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„Die Leute standen schon mit vollgeschissener Lederhose vor der Club-Tür“

Foto: P1/Pressebild

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Wir haben uns mit drei Münchner Veranstaltern über das unterhalten, was aus ihrer Arbeit wird, wenn in München der Oktoberfest-Wahn ausbricht. Florian Schönhofer, Besitzer des Café Kosmos am Hauptbahnhof, hat zur Wiesnzeit in seiner Bar ein Trachtenverbot verhängt. David Süß, Betreiber des Techno-Clubs Harry Klein, vertritt während des Oktoberfests eine strenge Tür, lässt aber auch Leute in Tracht zum Tanzen. Und Benjamin David, Chef des Münchner Vereins „die urbanauten“, experimentiert das erste Mal mit einer After-Wiesn-Party: Dem „NXWS“ (Steht für Next Wiesn) im Nebenraum des Bussi Bussi Bavaria, dem neuen Club eines ehemaligen P1-Betreibers. Ein Gespräch über die Herausforderungen des Nachtlebens zur Zeit des Oktoberfests, über Profit, Exzess, und darüber, wie man neben und mit der Wiesn leben kann

jetzt: Florian, während des Oktoberfests herrscht strenges Trachtenverbot im Café Kosmos. War die Idee ein Marketing-Gag?

Florian Schönhofer: Überhaupt nicht. Zuerst haben wir überlegt, die Bar einfach für die zwei Wochen zu schließen. Aber unsere Stammgäste haben uns gesagt, wir sollen das auf keinen Fall machen. Die arbeiten im Viertel, die entkommen dem Trubel sonst überhaupt nicht während der Oktoberfest-Zeit. Auf einmal ist überall Wiesn und wir sind die Oase. Aber vor dem Verbot kamen zu uns direkt von der Wiesn die Leute, die haben gerempelt, gespuckt und in die Bar gekotzt. Wir waren am zweiten Wiesntag schon total niedergerockt. Dann haben wir das Verbot durchgesetzt und gesagt: Keine Tracht mehr im Café Kosmos.

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Florian Schönhofer, einer der Besitzer des Café Kosmos in München, lässt zur Wiesnzeit generell keine Gäste in Dirndl oder Lederhosen in seine Bar. Die Entscheidung fiel, als ihm Wiesnbesucher an die Scheibe des Cafés urinierten. Für das Verbot hat er schon viele Hassmails und ab und zu ein blaues Auge einstecken müssen. Die Anfeindungen gehen aber zurück.

Foto: Theresa Hein

David Süß: Es ist ja keine Tracht, sondern eine Kostümierung, eine Uniformierung, das ist der Unterschied und das Problem, dass wir alle haben. Sobald die Typen - nicht alle natürlich - eine Lederhose anhaben, laufen die rum, als wäre ihr Kugellager falsch eingestellt und denken, sie seien Holzfäller. Und diese Auswirkungen spürt man in der ganzen Stadt. Feiern ist ja etwas sehr Schönes. Aber eine uniformierte Gruppe, die zusammen auftritt, wird grundsätzlich eher problematisch, als Menschen, die normal angezogen sind. Ich bin beim Harry Klein auch ganz vorsichtig mit Junggesellenabschieden, weil die Gruppendynamik einfach anstrengend ist. Das Harry Klein und das Café Kosmos sind ja nicht groß. Acht Leute, die Stress machen, können einen ganzen Abend versauen.

Dürfen Leute im Wiesn-Outfit ins Harry Klein?

David Süß: Bis 2008, 2009 war es für uns selbstverständlich, dass kostümiert niemand reingekommen ist. Gekippt ist es, als das Personal auch angefangen hat, sich zur Wiesn zu verkleiden. Jeder hatte den Eindruck, das gehört dazu. Also haben wir auch die anderen Leute reingelassen. Aber: Kostümierung ist immer zu erkennen als Kostümierung, mit allen negativen Begleiterscheinungen. Die Leute standen schon mit vollgeschissener Lederhose vor der Club-Tür und wollten rein. Es ist wirklich alles passiert, was man sich vorstellen kann. 

