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Wir wollen Awards für Tier-Schauspieler!

Wikimedia / Keith McDuffee / CC-BY-2.0

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Sie knurren, sie fiepen und räkeln sich in den Armen von weinenden Frauen. Was wären Film-Klassiker wie „Frühstück bei Tiffany“ ohne „Cat“, was wäre „Gladiator“ ohne Pferde? Richtig: ein gutes Stück ärmer. Da ist es doch ein bisschen schade, dass bei den diesjährigen Golden Globes Rami Malek und Olivia Colman ihre Trophäen in die Kameras halten und ihre haarlosen Luxuskörper über den roten Teppich flanieren durften - und die herausragendsten Tierdarsteller des Jahres 2018 mal wieder nichts bekommen haben.

Dabei wären Oscars und Golden Globes für Tiere kein komplett neues Konzept. Von 1951 bis 1986 wurde jährlich der PATSY-Award vergeben, der vielleicht bekannteste Tier-Schauspieler-Preis aller Zeiten. PATSY stand für: Performing Animal Television Star of the Year. Größtenteils haben Hunde und Pferde diese Preise gewonnen, aber auch ein Stier, eine Taube, ein Hase, ein Bär und eine Gans waren unter den Preisträgern. Besonders erfolgreiche waren etwa Tramp, der Hund (vier Patsys), Jackie, der Löwe (vier Patsys) und Francis, der Esel (sieben Patsys).

Manche werden da natürlich sagen, dass so ein Preis für Tiere doch vollständig überflüssig sei. Die Änderung, die sie mit sich bringen könnte, wäre es allerdings nicht: mehr Aufmerksamkeit für Tier-Schauspieler – und damit auch mehr Respekt und Schutz. Genau das war auch der Gedanke der Patsy-Gründer.

Während die „Humane Hollywood Initiative“ das nämlich schon längst gewähren sollte, geht es vielen Tieren am Set bisher nicht so gut. Laut der Tierschutzorganisation PETA herrschen an vielen Sets tierquälerische Bedingungen. So wäre „King“, der Star-Tiger in „Life of Pie“, beispielsweise fast beim Dreh umgekommen.

Klar, nicht jedes Background-Frettchen ist ein Weltstar und nicht jeder Heimvideo-Welpe kann sich im Hollywood-Business durchbeißen (auch wenn es im Heimvideo-Genre ein paar unvergessene Laien-Performances gibt). Aber dennoch verdienen sie alle Schutz – und zumindest an die Meryl-Streeps der Tierwelt würden wir uns später aber gerne erinnern. Zum Beispiel Crystal, das Kapuzineräffchen aus „Hangover II“, hat auch in bekannten Produktionen wie „Nachts im Museum“, „The Big Bang Theory“,„Malcolm mittendrin“, „Der Zoowärter“ und „Dr. Doolittle“ mitgespielt. So ein Wunderaffe hätte doch durchaus einen Preis für seine harte Arbeit verdient – zumindest für sein Lebenswerk.

Im vergangenen Jahr gab es jedenfalls genug cineastische Erlebnisse, in denen unsere felinen, caninen und equinen Erdmitbewohner durch ihre Performances begeistert haben. Deshalb gingen unsere Tier-Awards dieses Jahr an:

Tierisch beste/r Filmdarsteller/in

Nominierungen gehen auf jeden Fall an den Hunde-Cast aus dem italienischen Drama „Dogman“ (der auch bereits mit dem „Palm Dog“ im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele in Cannes ausgezeichnet wurde) und an das sandfarbene Minipony „Butterscotch“ in dem Slapstick-Western „Damsel“, das seinem Co-Star Robert Pattinson ziemlich die Show stiehlt.

Der herausragendste tierische Darsteller dieses Jahr ist aber der schwarz-weiße Kater Towne – oder auch der „Marlon Brando der Katzen“, wie ihn die Regisseurin Marielle Heller gegenüber dem Online-Portal Deadline nennt. Mit seinen grünen Augen spielte er die Rolle „Katze Jersey” in “Can You Ever Forgive Me?“, einem biografischen Comedy-Drama über die New Yorker Schriftstellerin Lee Israel, das in Deutschland im Februar anläuft. Towne glänzte neben Comedy-Göttin Melissa McCarthy, die für ihren Auftritt ebenfalls eine Golden Globe-Nominierung eingeheimst hat und als Oscar-Anwärterin gilt. Der Superkater ging neben dieser Ikone aber null unter. Tatsächlich soll McCarthy sogar selbst gesagt haben, dass die Katze sie „out-acted“ habe. Traurig ist nur, dass Towne seinen Ruhm nicht mehr genießen kann: Der Kater ist nach einer zehnjährigen Karriere verstorben, würde den Preis also posthum bekommen.

