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„Ob man privat oder in der Öffentlichkeit gemobbt wird – das Gefühl bleibt das Gleiche“

Die 27-jährige Sängerin Lena Meyer-Landrut wird häufig Opfer von Mobbing auf Instagram – nun wehrt sie sich dagegen.
Foto: Magdalena aka Sirius.Film / Universal Music GmbH

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Lena Meyer-Landrut ist immer wieder Opfer von Body-Shaming und Hass im Internet. Vergangene Woche postete sie deshalb ein starkes Bild auf Instagram: Darauf ist sie selbst in einem Spiegel zu sehen, der mit wüsten Beschimpfungen beschrieben ist. Sie alle haben sie so schon im Internet erreicht. Warum der Post ausgerechnet jetzt raus musste, wie sehr das Mobbing Lena trifft und was sie dagegen tun will.

jetzt: Lena, du hast vergangene Woche einen Post veröffentlicht, in dem du dich gegen Mobbing auf Instagram wehrst. Warum genau zu diesem Zeitpunkt?

Lena Meyer-Landrut: Es ist nicht so, als wäre mir das super spontan in den Sinn gekommen. Der Hass im Internet ist ein Thema, mit dem ich mich schon länger beschäftige, einfach weil er mich in den vergangenen acht Jahren täglich getroffen hat. Zuletzt habe ich aber angefangen, Musik darüber zu schreiben. Der Post hängt also natürlich auch damit zusammen, was meine neue Single und mein neues Album aussagen.

Eine zeitlang hast du kaum auf den Hass auf dich reagiert. Warum verarbeitest du die Erfahrungen nun öffentlich, unter anderem in deiner Single „Thank you“?

Damals haben mich die Hasskommentare total berührt. Da musste ich mich abschotten, eine Wand um mich bauen. Das hatte aber zur Folge, dass ich irgendwie so abgeklärt und  kühl geworden bin, auf viele arrogant wirkte. Aber so bin ich ja eigentlich gar nicht. Ich hatte mich nur wegen dieses ganzen Lärms verloren, irgendwie nur noch reagiert. Irgendwann merkte ich also, dass ich mich selbst erstmal wieder finden muss.

Wie macht man das nach all dem Hass: sich selbst finden?

Vor allem mit viel Ruhe. Ich habe nicht nur Social Media ausgeschaltet, sondern auch alles andere ausgeblendet: Erwartungsdruck, Meinungen von außen, Vorgaben der Gesellschaft. Ich wollte nicht mehr hören, wer ich sein soll oder was ich tun soll. In dieser Ruhe habe ich mich wieder mit mir selbst befassen können.

„Ich finde wichtig, dass man nicht mehr die perfekte Instagram-Welt inszeniert“

Obwohl dir die Zeit offline gut getan hat, bist du in den sozialen Netzwerken wieder sehr aktiv. Treffen dich die Anfeindungen denn gar nicht mehr?

Sie treffen mich natürlich noch, aber anders. Mein Selbstbewusstsein schützt mich. Das Wissen, dass ich nicht abhängig von der Meinung anderer bin. Es berührt mich also nicht mehr auf einer tiefen Ebene – zumindest solange man nicht eine tiefe Ebene von mir angreift.

Fans haben deinen Post nachgeahmt und ähnliche Bilder von sich geteilt. Hast du Tipps, wie sie selbst mit Mobbing, wenn es sich vielleicht auch von den Angriffen auf dich unterscheidet, umgehen können?

Ich sehe mich nicht in der Position, allgemeingültige Tipps zu geben. Ich versuche schließlich lediglich, das Ganze für mich selbst gebacken zu bekommen. Jeder muss für sich herausfinden, was einem selbst gut tut. Generell glaube ich aber, dass egal ist, in welchem Kreis man sich befindet. Ob man nun privat oder in der der Öffentlichkeit gemobbt wird – das Gefühl bleibt das gleiche. Oft hilft es, mit anderen darüber zu sprechen, sich Feedback von Leuten zu holen, denen man vertraut.

Wie können Influencer wie du helfen?

Ich glaube, wir müssen einfach ehrlich und authentisch sein. Wir beeinflussen Leute, das sagt ja schon die Bezeichnung. Ich finde es also wichtig, dass man nicht mehr die perfekte Instagram-Welt inszeniert. Wir müssen ehrlich sagen: Das bin ich, mit Ecken und Kanten, schönen und schwierigen Momenten. So zeigt sich schnell, dass man selten alleine ist mit seinen Problemen. Und das kann verdammt gut tun. Das Feedback auf ehrliche Posts wie meinen zu Mobbing ist in der Regel sehr positiv und bestärkend.

„Eigentlich war es gut, dass Instagram die Posts gelöscht hat“

Instagram allerdings reagierte nicht so positiv. Es löschte viele Posts deiner Fans, die das Mobbing gegen sie thematisierten – eben weil es Mobbing enthielt. Was zeigt das?

Das zeigt, dass solche Begriffe eigentlich nicht gepostet werden dürften. Es ist unmöglich, was wir uns da jeden Tag reinziehen müssen. Es ist ja schon fast keine Sensation mehr, weil es so oft passiert. Dabei sind die Begriffe so schrecklich und so verletzend, die Schreiber denken, sie hätten die Macht über dich und die Erlaubnis dazu, dich zu quälen. Eigentlich war es gut, dass Instagram die Posts gelöscht hat. Es macht den Punkt ja nur noch klarer: Solche Worte gehören nicht ins Netz. Es ist aber natürlich schade, dass tatsächliche Hasskommentare oft ewig stehen bleiben – während Posts, die sie nur kritisieren, schnell verschwinden.

Was könnte man dagegen tun, dass Mobbing auf Instagram so „gut“ funktioniert?

Man kann Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Aber man kann solche Beleidigungen nehmen und sie in etwas Positives verwandeln. Nämlich in den Gedanken: „Ihr könnt mich nicht kaputt machen. Ich hab es durch die schwierige Phase geschafft. Und jetzt bin ich stärker.“

Liest du denn überhaupt immer noch Kommentare?

Ja, sogar meist mit guten Gefühlen. Es sind ja auch positive Worte dabei, über viele andere kann man einfach lachen oder sich wundern. Einige muss ich natürlich auch löschen, soweit ich sie mitbekomme. Denn die kann ich meinen jungen Fans nicht zumuten. Wenn da Dinge stehen wie „Nur Leichenschänder ficken sowas“, dann will ich nicht, dass meine Follower das lesen müssen.

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