben etwa 60 Prozent der Deutschen an, das alljährliche Silvesterfeuerwerk abschaffen zu wollen. Auch einige Supermärkte positionierten sich klar gegen die Tradition und verweigerten den Verkauf von jeglichen Feuerwerkskörpern.

Das freut vor allem die Naturschutzaktivisten, die immer mehr Initiativen gegen Böller, Raketen und Co. anführen. Allein in München unterschrieben bis zum Silvesterabend über 3000 Einwohner eine Petition, die das Verbot von selbst mitgebrachten Feuerwerkskörpern in der Stadt forderte.

In München schossen die Feierwütigen rund 70 Tonnen Feuerwerksmüll auf die Straßen, das sind sogar zehn Tonnen mehr als im Vorjahr

Der gute Naturschutz-Wille scheint generell vorhanden zu sein – gebracht hat er in der Realität allerdings fast nichts. Den Jahreswechsel ohne Feuerwerk zu feiern, ist für viele vorstellbar, sogar wünschenswert. Trotz vieler Gegner und angeregter Diskussionen im Vorfeld erwartete die Pyrotechnik-Industrie jedoch einen gleichbleibenden Umsatz zum Vorjahr, der sich auf etwa 137 Millionen Euro beläuft. Und auch nach der großen Party zeigt sich: Geändert hat sich in der Tat nicht sehr viel. Nach Angaben des Umweltbundesamts haben die Deutschen genauso wie im Jahr zuvor schätzungsweise 4500 Tonnen Feinstaub in die Luft geschossen. Ebenso wenig sind die Berge an Silvestermüll in den deutschen Großstädten geschrumpft. In Berlin und Hamburg beispielsweise wurde von den Straßen nur minimal weniger Abfall eingesammelt. In München schossen die Feierwütigen rund 70 Tonnen Feuerwerksmüll auf die Straßen, das sind sogar zehn Tonnen mehr als im Vorjahr.

Diskussion hin oder her – Fakt ist: Trotz vieler Gegner, hat sich in Sachen Feuerwerksboykott nicht viel getan. Raketen wurden genauso wie in den Jahren davor gekauft, gezündet und für ein farbenfrohes Spektakel in den Himmel geschossen. Aktivisten und Naturschützer lassen sich davon jedoch nicht abschrecken. Ihre Mission geht weiter: Die Initiative für ein Feuerwerkverbot in München beispielsweise will weiterhin Unterschriften sammeln und damit eine politische Diskussion anregen. Wie erfolgreich sie damit sind, sehen wir allerdings erst nächstes Jahr.

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