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In Dubai werden Preise für Gender-Gerechtigkeit vergeben – aber nur an Männer

Foto: Twitter/Dubai Media Office

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Gleichberechtigung ist ein wichtiges Thema, angeblich auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Deshalb werden in Dubai auch jährlich Preise an Menschen verliehen, die die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern in besonderem Maße vorantreiben. So auch in diesem Jahr. Das „Dubai Media Office“ teilte online Fotos von der Preisverleihung.

Das hätte es aber vielleicht lieber gelassen. Denn in den sozialen Netzwerken gibt es dafür weniger Respekt als Häme. Warum, erschließt sich schnell: Ausgezeichnet wurden ausschließlich Männer. Das halten die meisten Twitter-Nutzer für einen schlechten Scherz.

Auf die Kritik reagierte Dubais Medienstelle inzwischen beschwichtigend: In Dubai sei man natürlich auch stolz auf die Frauen der Emirate. Sie spielten eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Zukunft des Landes, Geschlechtergerechtigkeit sei deshalb eine Säule der Regierungsinstitutionen.

Bei den Nutzern kommt das allerdings nicht gut an. Sie bestehen darauf, dass auch Frauen hätten ausgezeichnet werden müssen, und kaufen der Medienstelle die Rechtfertigung nicht ab.

Tatsächlich haben die Länder der VAE in Sachen Gleichberechtigung der Geschlechter verglichen mit westlichen Ländern wie den USA und Deutschland (vorsichtig formuliert) noch einiges an Nachholbedarf. Frauen werden dort rechtlich wie gesellschaftlich diskriminiert. Von ihnen wird beispielsweise per Gesetz erwartet, Haushalt und Kindererziehung ohne Hilfe des Mannes zu übernehmen. Zwar dürfen sie zusätzlich selbst studieren und arbeiten, das allerdings nur, insofern ihr Mann und „Sponsor“ es ihnen gestattet hat.

Eine tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter, die laut der Medienstelle Dubais in den VAE als essentiell verstanden würde, gibt es demnach also offensichtlich noch längst nicht. Betrachtet man allerdings nur die Verhältnisse des nahen Ostens, sind die Emirate in Sachen Gender-Gerechtigkeit immer noch unter den führenden Ländern.

Und immerhin: Eingeladen waren ein paar wenige Frauen zu der Preisverleihung eben doch. Der Scheich und Herrscher Dubais, Mohammed bin Rashid Al Maktoum, erkannte außerdem zumindest „die Bemühungen“ einer Frau an – und schüttelte Sheikha Manal bint Mohammed bin Rashid Al Maktoum die Hand. In der Pressemitteilung heißt es dazu, sie habe „außergewöhnliche Projekte ausgeführt, die halfen, die Ziele der Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.“ Einen Preis bekam sie allerdings trotzdem nicht.

lath

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