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„Ich bin bereit für 2022“

Auf Twitter entlädt sich schon in der ersten Januarwoche viel Wut auf das neue Jahr 2021.
Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

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Ein neues Jahr ist fast immer mit Erwartungen verbunden. Schöner, erfolgreicher, friedlicher soll es werden – besser einfach, diesmal wirklich. Warum sonst sollte man es an Silvester fröhlich willkommenheißen, Wunderkerzen in die Höhe halten, sich auf Neujahrsvorsätze einschwören? Besonders nach dem vergangenen Jahr 2020, in dem sich die Negativschlagzeilen über verheerende Brände, schwelende Konflikte und die Corona-Pandemie häuften, hofften viele, das neue Jahr 2021 würde eine neue Ära einleiten. Nun, nur etwa eine Woche später, ist allerdings Ernüchterung eingetreten, auf Twitter tun viele Nutzer*innen das kund. Eine Nutzerin postete beispielsweise ein Meme mit der Zeile: „Ich bin bereit für 2022“, eine andere schrieb: „Ich wünschte 2021 wäre mit der Rechnung gekommen“, wohl, um das Jahr gleich wieder umtauschen zu können.

Der derzeit meistgenannte Grund für den Wunsch, das Jahr gleich wieder zu beenden: der Sturm einiger Hundert Trump-Anhänger*innen aufs US-Kapitol. Bei den Ausschreitungen vom Mittwoch brachen Menschen ins Kapitol in Washington ein, Abgeordnete mussten in Sicherheit gebracht werden, fünf Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Viele sehen in der Aktion einen gefährlichen Angriff auf die Demokratie, SZ-Autor Alan Cassady schrieb von „ Amerikas Tag der Schande“. Später trendeten Hashtags wie #civilwar2021, in denen über die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs in den USA diskutiert wurde.

Zu den politischen Sorgen um die Demokratie in den USA, kommen die Sorgen, wie es wohl mit der weltweiten Pandemie weitergehen wird. Schließlich infizieren sich täglich weiter Hunderttausende Menschen mit dem Coronavirus, Tausende sterben. Die Beschränkungen und Lockdowns in vielen Ländern werden daher teils verschärft oder verlängert, privat wie beruflich bedeutet das für große Teile der Weltbevölkerung Einschränkungen und Verluste. Viele deuten die Entwicklungen der ersten Januarwoche daher dahingehend, dass 2021 am Ende doch nur eine Kopie des Jahres 2020 sein könne.

Manche sind noch pessimistischer – Sie glauben, 2021 werde 2020 unterbieten. Ein Nutzer weist zudem darauf hin, dass auch die Folgejahre schwierig werden könnten. Denn überstehe man erst einmal die Corona-Pandemie warteten da ja schon eine wirtschaftliche Rezession und die Folgen des Klimawandels auf die Menschheit.

Die Twitter-Community sieht also mehrheitlich düster in die Zukunft. Doch ob sie wirklich schon das gesamte Jahr abschreiben sollte? Ein Nutzer findet: Auf Social Media wirkt vieles oft noch schlimmer als es wirklich ist.

Feststeht jedenfalls: 2021 ist erst eine Woche alt, 51 weitere Wochen werden in diesem Jahr unweigerlich folgen. Und eigentlich ist das doch auch gut so. Denn all die Katastrophen der vergangenen Zeit sind entweder menschengemacht oder könnten durch verändertes Verhalten von Menschen eingedämmt werden. Und jetzt stelle man sich mit diesem Wissen mal vor, die Menschheit würde 2021 überspringen, untätig aussitzen. Ob die Twitter-Community dann wirklich noch bereit für 2022 wäre?

lath

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