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David Süß arbeitet seit 25 Jahren als Clubbetreiber in München und hat schon erlebt, wie ein betrunkener Wiesngast mit einem Absperrgitter auf einen Türsteher losgegangen ist. Das Harry Klein liegt fußläufig zur Wiesn, genau wie das Café Kosmos und das NXWS auch. Nur weil Oktoberfest ist, häufen sich die Probleme im Club nicht, sagt Süß, meistens käme die schwere Körperverletzung völlig aus dem Nichts

Foto: Theresa Hein

Florian Schönhofer: Im Prinzip ist es mir doch wurscht. Von mir aus kann sich jeder einen Schottenrock anziehen und braucht auch keine Unterhose mehr tragen. Solange niemand belästigt wird, ist alles gut. Aber dieses Raustragen des Exzesses von der Festwiese ins restliche Leben wird für uns zum Problem.

David Süß:  Deswegen spricht man ja mit den Leuten: Wollen die wirklich zu uns oder nur noch mehr Bier trinken? Mindestens die Hälfte der Gäste, die kommen, sind aus Australien, Neuseeland, Kanada und von überall auf der Welt. Viele sagen dann zu uns: „Ich wollte zum Oktoberfest kommen, aber ich möchte auch einmal im Harry Klein gewesen sein, wenn ich schon in München bin“. Wenn die Leute das so sagen, akzeptieren wir das und lassen sie rein. Anderes Beispiel: Wir veranstalten jedes Jahr die „Watergate-Wiesn“. Da kam letztes Jahr ein Berliner DJ und war stolz auf die Lederhosn, die er sich gekauft hat. Hätte ich zu ihm sagen sollen: Ziehst du die bitte aus? Da streite ich doch nicht mit ihm.

Florian Schönhofer: Ich habe während der Wiesn drei Frauen draußen stehen als Türsteherinnen, die lösen das Ganze ziemlich entspannt. Seit dem Trachtenverbot ist es bei uns total ruhig während der Wiesn.

Mittlerweile ist Benjamin David, Chef der Urbanauten, im Café Kosmos angekommen und schaltet sich in das Gespräch ein.

Benjamin David: Du lässt keine Menschen rein, die in Tracht sind?

David Süß:  Kostüm! Die in echter Tracht würdest du ja reinlassen, oder?

Florian Schönhofer: Nein, pass auf: Ich habe ja auch Freunde im Trachtenverein im Oberland, aus Anger. Nüchtern betrachtet ist das ja auch nur eine Mode aus dem 19. Jahrhundert: Ja, auch diese Leute sind kostümiert, aber auch die fahren nicht Trecker in der Lederhosen. Und zu mir kommen sie auch nicht in Lederhosen.

„Die Wiesn ist, was Sexualisierung und Aggression angeht, schon extrem krass“

Benjamin, du hast erst dieses Jahr einen After-Wiesn-Club direkt an der Schwanthalerhöhe eröffnet. Gab es schon viel Ärger?

Benjamin David: Wir hatten bis jetzt erstaunlich wenige Probleme. Ich habe es mir ganz anders vorgestellt, weil ich ein persönliches Wiesnproblem habe. Ich bin damals mit 25 im Wiesnzelt per Kopfnuss k.o. geschlagen worden. Einfach so. Von einem jungen Schüler, mit dem es vorher nur nette Gespräche gab. Danach hatte ich keine Lust mehr auf die Wiesn. In den letzten 15 Jahren war ich quasi nie in einem Wiesnzelt – außer gelegentlich mal im Biergarten oder im Herzkasperlzelt mit meiner Frau und den drei Kindern. Wir hatten bis jetzt noch keinen Ärger, dabei waren am Samstag 1600 Leute da. Klar, ein paar liegen besoffen in der Ecke, so wie unten auf der Wiesn, und dann muss da auch der Sanitäter vorbeischauen. Aber ich habe es mir extremer und schlimmer vorgestellt. Ich finde es interessant und werde nächstes Jahr zur Wiesn vielleicht auch noch da sein. 

