Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Feministisches T-Shirt führt zu Streit auf Instagram

Foto: Screenshot / J.Crew

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Es gibt viele Eltern, die ihre Kinder schon sehr früh von etwas überzeugen wollen, das ihnen wichtig ist. Die einen bespielen es schon im Mutterleib mit Punkrock, damit es bloß kein Schlagerfan wird. Die anderen lesen Franz Kafka und Max Frisch vor, um ihr Kind auf ein Leben als Literaturkritiker vorzubereiten. Und nicht umsonst gibt es zum Trikot so ziemlich jeder Fußballmannschaft auch den passenden Babystrampler. Macht es dann noch einen Unterschied, ob man sein wehrloses Kind zum Schalke-Fan oder zum Feministen macht?

Diese Frage wird auf Instagram seit Tagen diskutiert. Auslöser ist die Werbung für ein T-Shirt der US-amerikanischen Firma „J.Crew“. Herausgebracht wurde es in Zusammenarbeit mit „Prinkshop“, einem Label, das laut der Webseite zeigen will, dass ein Betrieb sowohl profitabel als auch gesellschaftlich nützlich sein kann. Das T-Shirt, das im Onlineshop als „für Jungs“ gekennzeichnet ist, hat die Aufschrift „I am a feminist too“ also „Ich bin auch ein Feminist“.

Beide Unternehmen haben das Bild des kleinen Jungen, der das T-Shirt trägt, auf ihrem Instagram-Account gepostet. In über tausend Kommentaren bekunden darunter User, wie toll oder wie schrecklich sie es finden. Einfach nur ein T-Shirt scheint es auf jeden Fall für die wenigsten zu sein.

„Ihr habt kein Recht, jemandem eure politische Agenda aufzudrängen, der noch nicht mal aufs Töpfchen geht“  

Während einige User das T-Shirt sofort bestellen wollen – am liebsten direkt für die ganze Familie, schreibt ein anderer: „Dieser Junge sollte im Dreck spielen und die Welt selbst erkunden. Er sollte nicht gezwungen werden, so ein dummes Shirt zu tragen, weil seine Mami oder sein Papi denken, es sei ‚im Trend‘. Ihr habt kein Recht, jemandem eure politische (ich nehme an liberale) Agenda aufzudrängen, der noch nicht mal aufs Töpfchen geht. Eine Schande.“ In einem Kommentar wird es sogar als „Kindesmissbrauch“ bezeichnet, einen Jungen so als Werbeplakat für eine politische Einstellung zu missbrauchen.  

Damit wird die Diskussion um das Kleidungsstück noch grundsätzlicher: „Wenn du dich von diesem T-Shirt angegriffen fühlst, dann stimmt etwas mit dir ganz und gar nicht. Feminismus ist nicht politisch!“, schreibt jemand. Genauso wie: „Feminismus ist für Frauen und nur für Frauen. Es geht nicht um Gleichheit von Männern und Frauen. Es geht um Gleichheit von Frauen, aber nur dann, wenn sie es wollen und ohne dass sie genauso lang und hart für die gleichen Dinge arbeiten.“  

Die Intention, die sie mit dem T-Shirt hatten, erklären die Designer von Prinkshop auf ihrer Seite: „Wir glauben, Männer müssen Teil der Genderdebatte sein und man muss Jungs in einem jungen Alter beibringen, wie wichtig Gleichberechtigung und der Respekt gegenüber körperlichen und emotionalen Grenzen von Mädchen ist.“

Ob bei der Mehrheit nun diese Message ankam oder eher eine Provokation – das Shirt verkauft sich jedenfalls gut. Es war schon nach kurzer Zeit vergriffen, ist jetzt aber wieder zu haben. Und alleine die Tatsache, dass ein Kleidungsstück für Kinder eine so ausufernde Debatte über die Bedeutung und Berechtigung von Feminismus auslösen kann, zeigt wohl: Die Diskussion ist lange noch nicht zu Ende geführt.

tf

Mehr zum Thema "Feminismus":

  • teilen
  • schließen