Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Was wäre, wenn Russland Norwegen besetzen würde, und niemanden interessiert's?

Illustration: Katharina Bitzl Foto: Screenshot / Youtube

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Serie:

Jo Nesbø, der erfolgreiche norwegische Autor, hatte die Idee, sich fiktional mit der Frage zu befassen, wie anscheinend stabile demokratische Gesellschaften innerhalb kürzester Zeit in ihren Grundfesten erschüttert werden können. Er tut das am Beispiel seines eigenen Landes: Norwegen.

In einer nahen Zukunft spielt Norwegens frisch gewählter grüner Ministerpräsident Jesper Berg den Weltverbesserer und stellt die gesamte Öl- und Gasproduktion seines Landes ein. Stattdessen setzen er und seine Partei auf saubere Energien. Kurz nach seinem Amtsantritt wird Berg vor den Augen seines Leibwächters Hans Martin Djupvik und des Journalisten Thomas Eriksen entführt.

Die Entführer übermitteln Berg eine Botschaft der EU. Berg soll die Öl- und Gasproduktionen in seinem Land sofort wieder aufnehmen lassen. Ansonsten drohen militärische Konsequenzen. Die russische Regierung schickt Arbeiter und Unterhändler nach Norwegen, die die Produktion überwachen sollen. Zeitgleich besetzt das russische Militär bereits Bohrinseln vor der norwegischen Küste.

Berg geht davon aus, dass eine friedliche Lösung des Konflikts möglich sein muss. Daher verheimlicht er die Entführung vor seinem Kabinett und der norwegischen Bevölkerung. Er weiß: Von der EU ist keine Hilfe zu erwarten, sind die Mitgliederstaaten doch auf die fossilen Brennstoffe Norwegens angewiesen. Und die Weltmacht USA? Seit diese aus der NATO ausgetreten ist, kümmern sich die Amerikaner nur noch um sich selbst. Norwegen steht also ganz alleine da. 

Berg stellt sich Stunden nach seinem vermeintlichen Erreichen der Parteiziele hin und verkündet, dass Norwegen die Ölproduktion wieder aufnimmt. Zusätzlich würden russische Arbeiter und Diplomaten Norwegen dabei unterstützen, dass vorherige Produktionspensum wieder zu erreichen. Die norwegische Bevölkerung soll daher die neuen russischen Mitbürger freundlich empfangen und sich keine Sorgen machen. Berg verliert dadurch nicht nur das Ansehen der Norweger, auch die eigene Partei sieht den Präsidenten nach und nach als untragbar. Berg setzt aber alles daran, im Amt zu bleiben, und fühlt sich dazu verpflichtet, sein Land durch die Krise zu manövrieren.

Die neue politische Situation führt dazu, dass sich das Leben der verschiedenen Figuren schlagartig ändert.

Und dann gibt es da noch die radikal-nationale Gruppierung „Fritt Norge“ (Freies Norwegen), die Anschläge auf die russischen Bürger in Norwegen verübt und somit die russische Besatzungsmacht vertreiben will. Fritt Norge erhält viel Zuspruch in der norwegischen Bevölkerung. Auch die Chefin des Geheimdiensts, Wenche Arenesen, legt von Anfang an eine stark antirussische Haltung an den Tag und sabotiert die Festnahme von Anhängern der Gruppe. Auch wenn Berg immer wieder beteuert, dass die Russen nur auf absehbare Zeit in Norwegen seien, findet die russische Regierung immer neue Gründe, um den Abzug ihrer Landsleute zu verzögern.

Wo findest du die Serie?

Bei iTunes oder auf DVD und Blu-Ray. 

Der Zeitaufwand:

Zehn Folgen à 45 Minuten: Also quasi ein Arbeitstag ohne Mittagspause. Schafft man an einem Wochenende locker.

Wo du Zeit sparen kannst:

Den Rückblick am Anfang jeder Episode kannst du dir beim Binge-Watching sparen, denn du weißt ja, was passiert ist.

Womit kannst du das vor deinem Gewissen rechtfertigen?

Du denkst über ein Auslandssemester in Norwegen nach und wolltest dich ohnehin noch über die politischen Verhältnisse informieren? Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber das Gedankenspiel „Wie reagieren Menschen in einem freien und demokratischen Land, wenn ihnen nach und nach die Freiheit geraubt wird?“ ist hoch interessant und spannend. Vor allem, wenn du bedenkst, dass die Serie produziert wurde, bevor Russland die Krim annektiert hat. Nach den Ereignissen dort scheint das fiktive Gedankenspiel der Serie gar nicht mehr so abwegig zu sein.

Die Serie zeigt außerdem mögliche politische und wirtschaftliche Folgen eines Alleingangs eines Landes. Norwegens – aus Sicht der EU selbstsüchtiges – Handeln, hat weitreichende Folgen. Es scheint so, als wäre Russland der Böse. Dabei sind die Bösen die EU-Staaten, die zugucken, wie ein Land in eine durch sie herbeigeführte Krise schlittert.

So fühlst du dich am Tag danach:

Wach gerüttelt. Du versuchst, deine Eltern davon zu überzeugen, die Sonnenkollektoren wieder von ihrem Dach zu entfernen. Nachbarschaftsstreits sind schon wegen weniger brisanten Dingen entstanden.

Und jetzt?

House of Cards, The Americans oder The Man in the High Castle – Serien, die mit einer fiktiven Zukunft oder Vergangenheit spielen und sich mit dem einen gleichen Gedanken befassen: Was wäre wenn? Die zweite Staffel von Occupied erscheint 2017 im Herbst in Norwegen, ein Ausstrahlungsdatum für Deutschland ist noch nicht festgelegt.

Mehr Binge-Watching: 

  • teilen
  • schließen