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Benjamin David, Chef der Münchner Veranstaltergruppe „die urbanauten“ veranstaltet in diesem Jahr zum ersten Mal After-Wiesn-Partys, die aber eine Kunst und Kulturplattform sind. Bei dem Projekt „NXWS“, das direkt an der Schwanthalerhöhe stattfindet, treten jeden Abend Bands und Solokünstler auf. Das „NXWS“ ist in einem Gebäude mit dem Wiesn-Club „Bussi-Bussi“, der dem ehemaligen Betreiber des P1 gehört. Man kann von einem Club in den anderen wechseln

Foto: Theresa Hein

David Süß: Die Wiesn bringt Extremsituationen hervor. Ich war gestern mit meinen Kindern da, und sie haben all das gesehen: Menschen, die am Boden liegen, Polizei und Sanitäter drum herum, Frauen, die bleich an der Wand lehnen, zitternd ein Telefon bedienen. Die Wiesn ist, was Sexualisierung und Aggression angeht, schon extrem krass. Es gibt Männer, die nur auf die Wiesn gehen, um Frauen ungestraft am Hintern und am Busen anzufassen. Und dieses Problem schwappt natürlich auch zu uns.

 

Was tut ihr dagegen?

David Süß: Wir probieren dieses Jahr das erste Mal ein Projekt von Condrobs aus: Wir verteilen Wäscheklammern und Tattoos, auf denen steht "Wiesn-Gentleman". Wir wollen die Gäste daran erinnern: Ja, du warst auf der Wiesn, aber du bist bei uns anständig. Als Deeskalationsmaßnahme alleine funktioniert das natürlich nicht, aber in Kombination mit einem Gespräch mit dem Türsteher klappt es. Wenn ich nur ein Plakat aufhänge, hilft das nichts. Du musst die Menschen, die reinkommen, sehen und dich mit ihnen unterhalten. Und das bewährt sich. Ich würde auch sagen, es passiert bei uns nicht mehr zur Wiesnzeit als sonst, eben weil die Tür strenger ist.

 

Florian Schönhofer: Man will ja nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Wenn jemand nicht weiß, was er tut, und vielleicht unberechenbar ist, dann muss der nicht noch in deine Bar oder in deinen Club rein. Und es würde mich wundern, wenn es bei dir anders ist, Benjamin. Diesen Bodensatz wird es immer geben. Die werden bei dir genauso rumgratteln.

 

Benjamin David: Ich dachte, es wird genauso unangenehm in meinem Laden, aber bisher ist es friedlich. Ich war bis zum Wiesnanfang noch kein einziges Mal in einem Wiesnclub und bin jetzt positiv überrascht, wenn ich ins „Bussi Bussi“, den Club nebenan, rübergehe. Es ist überhaupt nicht vulgär oder sexistisch. Die Leute tanzen. Nur wenn sie weg sind, dann stinkt es nach Bier. Aber die eigentliche Frage ist doch: Wo führt denn das ganze Wiesntrara hin? Man könnte es auch wie Barcelona machen, die hatten die "Feria", ein Riesenvolksfest. Vor 15, 20 Jahren war das noch in der Stadt. Jetzt wurde es vor die Tore der Stadt verlagert. Da, wo das Volksfest vorher war, wurden Wohnungen gebaut. Warum wird sowas in München nicht gemacht? Für die Bewohner der umliegenden Viertel ist die Wiesn ein Riesenstress. Auch für den Rest der Bevölkerung.

