- • Startseite
- • Job
-
•
Job-Kolumne: Wie viel verdient eine Psychologin bei der Bundesagentur für Arbeit?
Was eine Berufspsychologin macht
Ich habe mich als Psychologin gegen eine Arbeit in der klinischen Therapie entschieden und arbeite stattdessen im berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit. Meine Aufgabe ist es, Kund*innen zu begutachten und bei verschiedenen beruflichen Fragestellungen zu helfen. Ich schaue zum Beispiel: Passen die intellektuellen Fähigkeiten, die Interessen und die Motivation einer Person auf ein bestimmtes Berufsbild? Gibt es auch psychische Erkrankungen, die berücksichtigt werden müssen, eine Lernbeeinträchtigung oder eine geistige Behinderung? Meine Kund*innen sind zum Beispiel Langzeitarbeitslose, Leute, die eine Umschulung machen wollen oder Schülerinnen und Schüler, die zur Berufsberatung vorbeikommen. Sie alle sind Leute, die auf dem Arbeitsmarkt Probleme haben einen Beruf zu finden und von der Bundesagentur für Arbeit dabei unterstützt werden. Da sie von Berufsberater*innen, Arbeitsvermittler*innen oder dem Jobcenter zu uns kommen, um ein Gutachten zu erhalten, nennen wir sie Kund*innen. Meine Aufgabe ist es am Ende, eine gute Zuordnung zwischen einem Beruf und meinen Kund*innen zu finden. So sollen diese speziell gefördert werden und im besten Fall einen Beruf finden, eine neue Ausbildung anfangen oder an einer Umschulung teilnehmen. Zusätzlich mache ich auch noch Testungen zur Berufsorientierung in Schulen und helfe bei der Personalauswahl für meine Arbeitsstelle.
Wie der Arbeitsalltag einer Berufspsychologin aussieht
Mein Arbeitstag beginnt meistens um 7:30 und endet um 16 Uhr. Meine tägliche Arbeit kann man sich ein bisschen vorstellen wie die Sprechstunde einer Ärztin. Jeden Tag spreche ich mit drei bis fünf Kund*innen, die ganz unterschiedliche Fragestellungen haben. Eine Kundin könnte zum Beispiel eine Lernförderschülerin sein, die sich beruflich orientieren möchte. Ich würde mit ihr dann zuerst eine erste Erhebung machen, sie also fragen: Was für eine Motivation bringt sie mit? Gibt es Berufe, die sie interessieren? Gibt es irgendwelche Beeinträchtigungen? Nach dem Gespräch würde ich sie zur Testdiagnostik schicken. In der Testdiagnostik machen wir Tests zum logischen Denken, aber wir testen auch Fähigkeiten wie Konzentration und Merkfähigkeit. Wenn die Kund*innen damit fertig sind, werte ich alles aus und bespreche gemeinsam mit ihnen, ob die Ergebnisse mit ihren Erwartungen zusammenpassen. Ich schaue also: Welche Fähigkeiten sind da und wie passt das mit dem Berufswunsch zusammen? Danach gebe ich berufliche Empfehlungen ab und schreibe ein Gutachten. Die Kund*innen werden im Anschluss an eine Arbeitsstelle vermittelt oder beruflich noch weiter beraten.
Bei Kund*innen, die eine Umschulung machen müssen oder wollen, ist mein Gutachten zum Beispiel ausschlaggebend dafür, ob die Agentur für Arbeit ihnen bei der Finanzierung hilft. Manchen Kund*innen empfehle ich dann auch, sich auch zu trauen, zum Beispiel noch einen Realschulabschluss oder das Abitur zu machen, bei anderen Kund*innen muss ich sagen, dass sie eine angestrebte Umschulung vielleicht nicht schaffen werden. Das ist schwierig, gerade wenn es um eine mögliche Förderung geht. Ich versuche dennoch möglichst gut meine Entscheidung zu treffen.
