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Welche Formen der gendersensiblen Sprache gibt es?

Illustration: Julia Schubert

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„Gendern oder nicht gendern?“ ist eine Frage, die andere ist „Wenn gendern, dann wie?“. Für jeden, der es versuchen will, wirkt die Vielfalt der unterschiedlichen Formen gendersensibler Sprache und die Kritik an ihnen so komplex und undurchsichtig, als könne man es nur falsch machen. Das generische Maskulinum, das in der männlichen Wortform (Schüler, Student, Richter) einfach alle nicht-männlichen Personen „mitmeint“ wirkt da wie eine bequeme Alternative. Aber Bequemlichkeit ist eben nicht immer die beste Lösung. Deshalb haben wir eine Übersicht der am häufigsten verwendeten Formen gendersensibler Sprache erstellt:

Die Paarform

Bei der Paarform werden sowohl die männliche als auch die weibliche Wortform verwendet. Bei der vollständigen Paarform werden beide Formen ausgeschrieben und mit einem „und“ verbunden (Schülerinnen und Schüler, Studenten und Studentinnen, Richterinnen und Richter). Die verkürzte Paarform verzichtet auf das „und“, beide Wortformen werden mit einem Schrägstrich getrennt (Schülerin/Schüler, Student/Studentin, Richterin/Richter). Häufigster Kritikpunkt bei der Paarform ist, dass sie eine Zweigeschlechtlichkeit voraussetzt, also die Annahme, dass alle Menschen entweder männlich oder weiblich sind. Diejenigen, die sich nicht in diese Unterscheidung einordnen wollen oder können, werden dadurch nicht mitgedacht.

Der Schrägstrich

Der Schrägstrich wird bei der gendersensiblen Sprache nicht nur bei der verkürzten Paarform verwendet, sondern auch, um die weibliche Endung vom männlichen Wortstamm abzutrennen, beziehungsweise sie an ihn anzufügen (Schüler/in, Student/in, Richter/in). Ähnliche Formen sind die Trennung entweder durch einen Punkt (Schüler.in, Student.in, Richter.in), einen Doppelpunkt (Schüler:in, Student:in, Richter:in) oder ein Ausrufezeichen, das anstelle des „i“ gesetzt wird, (Schüler!n, Student!n, Richter!n). Kritikpunkt ist auch hier, dass es wieder nur eine Unterscheidung zwischen entweder männlich oder weiblich gibt. Die weibliche Form ist dabei immer nur eine Art Anhängsel an die männliche. Auf diese Weise wird die vermeintliche Norm des Männlichen, von der alles andere ausgeht, unterstrichen.

Das Binnen-I

Auf die gleiche Weise funktioniert auch das Binnen-I: Das „-i“ der weiblichen Endung wird großgeschrieben und dient so als Schrägstrich, (Doppel-)Punkt oder Ausrufezeichen zwischen den Formen (SchülerIn, StudentIn, RichterIn). Auch hier bildet die weibliche Form jedoch nur einen Anhang an das Männliche und die Zweiteilung der Welt bleibt unhinterfragt.

Der Unterstrich

Als Alternative zum Binnen-I gilt in der Queer-Theorie der Unterstrich oder der „Gender_Gap“, also die „Gender Leerstelle“. Der Unterstrich bezieht nicht nur Männer und Frauen ein, sondern auch alle Menschen, die sich nicht in diese binäre Unterscheidung einordnen wollen oder können. Dabei symbolisiert die Leerstelle die verschiedenen möglichen Geschlechtsidentitäten. Beim „Gender_Gap“ kann unterschieden werden zwischen dem statischen Unterstrich, der zwischen der maskulinen Wortform und der femininen Endung eingefügt wird (Schüler_in, Student_in, Richter_in), und dem dynamischen Unterstrich, der nach keinen festen Regeln eingesetzt wird und durch das Wort wandert (Sch_ülerin, Studen_tin, Richteri_n). Damit soll deutlich gemacht werden, wie beweglich und wenig abgrenzbar die unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten voneinander sind. Eine andere Lesart des Unterstrichs, und damit gleichzeitig auch die Kritik an dieser Form, ist, dass gerade der statische Unterstrich ein „Nichts“ zwischen der explizit erkennbaren männlichen und weiblichen Form darstellt und daher der herkömmlichen binären Geschlechtervorstellung nicht entgegenwirkt.

Die geschlechtsneutrale Formulierung

Sogenannte „geschlechtsneutrale Formulierungen“ beruhen nicht auf der Unterscheidung zwischen „Mann“ und „Frau“, sondern werden mit dem nominalisierten Partizip I gebildet. Das vermutlich am weitesten verbreitete und auch akzeptierteste Beispiel für eine geschlechtsneutrale Formulierung ist „Studierende“. Kritik an dieser Form bezieht sich auf die sprachliche Funktion eines Partizips, denn Menschen, die studieren, studieren nicht immer und ausschließlich, sondern essen oder schlafen auch ab und zu. Das Partizip als Zustandsbeschreibung wäre somit irreführend. 

Der Genderstern

Der Genderstern ist so etwas wie der*die gute Freund*in beim Gendern: Bei dieser Form wird zwischen der männlichen Wortform und der weiblichen Endung ein Stern gesetzt (Schüler*in, Student*in, Richter*in). Ähnlich wie beim „Gender_Gap“ steht der Stern dabei für die unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten, wobei die Strahlen des Sterns stärker die unterschiedlichen „Richtungen“ symbolisieren. Der Genderstern wird teilweise aber auch in Kombination mit Wörtern, denen eine eindeutige Geschlechtsidentität zugeordnet ist, verwendet (beispielsweise Frau*, Mann*). So soll dargestellt werden, dass zum einen auch die gesellschaftliche Vorstellung von „Frau“ und „Mann“ konstruiert ist und zum anderen, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht notwendigerweise mit der Selbstdefinition einer Person übereinstimmt. Problematisch wird es allerdings in der gesprochenen Sprache, denn anders als bei der Paarform, dem Schrägstrich, oder dem Binnen-I ist es beim Genderstern und beim Unterstrich nicht möglich, die Platzhalter mitzusprechen. Als Lösung wurde der „stimmlose glottalen Verschlusslaut“ eingeführt, der hergestellt wird, indem die Stimmbänder kurz vollständig geschlossen werden. Durch diese kurze, entstehende Pause soll dann der Genderstern beziehungsweise der Gender_Gap deutlich gemacht werden.

Das generische Femininum, die x-Form und die a-Form

Weitere, weniger häufig verwendete Formen der gendersensiblen Sprache sind das generische Femininum, die x-Form und die a-Form. Beim generischen Femininum wird in Anlehnung an das Konzept des generischen Maskulinums ausschließlich die weibliche Form verwendet, bei der alle nicht-weiblichen Menschen „mitgemeint“ sind (Schülerin, Studentin, Richterin). Die x-Form wird gebildet, indem an den Wortstamm ein „-x“, beziehungsweise im Plural ein „-xs“ angehangen wird (Studierx, Schülx, Richtx) und stellt auf diese Weise eine symbolische Durchkreuzung gegenderter Sprache und damit auch eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber dem Konstrukt von Gender dar. Bei der a-Form soll die Frauisierung von Sprache vorangetrieben werden, indem alle eher männlich konnotierten Wortendungen auf „-er“ durch die Endung „-a“, beziehungsweise im Plural mit „-as“, ersetzt werden (Studenta, Schüla, Richta).

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