 

David Süß: Horror! Da muss ich sofort widersprechen! Eine Stadt lebt davon, dass verschiedene Sachen auf einmal passieren. Die extremen Besucherzahlen der Wiesn bringen natürlich Nachteile. Aber ganz ehrlich: Es sind vierzehn Tage, die Wiesn ist nun mal da. Die geht vorbei und das kann schon jeder aushalten. Natürlich müssen wir schauen: Wie kriegen wir es hin, dass alles verträglicher ist? Aber ein riesiger Platz in der Stadt, der nicht bebaut ist, ist doch sensationell. Und auf der anderen Seite ist es doch verrückt, alles nach außen zu schieben! Ich muss in einer Stadt gleichzeitig leben und feiern können. Nur: Ich würde mir den Protektionismus, den wir für die Wiesn haben, für andere Kulturräume auch wünschen. Die Wiesn soll uns ein Beispiel sein, dass alles nebeneinander existieren kann. Da muss man drauf aufpassen.

 

Benjamin David: Aber ist die Wiesn das, auf das ich aufpassen muss? Was du sagst, stimmt: Jeder, der in München subkulturelle oder kleinkünstlerische Projekte macht, der kennt ja diesen Spruch: „Macht das doch mal in Freiham oder macht das mal in Riem auf dem Willy-Brandt-Platz“ ...

 

Florian Schönhofer: Da habe ich schon mal was gemacht, am Willy-Brandt-Platz. Das war schlecht. Da ist der Strom ausgefallen.

 

Benjamin David:  aber was ich schon erstaunlich finde, ist dieser extreme Kapitalismus, den ich mit dem Oktoberfest verbinde. Ein sehr schwieriger Kapitalismus: Kommerzielle Veranstaltungen wie die Wiesn kriegen von der Stadt tausend Möglichkeiten innerhalb des mittleren Rings, während die Bevölkerung nach außen gedrängt wird.

Trotzdem seid ihr mit Franz Rauch, dem Betreiber des P1, in einem Gebäude untergebracht und teilt euch eine Tür.

Benjamin David: Wir suchen schon seit acht Jahren eine Zwischennutzung, man kann sich da nicht aussuchen, mit wem man Kompromisse macht. Als der Franz Rauch mich gefragt hat, ob ich mitmachen will, habe ich ja gesagt. Wir machen während der Wiesn ein witziges Experiment und machen danach das, was uns vielleicht ein bisschen mehr interessiert.

 

Florian Schönhofer: Aber findest du es nicht schade, dass du diese Marke mitträgst, die so für München, Bayern und Deutschland steht, nämlich das Oktoberfest? Du stellst dich genau da hin und befeuerst dieses Thema, wo du doch andere Sachen machen könntest. Eine Technoszene wie in den Neunzigern in Riem war eine tolle Sache. Da sind wir uns einig, und es war auch eine internationale Marke. Aber es wird immer nur die Wiesn nach außen getragen. Wir machen total viele alternative Sachen in München. Aber die Wiesn ist genau das Negativ-Beispiel: Saufen, Vollgas, Party, noch mehr, noch mehr, noch mehr. Und das sind wir ja in Wirklichkeit gar nicht!

 

Ich verdiene circa 30 oder 40 Prozent von dem, was ein normaler Umsatz zu der Jahreszeit wäre

 

David Süß: Da muss ich einhaken: Profit muss ja auch sein. Ich finde es schlimm, wenn man sagt, die künstlerischen Sachen dürfen keinen Profit machen. Das kann nicht funktionieren. Wir leben im Kapitalismus, das heißt, es dreht sich alles um Geld. Ist auch schon gut damit. In München sind manche Sachen nur möglich, wenn sie eine Zwischennutzung sind und wenn ich sie künstlerisch verbräme. Umgekehrt finde ich es okay, wenn die Veranstalter sagen, sie geben sich echt Mühe mit tollen, kulturellen Veranstaltungen. Andererseits ist es natürlich schon traurig, wenn viele Sachen nur stattfinden können, wenn ich so tue, als ob sie Kunst wären.

