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Die Kampagne #Dorfkinder wird von Dorfkindern auseinandergenommen

Foto: Robert Haas / Beabeitung: jetzt

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Auf dem Land ist das Leben noch in Ordnung. Die Menschen sind hilfsbereit, offenherzig, erfinderisch und sowieso – rundherum glücklich. Diesen Eindruck will zumindest die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner vermitteln: Auf ihrem Twitter-Profil teilte sie daher Stockfotos mit kurzen Texten, die Momentaufnahmen aus dem dörflichen Idyll darstellen sollen. Dazu schrieb sie: #Dorfkinder.

Der Post scheint mit einer Kampagne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Zusammenhang zu stehen. Die soll das Leben auf dem Dorf attraktiver machen. Unter anderem mit dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.

Dass viele Menschen Klöckners Sicht aufs Dorfleben aber nicht teilen, zeigen die Reaktionen auf den Tweet. Sowohl Stadt- als auch tatsächliche Dorfkinder empfinden die Bilder als beschönigend, realitätsfern oder schlichtweg zynisch. Sie stellen ihnen daher ihre eigenen Erfahrungen entgegen.

Manche finden auch, dass die Lebensqualität auf dem Dorf gerade für Kinder und Jugendliche von Klöckners Bildern abweicht.

15 Prozent der Menschen in Deutschland wohnen in Dörfern mit weniger als 5000 Einwohner*innen. Das sind etwa zwölf Millionen Menschen. Und die sind so unterschiedlich und vielschichtig wie auch Menschen, die in Städten leben. Dementsprechend warfen viele Nutzer*innen der Ministerin vor, mit #Dorfkinder nicht nur eine irreführende Vereinfachung vorzunehmen, sondern die Landbevölkerung auch fälschlicherweise als homogene, weiße, heterosexuelle Gruppe darzustellen.

Und dann gibt es auch die, die am eigenen Leib erfahren haben, dass Menschen auf dem Land sich auch völlig vom Rechtstaat und den Werten der Mehrheitsgesellschaft entfernen können.

kmh

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