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Was wir übers Rasieren gelernt haben

Illustration: Katharina Bitzl

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Körperbehaarung gehört zu den Themen, über die man sich vermutlich auch noch mit 80 streiten kann. Manche Menschen stehen ausschließlich auf glatte Körper, andere sehen den Druck, sich komplett zu enthaaren, als einen gesellschaftlichen Zwang, dem sie sich irgendwann nicht mehr aussetzen wollen. Irgendwie muss man sich immer dazu verhalten – vor allem als Frau. Und ganz besonders, wenn die Temperaturen steigen. Rasiert man oder nicht? Wenn ja, wo? Und wenn nicht, was dann? Wir haben uns in der Redaktion ausgetauscht und festgestellt, dass jede von uns einen ganz eigenen Umgang mit dem Thema hat. Die gesammelten Erkenntnisse der (weiblichen) Redaktion liest du hier. Und was hast du gelernt?

Die vier Jahreszeiten der Rasur

„Achseln und Intimbereich rasiere ich das ganze Jahr über – was die Beine angeht, durchlaufe ich mit den Jahreszeiten verschiedene Phasen. Im Winter sehen meine Beine den Rasierer nur zu Anlässen, bei denen ich meine Beine herzeigen muss, oder wenn es einfach gar nicht mehr geht. Im Frühling werden bestimmte Stellen regelmäßig enthaart (Knöchel bis zur Mitte der Wade und eventuell mal ein Knie, falls die Hose da ein Loch hat), andere werden weiter vernachlässigt. Im Sommer wird natürlich am meisten rasiert – um den Aufwand aber auch da in Grenzen zu halten, nur bis kurz übers (!) Knie. (Knie sind zwar die blödeste Stelle, aber sie stechen auch immer raus und wenn man die noch mit rasiert, denkt das Gegenüber vielleicht eher, dass man sich da schon Mühe gegeben hat und schaut gar nicht erst auf die haarigen Oberschenkel.)“

 

Utopie

„Mein größter Traum ist, dass niemals jemand das Rasieren für Frauen erfunden hätte. Es wäre völlig normal, dass wir alle haarige Beine, Achseln und Intimbereiche hätten. Niemand würde sich jemals daran stören. Und wir alle würden uns so viel Lebenszeit und blutige Knie sparen...“

Zeit und Nerven sparen

„Früher habe ich mir immer die ganzen Beine enthaart, das habe ich aber vor ein paar Jahren aufgegeben. Die Haare am Oberschenkel, die mit der Zeit auch immer heller und weicher werden, sind verschmerzbar im Vergleich zu Zeit und Nerven, die man sich dadurch erspart.“

Nie nur Wasser

„Wichtige Lektion, die ich schmerzvoll lernen musste: Rasiere dich nie-nie-niemals nur mit Wasser, „weil es mal eben schnell gehen soll“. Die Beine brennen danach höllisch! Wenn gerade kein Rasiergel da ist, tut’s auch mal das Shampoo. Das mache ich aber nur im Notfall, brennt nämlich nach der Rasur auch mehr als mit Rasiergel.“

Der Zeitpunkt zählt

„Auch schmerzvoll gelernt: Für anlassbezogenes Rasieren ist der Zeitpunkt des Rasierens extrem wichtig. Wenn man sich zum Beispiel für einen Schwimmbadbesuch rasiert, sollte man zwischen Rasur und dem ersten Kontakt mit dem Chlorwasser genügend Zeit einplanen. Optimale Variante: am Tag vorher. Höllenqualen-Variante: kurz vor Aufbruch ins Schwimmbad. Oder schlimmer noch: kurz vorher in der Schwimmbaddusche.“

Winterpelz

„Ich rasiere mir die Beine tatsächlich nur im Sommer. Im Winter, egal ob Single oder mit Freund, ist mir das ziemlich egal. Das war nicht immer so. Während meiner Schulzeit habe ich mir die Beine zum Beispiel gar nicht rasiert und trotzdem in kurzen Hosen Sport gemacht. Allerdings war das weniger Rebellion gegen die Schönheitsindustrie, sondern schlicht Faulheit. Ich fand es lange unglaublich nervig, Zeit damit zu verbringen mit einem Rasierer über meine Beine zu kratzen, nur um festzustellen, dass die ganzen Haare nach ein paar Tagen wieder da waren. “

