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Bitte folgen: der offiziellen Künstlerin zur UK-Wahl

Foto: Instagram electionartist2017

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So heißt der Account:

instagram.com/electionartist2017/

Dem sollst du folgen, wenn …

du wissen willst, wer für die Briten über den Austritt aus der EU verhandeln wird. Es geht also darum, wer nach der Wahl am 8. Juni Premierminister in Großbritannien wird: Die steife Theresa May von den konservativen Tories oder der ziemlich linke Jeremy Corbyn von Labour. Gerade für junge Leute, die beim Brexit-Referendum für „Remain“ stimmten, steht viel auf dem Spiel: nämlich, wie ihre Zukunft aussieht. Das Rennen ist überraschend spannend: Anfangs hatte May, die für einen „harten Brexit“ steht, etwa 20 Prozentpunkte Vorsprung, nun könnte es knapp werden.

Dahinter steckt …

Cornelia Parker, eine der besten zeitgenössischen Künstlerinnen Großbritanniens. Sie trägt den offiziellen Titel „Election Artist“ und wird – kein Witz – nach dem 8. Juni ein Kunstwerk über die Wahl anfertigen. Versehen mit einem Stipendium des Parlaments reist Parker also kreuz und quer durchs Land, beobachtet die Spitzenkandidaten, spricht mit Wählern, fotografiert Abseitiges und postet alles auf Instagram.

Zu sehen sind … 

Fotos von Gartenzwergen („die Bewerber der Wahl“), die Titelseiten der überdrehten Boulevardblätter, britisches Essen („Full English Breakfast“), Katzen und der Alltag der Kandidaten. Parker begleitet Politiker von Haustür zu Haustür und ist auch dabei, wenn die Spitzenkandidaten ihre Wahlprogramme vorstellen. Und wenn in London oder Manchester Anschläge verübt werden, dann thematisiert sie das selbstverständlich auch.

Parker hat – klar, sie ist mit Preisen dekorierte Künstlerin – einen guten Blick: Ihre Fotos sind witzig, halten die Skurrilität des Alltags fest und beziehen klar Stellung. Sie dokumentiert das Plakat des Künstlers Jeremy Deller, das den Slogan der „Stärke und Stabilität“ von Theresa May attackiert: „Strong and stable my arse“. Nach wenigen Klicks wird klar: Parker sieht May und deren Eintreten für Brexit und Sparmaßnahmen im Sozialbereich kritisch. „ You cut? We bleed“ heißt es auf einer Demo, bei der gegen Kürzungen im Gesundheitssystem NHS protestiert wird. Auch Fotos von Obdachlosen und Bettlern zeigen den rauen Alltag im Vereinigten Königreich.

Sie postet Videos von Pressekonferenzen der fremdenfeindlichen Ukip-Partei, bei der eine BBC-Reporterin niedergebrüllt wird. Rau geht es zu in Großbritannien und das Land ist gespalten: die Jungen gehen entweder gar nicht zur Wahl, oder sind für Labour – die Rentner hingegen unterstützen May und die Tories auf ihrem Anti-EU-Kurs. 

Glamourös ist das Amt der „Election Artist“ nicht: Ich traf Cornelia Parker zufällig bei einer TV-Debatte in Schottland, als sie mich um ein Ladekabel für ihr iPhone bat. Vorher habe sie nie Instagram genutzt, erzählte sie mir, doch nun ist sie begeistert. Parker ist mit einem Texaner verheiratet, doch das ist nicht der einzige Grund, warum Donald Trump natürlich oft zu sehen ist – das Plakat „Theresa the Appeaser“ zeigt den US-Präsidenten und May, wie sie Händchen halten.

In weniger als einer Woche wird in Großbritannien gewählt – und auf charmantere Art als über electionartist2017 kann man sich kaum informieren, was gerade auf der Insel passiert. Auch wenn es, wie der jüngste Anschlag in London zeigt, zurzeit oft etwas Trauriges ist.

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