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„Kannst du mich bitte erst wecken, wenn der Mist funktioniert?“

Unterricht daheim stellt viele vor eine Herausforderung.
Foto: Adobe Stock; Bearbeitung: jetzt

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In den meisten Bundesländern hat die Schule wieder begonnen – über Distanzunterricht per Zoom, Microsoft Teams oder Plattformen Marke Eigenbau. Nur läuft das Ganze nicht so super, wie sich das Eltern, Schüler*innen und der Rest der Nation so vorgestellt hat. Gut vorbereiteter Distanzunterricht? Konzepte für digitales Lernen? Funktionierende Videokonferenzen? Man hätte fast meinen können, nach rund zehn Monaten Pandemieerfahrung hätten deutsche Kultusminister*innen das alles parat. Stimmt aber nicht.

Viele Eltern und Kinder stehen deshalb vor großen Herausforderungen – und teilen diese auf Twitter.

Unter anderem stellt sich die Frage, wie man Fächer wie Sport eigentlich ausüben soll. Große Sporthallen und genügend Raum, in dem man auch mal laut sein kann, fehlen? Kein Problem, spätestens, seit Pamela Reif auf Youtube zeigt, wie man auch daheim fit bleiben kann, zeigen sich auch einige Erwachsene äußerst optimistisch:

Und wo müssen Eltern eigentlich die Rolle der Lehrer*innen  übernehmen, obwohl sie es eigentlich nicht können? Gemeinsames Verzweifeln über den Mathehausaufgaben war einmal, jetzt verzweifelt man gemeinsam über den gesamten Lehrplan. 

Möglicherweise bietet diese Situation aber auch Chancen für Eltern, den Druck von Schüler*innen besser zu verstehen. Wie oft kam es früher vor, dass Kinder sich über etwas beschwerten und Eltern ihnen kein Wort glaubten – oder sie für faul hielten? Nun können sie sich ein besseres Bild machen und vielleicht sogar mehr Verständnis aufbringen. 

Außerdem werden die Grenzen der Eltern mit diesem Stress ebenfalls überschritten. Schließlich muss das Kind betreut und der Haushalt geschmissen werden – und dazu kommt die eigene Arbeit, egal ob im Homeoffice oder am Arbeitsort.

Aber wie gehen die Kinder eigentlich damit um? Einige sind froh, ihre Freunde endlich wiedersehen zu können – wenn auch nur über den Bildschirm. Und gerade bei den Jüngeren scheint eine gewisse Vorfreude und Motivation vorhanden zu sein. Möglicherweise auch, weil die Gesamtsituation für Kinder manchmal auch einfach nur aufregend sein kann. Und rein eventuell entdecken sie auch neue Hobbys dabei oder nehmen das Ganze einfach mit Humor!

Und dann gibt es Momente, in denen Kinder zeigen, wie verantwortungsbewusst sie doch eigentlich sein können. Manchmal werden Eltern ganz stolz, dass der Nachwuchs das Beste aus der Situation macht. 

Nun ja, so was kann dann von den wirklichen Problemen ablenken, die viele Schüler*innen erleben und mit denen auch Lehrer*innen oft selbst nicht klarkommen. Die Kraft aufzuwenden, vielen Kindern ihren Zugang zur Bildung auch jetzt noch zu gewähren, muss schon hoch angerechnet werden, vor allem, wenn das Unterrichten über Distanz in der Ausbildung nie bedacht wurde – wie denn auch, es hat ja kaum jemand mit einer Pandemie gerechnet. Aber das Internet sollte doch mittlerweile in den Griff bekommen werden, oder?

Problematisch wird es, wenn Lehrende vor die Wahl gestellt werden, wie sie ihren Unterricht gestalten. Viele bieten Videocalls gar nicht erst an, was mit der mangelhaften Digitalisierung und fehlender Kompetenz zu tun haben kann. Ein Vorteil: Die Eigenverantwortung der Kinder kann gefördert werden. Aber ob man das Prinzip Schule nennen kann, bleibt fragwürdig.

Der einzige Weg bleibt im Endeffekt wahrscheinlich einfach, der Lage mit Humor zu begegnen. Tief einatmen, Kraft sammeln und hoffen, dass das Strapazieren der Nerven wenigstens etwas bringt.

pxb

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