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Warum „Black Panther“ den Oscar gewinnen könnte

Foto: AP

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Als Guillermo del Toros Fantasy-Drama „The Shape of Water“ 2018 den Oscar als bester Film gewann, war das eine kleine Sensation. Jahrzehntelang war die höchste Auszeichnung der Film-Branche Dramen, Historienfilmen und ähnlich schweren Stoffen vorbehalten gewesen. Am Sonntag könnte es eine Überraschung ähnlichen Ausmaßes geben: Mit "Black Panther" könnte nun erstmals eine Comic-Adaption den Preis gewinnen.

Nicht überall traf diese überraschende Nominierung auf Gegenliebe. Schon vor der offiziellen Bekanntmachung wurde sie heiß diskutiert. Dass Marvels Superhelden-Abenteuer dann doch als bester Film nominiert wurde, bezeichnete das Kino-Portal moviepilot als „Lachnummer des Jahres“. Ob ein Film gut ist oder nicht, hängt sehr vom einzelnen Zuschauer ab. Es gibt keine fixen Kriterien, um die Güte eines Filmes festzustellen. Jede Einschätzung ist und bleibt letztendlich eine Meinung. Meiner Meinung nach war „Black Panther“ nicht der beste Film des Jahres. Trotzdem glaube ich, dass er den Oscar holen wird – und das völlig zurecht. „Black Panther“ ist ein Film, dessen Zeit gekommen war.

Seit Bryan Singers „X-Men“ und Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie erlebt die Filmwelt einen echten Comic-Hype. Jahr für Jahr drängen mehr Superhelden auf die Kinoleinwände. Fast ebenso lang wird auch schon der Tod des Genres beschworen. Kritiker sprechen von Superhero Fatigue, einer „Superhelden-Ermüdung“. In der Praxis lässt die allerdings noch auf sich warten. „Black Panther“ ist bereits der 18. Film aus dem Marvel-Universum. Mit Einnahmen von mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar gehört er zu den erfolgreichsten der Reihe – von Ermüdung keine Spur. Dass Superhelden so beliebt sind und scheinbar immer beliebter werden, mag durchaus überraschen. Schließlich wirken die meisten Geschichten oberflächlich sehr ähnlich. Das gilt auch für die Geschichte von T'Challa (Chadwick Boseman), dem Black Panther: Ein junger Held entdeckt außergewöhnliche Kräfte und eine ebenso außergewöhnliche Verantwortung. Beides gilt es zu meistern, um skrupellosen, oft übermächtigen Feinden zu trotzen. Würde man ein paar Namen, Orte und Details ändern, könnte die Geschichte des Black Panther auch die von Iron Man, Captain America oder Wonder Woman sein. Aber in Superhelden-Geschichten geht es eben primär nicht um die Handlung, sondern um die Botschaft, und die lautet in fast allen Marvel-Filmen: Hoffnung.

Superhelden-Geschichten sind moderne Märchen. Sie gehen davon aus, dass am Ende immer das Gute siegt. Sie leben von der Idee, dass jeder Einzelne über sich hinauswachsen und Großes bewirken kann. Mit derart hoffnungsvollen Fantasien haben die Comic-Helden schon immer gepunktet. Nicht ohne Grund erlebten sie ihren ersten Boom um den zweiten Weltkrieg herum. Mavel-Helden wie die X-Men, Spider-Man oder auch Black Panther feierten ihr Debüt in den turbulenten Sechzigerjahren. Turbulente Zeiten erleben auch wir gerade wieder. Dass das Publikum in Zeiten von Trump, #Metoo, Aufrüstung, Handelskriegen und Unilateralismus wieder offen für hoffnungsvolle Ideen ist, sollte niemanden überraschen.

In „Black Panther“ wurden von Anfang an viele Hoffnungen gesetzt. Immerhin ist er der erste afroamerikanische Marvel-Held, der seinen eigenen Film bekommt. Viele Filme mit nicht-weißen Protagonisten beschäftigen sich aktuell mit Rassismus, Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit. Zwei solche Werke, „Green Book“ und „BlacKKKlansman“ sind dieses Jahr ebenfalls im Rennen um den Oscar als bester Film. „Black Panther“ ist ihnen allerdings einen Schritt voraus: Während die Mitbewerber sich darauf beschränken, reale Missstände aufzuzeigen, nimmt das Superhelden-Abenteuer sie lediglich als Sprungbrett, um die Geschichte weiter zu spinnen.

Das heißt nicht, dass soziale Ungerechtigkeit im Film unter den Teppich gekehrt würde. Tatsächlich sind es Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung, die Bösewicht Killmonger (Michael B. Jordan) antreiben. Dennoch weigert „Black Panther“ sich, seine Protagonisten als Opfer zu charakterisieren. T'Challa ist nicht nur ein erfahrener Krieger und Superheld, er ist auch der König der afrikanischen Nation Wakanda, die mit ihrer fortschrittliche Technologie selbst die Crew der Enterprise beeindrucken könnte. Zum Ende des Films entscheidet er, das Wissen und die Ressourcen seines Königreiches mit dem Rest der Welt zu teilen.

So positioniert Marvel den Black Panther als einen der bedeutendsten Figuren in ihrem Superhelden-Universum – und schafft gleichzeitig einen Helden für eine marginalisierte Community. König T'Challa ist Hoffnung in Person. Und Hoffnung hat auch 2019 einen Oscar verdient.

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