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Ein Pädophiler stellt sich auf Jodel den Fragen der Community

Screenshot: Jodel

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Ein junger Mann hat sich auf Jodel in Bielefeld den Fragen der Nutzer in einem AMA (ein „Ask Me Anything“, das du hier ganz lesen kannst) gestellt. Er identifiziert sich selbst als pädophil, versucht dabei aber alles, um nie zum Täter zu werden.

Die Diskussion, die sich daran anschloss, war erstaunlich sachlich und von Empathie für den jungen Mann geprägt. Und auch der 26-Jährige beantwortete die vielen Fragen der Nutzer offen und ehrlich:

Von seiner Neigung weiß er seit der Pubertät. Dass etwas wirklich nicht stimmt mit ihm, ist ihm seit fast zehn Jahren bewusst. Seine sexuelle Neigung hat er acht Jahre geheim gehalten, doch seit zwei Jahren befindet er sich in Therapie. Ausschlaggebend dafür, dass er sich Hilfe suchte, war die Tatsache, dass er zunehmend suizidal wurde und eine Freundin ihm von der Therapie-Möglichkeit erzählte.

Bei dem Angebot „Kein Täter werden“ der Uniklinik Düsseldorf macht er nun einmal pro Woche Verhaltens- und Gruppentherapie mit dem Ziel, seine sexuelle Orientierung niemals auszuleben. Um das zu schaffen, erarbeitet er mithilfe seiner Therapeuten Verhaltensstrategien, mit denen er sich ablenken kann. Für ihn sind das unter anderem Sport, Autofahren, Meditation, Musik, Kochen und Videospiele. All diese Tätigkeiten geben ihm ein gutes Gefühl und holen ihn aus schwierigen Situationen raus. Seine Fortschritte in der Therapie bezeichnet er als „sehr kleine, aber konstante Fortschritte“. Zusätzlich nimmt er Antidepressiva, weil er in einer tiefen Depression gefangen ist, die ihn oft davon abhält, aus dem Bett aufzustehen.

Ausleben will er seine Neigung niemals. Er weiß, dass eine sexuelle Beziehung zu einem Kind nie gleichberechtigt und auf Augenhöhe sein kann. Um nicht in Versuchung zu geraten, hat er einige Strategien für seinen Alltag entwickelt. So verzichtet er zum Beispiel auf Schwimmbad- oder See-Besuche, wo Kinder in Badebekleidung herumlaufen.

Von seiner Pädophilie wissen nur seine Eltern und wenige enge Freunde. Seine Eltern haben sich, nachdem er ihnen davon erzählt hatte, von ihm abgewandt. Doch einige Freunde sind ihm geblieben, die ihn unterstützen.

Auf die Frage, wie er die momentane rechtliche Situation sieht, zeigt sich, dass seine eigene Haltung gegenüber Tätern sehr eindeutig ist: Menschen, die so etwas machen, gehören für ihn „weggesperrt“, eine therapeutische Unterstützung für Täter scheint für ihn keine Priorität zu haben. Kinderpornografie konsumiert er nicht, denn das sei keine Pornografie, sondern aufgezeichneter Missbrauch.

Für seine Zukunft sieht er am ehesten die Möglichkeit einer asexuellen Beziehung zu einer Frau. Denn Liebe könne er durchaus einer erwachsenen Person geben, nur an einem sexuellen Kontakt sei er nicht interessiert. Allerdings hat er bisher keinerlei Kontakt zu Frauen gefunden, die bereit wären, eine solche Beziehung zu ihm einzugehen. 

chwa 

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