Tierisch bester Auftritt in einer Serie

Majestätisch in seiner Gelassenheit schreitet der an die drei Meter lange Alligator aus dem Vorstadthaus in die Nachmittagssonne. Er schwenkt den Kopf, die Zeit steht kurz still, und dann legt sich das Reptil im Schatten des Gebäudes erstmal hin. Es ist die „Alligator Man“-Folge der zweiten Staffel von „Atlanta“ – eine ebenfalls für einen Golden Globe nominierte Erfolgsserie mit und von dem Ausnahmetalent Donald Glover.

Um zu verstehen, was den Alligator so besonders macht, muss man hören, mit welcher Achtung sein Co-Star, der Comedian und Schauspieler Katt Williams, über das Reptil spricht. Für die Vorbereitung der Rolle habe er drei Wochen mit dem Tier gelebt. Er habe sich am Schluss mit ihm so wohl gefühlt wie mit jedem anderen Schauspielkollegen. Und das sei nicht selbstverständlich. Die Zusammenarbeit mit einem ersten Alligator sei schnell gescheitert, weil der es „zu sehr genossen hatte, Menschen zu erschrecken“. Erst nach einem zweiten Casting mit einem zweiten Alligator habe Williams dann verstanden, dass ihre Beziehung wie eine Ehe sei: „Du musst mir vertrauen und ich muss dir vertrauen.“ Ein solches Vertrauen aufzubauen ist auf jeden Fall eine Eins-A-Leistung für einen Alligator.

Honourable Mention

Der Breakout-Star Charlie: Ein goldbrauner Labradoodle, der neben Lady Gaga und Bradley Cooper in „A star is born“ glänzt. Charlie disqualifizierte sich für den Preis als bester Tierdarsteller durch die fehlende schauspielerische Leistung. Diese Blicke lügen nicht, Charlie schaut Bradley Cooper so ergeben an, weil der sein echtes Herrchen ist. Einhundert Prozent authentische Liebe. PETA ehrte den Schauspieler und Regisseur sogar dafür, anstatt eines Tier-Darstellers seinen eigenen Hund genommen zu haben. Dabei hatte Cooper wohl im Nachhinein Probleme mit den neugewonnen Starallüren von Charlie, erzählte er dem Magazin People. „Er ruft mich nicht zurück“, beschwerte sich Cooper bei der Premiere in Los Angeles.

Die goldene Himbäre

Wo gepriesen wird, muss auch gedisst werden. Natürlich sind die technischen und visuellen Möglichkeiten des Film-Businesses im 21. Jahrhundert ein Gewinn und öffnen neue erzählerische Türen. Das ist toll. Und manchmal nervig. Im vergangenen Jahr wurden wir etwa mit der zweiten „Reality-Verfilmung“ des Dschungelbuches innerhalb von zwei Jahren zugeballert. Keine von beiden war der ganz große Wurf. Die CGI-animierten Tiere waren da auf jeden Fall ein Teil des Problems.

„Mogli: Legende des Dschungels“ von Andy Serkis bringt aber besondere Probleme mit sich: Serkis versuchte nicht nur die Tiere einigermaßen realistisch darzustellen und mit Stimmen von menschlichen Stars auszustatten, sondern auch noch deren Mimik auf die Gesichter der Tiere zu übertragen. Das funktioniert bei Affen noch ganz gut, bei Wölfen und Tigern nur noch halb, aber die Schlange Kaa sieht einfach nur irritierend aus. Ganz egal, wie viel Mühe ihre Darstellerin Cate Blanchett reinsteckt: Der Schädel einer Schlange ist nicht für das Stirnrunzeln eines Menschen gemacht. Dafür gibts eine goldene Himbäre. Generell sind real-animierte Tiere ein mieser Kompromiss: Zu unnatürlich, um uns zu berühren, zu normal, um uns zu inspirieren.

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