 

Ohne geht übrigens auch

„Im letzten Sommer bin ich mit meinem Bus durch Südeuropa gereist. Eine Gegend, von der ich nicht wusste, dass sie so absurd heißt werden kann. Dementsprechend leichtbekleidet rennen alle herum und entblößen ihre aalglatten Beine, Achseln und Bikinizonen. Wenn man aber in einem Bus lebt, der sich in der Sonne aufheizt wie eine russische Banya, schwindet die Motivation, dem allgemeinen Schönheitsideal nachzukommen. Ab 35 Grad im Schatten setzte mein Körper einfach aus. Selbst meine Hand war zu träge, zum Rasierer zu greifen. Und je länger ich das nicht tat, desto erstaunlichere Dinge bemerkte ich über meinen Körper und mein Umfeld: Wenn man sich lange nicht rasiert, wird die Haut weicher und trocknet, gerade im Sommer, weniger aus. Die Haare werden dünner und es gibt keine nervigen Stoppeln mehr. Man spart Zeit (Alle zwei Tage rasieren für sagen wir mal drei Minuten = mehr als zwei Stunden mehr Lebenszeit in drei Monaten Urlaub) und Geld. Von dem Geld, das man für Rasierer ausgeben würde, kann man sich mindestens drei Bier kaufen Man schwitzt anders, in meinem Fall weniger.“ 

Auch mit Haaren findet man Freunde

„Je länger man die Körperbehaarung wachsen lässt, desto egaler werden einem die Blicke von anderen Menschen. Anfangs kostet es ein bisschen Überwindung, sich in einer Bar zu strecken und dabei ein Büschel Haare unter den Armen zu entblößen, aber nie, wirklich nie hat sich jemand getraut das zu thematisieren. Ich habe trotzdem Freunde gefunden. Wenn man nach drei Monaten Verwilderung wieder zu Hause ankommt fragt man sich, warum man sich den ganzen Rasierstress je angetan hat.“

Zack, Verpackung gespart

„Meine größte Erkenntnis zum Thema Rasieren: Rasiergel ist zu 180 Prozent überflüssig. Shampoo tuts genauso, zack, Verpackung gespart. Außerdem sieht man, wenn man Shampoo statt des schäumenden Gels benutzt viel mehr, was man tut. Die Gefahr sich zu schneiden ist dadurch viel kleiner. Und die Haut trocknet es meiner Einschätzung nach auch weniger aus.“

Die vergessene Stelle

„Ich weiß nicht warum, aber es gibt eine Stelle oberhalb meiner äußeren Fußknöchel, die ich regelmäßig vergesse zu rasieren. Da stehen dann immer ein- bis zwei Zentimeter lange Haare rum und wehen im Wind. Irgendwie rührt mich diese kleine, widerspenstige Stelle und ich bin gar nicht böse darüber.“

Regelmäßigkeit hilft

„Von einer ehemaligen Mitbewohnerin habe ich gelernt: Wenn man sich täglich rasiert, geht’s schneller, weil die Stoppeln kürzer sind. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber seitdem rasiere ich wirklich täglich meine Beine und habe das Gefühl, dass es wirklich ruck-zuck geht.“ 

Niemals frieren

„Großer Fehler, den ich leider immer wieder mache: Beine rasieren, während ich friere. Da kappe ich dann nicht nur die Haare, sondern auch die Gänsehaut-Spitzen ab und fühle mich danach, als wäre ich durch ein Brennessel-Feld gelaufen.“