Mal ehrlich: Wie viel Profit mehr macht ihr während der Wiesn-Zeit? Florian Schönhofer: Bei mir heißt es, ich verdiene mich dumm und dämlich während der Wiesn, aber es ist genau das Gegenteil. Ich verdiene circa 30 oder 40 Prozent von dem, was ein normaler Umsatz zu der Jahreszeit wäre. Ich mache Umsätze wie bei 35 Grad, weil ich total viele Leute draußen lasse. Aber ich sehe es positiv: Das Konzept hat sich über die Jahre bewährt und wir sind nicht total runtergerockt. Ich muss dazusagen: Ich kann es mir natürlich leisten, ich habe nicht die Kosten eines Clubs. Dann verdiene ich halt mal zwei Wochen kein Geld.

 

David Süß:  Bei uns sind die Umsätze leicht erhöht, weil das Geld einfach ein bisschen lockerer sitzt. Aber mehr Menschen reinlassen als ich sonst auch reinlasse, kann ich einfach nicht. Aber dass die Wiesn wahnsinnig viel Geld in die Stadt reinbringt, da brauchen wir uns nichts vormachen. Wenn ich während des Oktoberfests ein Hotel für meine DJs buche, kostet das einfach mal das Dreifache. Und wenn der Benjamin sagt, er hatte an einem Abend 1600 Gäste, dann ist das natürlich auch kommerziell eine tolle Idee, wenn man einen Wiesnclub hat. Natürlich unterstellt man immer den anderen, sie verdienen sich eine goldene Nase…

 

Benjamin David: Ich mache das ehrlich gesagt nicht.

 

David Süß: Also, wenn du einen Wiesnclub über zwei Wochen mit den Besucherzahlen betreiben kannst, die du vorher genannt hast, ist das absolut lukrativ. Dann muss man auch nicht so tun, als ob‘s anders wäre. Aber wenn ihr zwei Wochen Geld verdient und dann ein Jahr lang geiles Programm macht, ist das doch auch schön. Wenn man es so finanzieren kann - perfekt.

 

Ich finde es schön, wenn die Leute auf der Wiesn zu Scheißliedern miteinander schunkeln. Trotzdem fände ich es toll, wenn wir mal eine Kultur entwickeln könnten, in der wir mit Würde zu guter Musik feiern könnten

 

Benjamin David: Ich glaube nicht, dass wir nach der Wiesn die ganzen Kosten schon wieder drin haben. Ich kann dir die Bücher zeigen. Ich kann für mich sagen, dass wir all die Dinge, die wir als Urbanauten machen, aus idealistischen Motiven machen. Und natürlich ist diese Wiesnsache ein verrücktes Experiment.

 

War die Wiesn früher weniger exzessiv und eure Arbeit einfacher?

David Süß:  Man verklärt im Rückblick immer alles. Früher war das Aggressionspotenzial riesig, es ist geprügelt worden, es gab Exzesse, es ist massiv getrunken worden. Heute gehen viele jüngere Leute auf die Wiesn, das hat sich geändert. Das Kampftrinken wird öffentlicher zelebriert. Andererseits ist es das Ganze doch auch ein bisschen spaßiger geworden. Es kommen Typen zu uns, die Dirndl tragen oder Plastiklederhosen. Das Ganze karikiert sich selbst. Das gefällt mir. Ich finde es schön, wenn die Leute auf die Wiesn gehen und zu Scheißliedern miteinander schunkeln. Trotzdem fände ich es natürlich toll, wenn wir Deutschen mal eine Kultur entwickeln könnten, in der wir mit Anstand und Würde zu guter Musik feiern könnten. Und wo das nicht in so einen Ultra-Exzess ausartet. Wo du erst mal die erste Mass brauchst für den Rausch, um dann Viva Colonia zu singen. Das ist irre, das ist eine Art von Exzess, die man schon hinterfragen kann.

 

Florian Schönhofer: Ich meine auch, der Mensch entwickelt sich nicht zurück, sondern weiter. In den Sechziger Jahren gab es während der Wiesn Massenschlägereien die ganze Bayerstraße rauf und runter mit zweitausend Beteiligten. Das ist jetzt nicht mehr vorstellbar. Die Leute werden doch klüger, nicht dümmer. 

 

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