Wie ich Berufspsychologin geworden bin
Nach dem Abi wusste ich zuerst nicht, was ich machen soll. Nur eins war klar: Irgendwas mit Menschen. Psychologie interessierte mich, aber ich konnte mir nicht vorstellen, in der Langzeittherapie zu arbeiten. Deswegen habe ich damit gehadert, ob das reine Psychologiestudium das Richtige ist und mich erst für Wirtschaftspsychologie entschieden. Doch als ich im Nachrückverfahren noch in Psychologie reingerutscht bin, dachte ich: Lieber das, weil dann stehen mir mehr Türen offen und ich kann mich später spezialisieren. Insgesamt habe ich neun Semester Psychologie auf Diplom studiert und mich im Studium für den Schwerpunkt Arbeits- und Organisationstherapie entschieden. Heute bin ich sehr froh darüber: Ich liebe an meinem Job, dass ich den schnellen Eindruck von so vielen Leuten bekomme, die ich sonst niemals kennenlernen würde.
Vorstellung vs. Realität
Ich habe mir den Beruf eigentlich so ähnlich vorgestellt, wie er tatsächlich ist. Im Studium wurde auch schon viel praktisches Wissen vermittelt. Aber mir war nicht bewusst, dass es so ein großer Mix an Dingen ist, die ich am Ende machen kann und werde. Zum Beispiel zählen zu meinem Beruf nicht nur die Beratungsgespräche, sondern auch die Diagnostik wie die Intelligenz-Tests die wir durchführen - Dinge, die ich mitunter im Studium kritisch gesehen habe, doch von denen ich jetzt verstehe, dass sie ergänzend sehr wichtig sein können. In meinem Beruf kommen so viele Teilbereiche der Psychologie zusammen und ich brauche mehr Sachen aus meinem Studium, als ich anfangs gedacht hätte.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Die Rahmenbedingungen meines Jobs sind sehr gut. Ich habe Gleitzeit und auch Home-Office-Möglichkeiten. Ich kann die Beratungsgespräch also auch telefonisch oder über einen Videocall machen. Allerdings bekomme ich in meinem Beruf sehr viele Schicksale mit. Zum Beispiel erzählen mir Kund*innen von ihren Burn-outs, Langzeitarbeitslosigkeit oder auch familiären Problemen. Das löst in einem selber viele Emotionen aus. In seinem Privatleben muss man sich daher einen guten Ausgleich suchen. Wenn ich den ganzen Tag an der Arbeit viel spreche und viele Leute kennenlerne, gehe ich zum Beispiel zum Sport, mache Musik, tausche mich mit meinen Freund*innen aus oder nehme mir auch mal einen Abend ganz für mich. Dieser Ausgleich ist wichtig, damit sich der Beruf nicht schlecht auf das Privatleben auswirkt.
Welche Eigenschaften man als Berufspsychologin braucht
Man braucht Interesse an der Arbeit mit Menschen und Neugier. Man lernt jeden Tag neue Menschen kennen und es ist wichtig, dass man noch einmal nachfragt, wenn etwas unklar ist. Man braucht Urteilsvermögen, gerade wenn es um Gutachten geht, denn man sollte sich nicht scheuen in einem Urteil zu sagen: „Diese Person hat eine psychische Einschränkung und braucht deswegen folgende Hilfen.“ Es ist wichtig, dass man es schafft einen persönlichen Abstand zu behalten und seine Entscheidungen objektiv zu fällen. Das Lernen wir zu einem gewissen Punkt auch in der Universität, doch eine gewisse Veranlagung sollte man dafür mitbringen.
Was ich auf Partys immer zu meinem Beruf gefragt werde
Der Klassiker ist: „Kannst du Gedanken lesen?“ Oder: „Siehst du jetzt an meiner Körpersprache, wenn ich lüge?“ Das ist überhaupt nicht so. Jeder Mensch ist individuell. So hobbypsychologisch Leute zu analysieren, dass kann ich auf jeden Fall nicht. Ich antworte dann meistens: „Nein und du kannst raten, wie oft ich die Frage schon gehört habe.“
Wie viel man als Berufspsychologin verdient
Ich werde nach Tarif bezahlt. Da ich bereits Berufserfahrung habe, verdiene ich 4593 Euro Brutto.