Die Rasur zum Anlass

„Ich rasiere mich nur, wenn es einen Anlass gibt. Je wichtiger, desto mehr Haar kommt ab. Wenn ich beispielsweise Besuch von einem Exfreund bekomme und Rückfälle abzusehen sind, werden die Beine komplett enthaart und andere Bereiche ebenfalls hergerichtet. Da rechne ich zehn extra Minuten nur fürs Rasieren beim Fertigmachen ein. Gehe ich dagegen auf eine Party, von der ich nicht viel erwarte, rasiere ich nur vorsichtshalber die Unterschenkel, bis kurz unters Knie (weil: blödeste Stelle). Damit ist das Nötigste abgedeckt.“

Selbstmanipulation per Rasur

„In der Schlussfolgerung nutze ich die Rasur bzw. Nichtrasur übrigens auch zur präventiven Selbstmanipulation: Gehe ich abends aus, will von dort aber aus Gründen nicht mit jemandem nach Hause gehen, rasiere ich mich vorher mit Absicht nirgends. So ist die Hemmschwelle größer.“

 

Es gibt den perfekten Rasierer für dich

„Für jede Frau gibt es den perfekten Rasierer. Die Suche danach wird vollkommen unterschätzt. Die meisten, die ich kenne, benutzen einfach blind Venus-Rasierer, weil die einfach jeder kennt. Die Rasur dauert bei mir mit diesem Teil ewig und drei Jahre. Lange benutzte ich deshalb sehr günstige Einwegrasierer. Da geht alles schneller, weil die Klingen viel schärfer sind. Leider geht da aber auch einiges an Haut ab, wenn man nicht sorgfältig vorgeht. Ich habe besonders am Schienbein unfassbar viele Narben davongetragen, weil ich oft zu hastig war. Nun benutze ich Einwegrasierer, die teurer sind (ca. 4 Euro/3 Stück). Die halten lange, sind sanft, aber effektiv. Eine Beinrasur für beide Seiten dauert damit maximal zwei Minuten bei mir.“

Ich sehe was, was du nicht siehst

„Mit den Jahren habe ich gelernt, dass es mit Beinhaaren ähnlich ist wie mit Pickeln: Einem selbst fallen sie immer mehr auf als allen anderen. Oder alle anderen tun zumindest so, als würden sie ihnen kaum auffallen. Auf jedes "Ich hab ganz unrasierte Beine...", egal ob gegenüber Mutter, Partner oder Freundin, folgt zuverlässig ein: "Quatsch, das sieht man doch gar nicht!" Ich bin dazu übergegangen, es zu glauben...“

Preiswut

„Ich HASSE Damenrasierschaum und -gel. Mini-Flasche, riesiger Preis. Darum kaufe ich immer Herren-Rasiergel. Das aber oft ekelhaft riecht (Geruchsrichtung "männlich" – also, angeblich, eigentlich riecht es bloß nach altem Typen, der es mit der Parfümierung übertrieben hat). Der Geruch hängt dann an Tagen, an denen ich mir Beine und Bikinizone rasiere, hartnäckig in meiner Nase fest. Und das macht mich auch wieder wütend!“

Erwachsen

„Irgendwann kauft jede sich den teuren Marken-Rasierer. Der wirklich besser ist. Und danach wird das Leben viel einfacher.“

Der Partner-Check

„Ich habe gemerkt, dass meinen Partner die Beinbehaarung eher wenig interessiert. Fast schon so, als wüsste er, dass er da bei mir gar nichts mitzureden hat. Wenn er sich mal dazu äußert, dann meist nur positiv – zum Beispiel, wenn sich meine Beine besonders weich und glatt anfühlen. (Das gefällt ihm dann also schon besser.) Bei der Rasur im Intimbereich sieht das anders aus. Da äußert er schon eher mal, was ihm besser gefällt. Das mach ich dann aber bei ihm genauso!“

Muss ich dafür auch rasieren?

„Große ungeklärte Rasur-Frage: Muss man sich die Beine rasieren, bevor man im Hallenbad alleine 40 Bahnen zieht? Muss man sich rasieren, bevor man zum Gynäkologen geht? Und für wen rasiert man sich überhaupt? Für sich oder für die anderen??“

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