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Youtuber spielt 58 Stunden Donkey Kong und bekommt 300.000 Dollar Spenden

Foto: Screenshot/Youtube

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Zunächst hört es sich vermutlich an wie ein Kindheitstraum: Stundenlang ungestört vor dem Bildschirm sitzen zu dürfen und Donkey Kong 64 am Nintendo einmal komplett durchzuspielen. Tatsächlich aber ist es eine Tortur. Schließlich dauert das Ganze seine Zeit, gesunder Schlaf ist da nicht drin. Der britische Youtuber Harry Brewis, besser bekannt als H.Bomberguy, zog genau das aber trotzdem durch. Nicht aus lauter Spaß am Zocken, sondern um etwas Gutes zu tun.

Er spielte nämlich vor Publikum und streamte über die Livestream-Plattform „Twitch“. Darüber können die Zuschauer den Stream kommentieren und chatten, aber auch Geld spenden. Und genau das war Brewis' Ziel: Eine möglichst große Summe zu bekommen, um sie anschließend an die Organisation „Mermaids“ zu spenden, die LGBTQ-Kinder und Jugendliche unterstützt.

Der Youtuber saß deshalb also von Freitagabend bis Montagvormittag vor Bildschirm und Kamera, um bei Donkey Kong fast alles einzusammeln, was man einsammeln kann: 201 goldenen Bananen, 3500 bunte Bananen, 40 Bananenmedaillen, 20 Bananenfeen, 40 Blaupausen, acht Bossschlüssel, zehn Kampfkronen, eine Nintendomünze und eine Rarewaremünze.

Brewis sammelte allerdings noch mehr als nur virtuelle Währungen: Sein Ziel von 500 US-Dollar war offenbar schon zu Beginn des Livestreams erreicht, noch bevor Brewis überhaupt zu spielen begann. Und erst am Montagvormittag hörten die Leute auf, zu spenden. Dann endete der Stream, Brewis kann nach etwa 58 Stunden endlich schlafen. Und das vermutlich verdammt gut: Insgesamt hat er fast 330.000 US-Dollar für Mermaids zusammen bekommen.

Dass der Stream so erfolgreich war, hat wohl auch etwas damit zu tun, wer sich im Chat dazu zu Wort meldete: Alexandria Ocasio-Cortez, der neue Star der US-amerikanischen Demokraten, wählte sich am Sonntag um Stunde 50 bei Twitch ein, referierte über ihre eigenen Nintendo-Erfahrungen und lobte das Projekt. Die Kongressabgeordnete empfahl den Stream außerdem auf Twitter.

Im Stream wurde Ocasio-Cortez dafür gefeiert, auch von Brewis, der im Moment ihres Beitritts die Fäuste in die Luft riss und so in Siegerpose ging. Das dürfte auch daran liegen, dass die Politikerin zuletzt noch empfohlen bekommen hatte, solche Aktionen zu unterlassen.

Der Drehbuchautor Aaron Sorkin hatte nämlich jungen Demokraten empfohlen, sich nicht wie junge Leute zu benehmen. Weil die 29-jährige Ocasio-Cortez aber nun mal noch jung ist, ließ sie sich davon offensichtlich nicht beirren.

Daraufhin berichteten Dutzende große englischsprachige Medien darüber, wie Ocasio-Cortez zum Thema Nintendo und Transgender steht. So schufen sie nebenbei auch Aufmerksamkeit für den Stream sowie für Mermaids, an die das Geld schließlich gehen soll. Die Organisation freut sich jetzt ganz besonders über die weltweite Unterstützung.

Denn (und das ist der Grund für Brewis' Spendenaufruf) vergangenen Monat hatte Mermaids noch mit einem üblen Rückschlag zu kämpfen: Eigentlich hätte die Organisation nämlich schon lange vor dem Start des Livestreams eine große Spende, in diesem Fall vom britischen „Big Lottery Fund“ der National Lottery, bekommen sollen. Das jedoch fanden viele Briten nicht gut. Durch die empörten, transphoben Äußerungen des Komikers Graham Linehan enstand vielmehr eine große Gegenkampagne, die dazu führte, dass die Spende Mermaids doch vorenthalten wurde.

Linehan schrieb beispielsweise auf Twitter, die Organisation rede den Kindern und Jugendlichen schließlich nur ein, im falschen Körper geboren zu sein. Die meisten seiner Tweets dazu wurden inzwischen gelöscht, am Sonntag allerdings wiederholte er seine Aussage in einem neuen Tweet.

Dass aber gerade die Gegenaktion dazu führte, dass Brewis Spenden für Mermaids sammelte, dürfte die Gegner der LGBTQ ganz schön ärgern. Immerhin hat sich die Summe für Mermaids dadurch vervielfacht. Aber vielleicht freuen die Gegner sich ja zumindest über ein 58 Stunden langes Donkey-Kong-Spiel. Auch wenn alleine das Zuschauen bisweilen etwas ermüdend wirken könnte.

lath

Was Ocasio-Cortez tut, wenn sie nicht zockt:

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