Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

3500 Euro brutto für die Videospiel-Entwicklerin

Selina war schon als Kind fasziniert von virtuellen Welten und arbeitet heute als Spieleentwicklerin.
Foto: Privat / Illustration: Jaqueline Kuhn

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

*Selinas Name wurde geändert, weil sie einen Geheimhaltungsvertrag unterschrieben hat.  Er ist der Redaktion aber bekannt.

Was man als Videospiel-Entwicklerin macht

Es dauert bis zu fünf Jahre, ein Videospiel zu entwickeln. Mehr als 100 Menschen sind an so einer Spieleentwicklung beteiligt. 3D-Artists, Programmierer, Technical Artists und viele mehr. Zusammen nennt man uns alle dann Game Developer oder Spieleentwickler. Ich gehöre zu der Gruppe der Spieleentwickler mit Spezialisierung in Technical Arts. Einen deutschen Begriff gibt es dafür nicht. In der Gamer Branche ist das aber normal. 

Ein Beispiel: Stell dir ein beliebiges Computerspiel vor, in dem du durch ein Dorf gehst. Am Straßenrand sind Laternenmasten zu sehen. Manche leuchten, andere nicht. Jede einzelne Lampe manuell auf der virtuellen Straße aufzustellen, wäre eine langwierige und langweilige Arbeit. Hier komme ich ins Spiel. Zuerst überlege ich, ob es technisch umsetzbar ist, die Masten automatisch einzufügen. Ich arbeite mit mathematischen Funktionen und Formeln. Dann beginnt der kreative Teil. Ich erstelle ein Tool, das dem Artist die Arbeit erleichtert. Die Laternenmasten lassen sich jetzt durch Steuerungskontrollen auf dem Bildschirm einsetzen. So können sich die Artists auf die kreativen Prozesse der Spieleentwicklung konzentrieren. Zum Beispiel, wie die Kampfszene mit einem Endgegner aussehen soll. 

Wie man Videospiel-Entwicklerin wird  

Als Kind war ich oft mit meinem Vater im Kino und fand vor allem 3D-Filme spannend. Besonders „Avatar - Aufbruch nach Pandora“. Für mich war es angewandte Kunst, die nicht nur im Museum hängt oder bei mir auf dem Zeichenblock ist. Ich dachte damals:  „Was ist, wenn ich so eine Welt erschaffen könnte?“.  

  

Nach dem Abi schüchterte mich die Konkurrenz in der Gamer Branche aber ein. Als sanfte Einführung fing ich eine Ausbildung als Mediendesignerin an. Nach dem Abschluss habe ich mich entschieden, noch „Game & Animation“ zu studieren, ein praktisches Studium mit Fokus auf die Entwicklung von Spielen und Animationsfilmen. Ich musste mich bewerben und es wurde getestet, wie kreativ und lösungsorientiert ich bin. 

Über Freunde, die Programmierer waren, habe ich dann von der Stelle als Technical Artist erfahren. Dieser Job hat sich als Querschnitt jener Dinge herausgestellt, die ich mag: Technik und Kunst. Meinen ersten Job habe ich noch während meines Studiums angeboten bekommen.

Hürden, die eine Video-Spieleentwicklerin überwinden muss

Ein Studium ist keine Voraussetzung. Die großen Entwickler von Videospielen reißen sich um die Leute. Entscheidet man sich doch für eine Ausbildung, muss man allerdings vorsichtig sein. Die Studiengänge und Ausbildungsplätze im Game Development sind neu und die Industrie verändert sich schnell. Manche privaten Anbieter vermitteln veraltete oder irrelevante Inhalte. Das verringert die Jobchancen für die Absolventen. Obendrein sind solche Angebote auch oft recht teuer. Ich habe so eine Ausbildung gemacht, deshalb weiß ich, von was ich rede. Danach hab ich nochmal auf einer normalen Uni studiert und dort sehr viel gelernt. Ich empfehle daher, die Referenzen der Ausbildungsplätze aufmerksam zu lesen. Redet am Tag der offenen Tür der Uni mit Leuten, die Spieleentwicklung studieren. 

Natürlich ist die Branche auch männerdominiert. 2021 waren nur 30 Prozent der weltweiten Game Developer weiblich. Allerdings gehen immer mehr Frauen in die Technik, meiner Erfahrung nach ist die Branche sehr offen und nimmt Videospiel-Entwicklerinnen gut auf.  

Welche Eigenschaften man als Videospiel-Entwicklerin braucht

Ich finde gute Kommunikation besonders wichtig. Game Developer sind Teil eines großen Teams. Und Technical Artists sind für die Kommunikation unterschiedlicher Abteilungen zuständig. 

Neugierde und Offenheit sind generell wertvolle Eigenschaft für den Job. Einerseits, weil verschiedene Meinungen aufeinander treffen. Andererseits, weil die Teams sehr divers sind. Ich finde, dass ein Videospiel dann gut ist, wenn die Entwickler einen unterschiedlichen Background haben, ob akademisch oder sozial. Das entspricht auch unserer Zielgruppe. Je mehr Meinungen in ein Spiel einfließen, desto besser wird es, weil nur dann erfolgreich für die verschiedenen Gamer entwickelt werden kann.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

„Spielst du den ganzen Tag Videospiele?“, das höre ich immer wieder. Dabei sehe ich mich nicht mal als Gamerin. Mein Lieblingsspiel ist ein Simulationsspiel, in dem ich mir meine eigene Farm aufbaue. Ich habe wenig Zeit zum Spielen. Meine Arbeit ist ein „normaler“ Nine To Five Job. Das sind acht Stunden, in denen ich konzentriert arbeite. 

Ich kann auch die Spiele nicht „einfacher“ machen. Den Schwierigkeitsgrad bestimme ich nicht. Diese Frage wurde mir auch schon gestellt.

Wie viel verdient eine Videospiel-Entwicklerin

In meiner letzten Position habe ich 3500 Euro brutto verdient. Da habe ich als Angestellte bei einem großen Entwickler gearbeitet. Das ist ein durchschnittliches Gehalt für Spieleentwickler mit ungefähr zwei Jahren Erfahrung. Durch meine Spezialisierung und Weiterbildungen hat sich das Gehalt in meiner aktuellen Position erhöht. Dieses kann ich aufgrund eines Geheimhaltungsvertrags aber nicht verraten. Als Einstiegsgehalt habe ich um die 2500 Euro monatlich bekommen. 

  • teilen
  • schließen