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Mädchen, warum verabredet ihr euch so gerne zum Frühstücken?

Foto: Ali Inay / Unsplash / Bearbeitung: jetzt.de

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Liebe Mädchen,

Freundschaften soll man pflegen, das haben auch wir eingesehen. Fallen Schule, Studium oder Arbeitsplatz als komfortable Da-treffen-wir-uns-eh-Gelegenheiten weg, muss man sich halt ganz klassisch verabreden, oft sogar mehrere Tage im Voraus.

Das fühlt sich anfangs noch etwas seltsam an, unspontan und Doodle-Kalender-spießig. Aber wer schon einmal das Gefühl hatte, außer Arbeit und Netflix kein Leben mehr zu führen, lernt: Wer sich vor der totalen Vereinzelung und einem Leben aus Aufstehen, Arbeiten, Glotzen und Einschlafen bewahren will, muss eben auch mit Freunden Termine machen. Ihr werdet diese Erkenntnis sicher für eine Binse halten, ihr kriegt das Freunde-Beisammenhalten irgendwie eh besser hin. Wir haben manchmal das Gefühl, dass wir euch diesbezüglich zu unserem Vorbild machen sollten.

Eine Sache allerdings verwirrt uns etwas: Oft scheint für euch der beste Termin für derartige Verabredungen nicht der Nachmittag oder Abend zu sein. Will sagen: Ihr trefft euch zum Frühstücken. Um zehn Uhr morgens, an einem Samstag oder Sonntag! Versteht uns nicht falsch, ein ausgiebiges Frühstück ist, zumindest am Wochenende oder an freien Tagen, eine echt gute Sache. Aber dieses Ritual kennen wir eigentlich nur aus Beziehungen. Oder von Zufälligkeiten, wenn der eine Mitbewohner den passenden Aufstrich für die gerade vom anderen geholten Semmeln parat hat und man plötzlich gemeinsam isst. Aber dafür extra verabreden? Aufs Ausschlafen verzichten?

Frühstück als Anlass zum Freundetreffen? Joa, irgendwie noch nie gemacht

Klar, nicht jede von euch liebt frühstücken, ist sicher keine „weibliche Grundeigenschaft“. Aber wenn man an Cafés vorbeiläuft, die für ihre brutal versierten Frühstückskombinationen mit 30 Streichkäsesorten bekannt sind, sieht man da selten bis nie zwei Typen am Zweiertisch sitzen. Und non-repräsentative Umfragen haben bei den befragten Jungs nur Achselzucken hinterlassen: Frühstück als Anlass zum Freundetreffen? Joa, irgendwie noch nie gemacht.

Wir kommen offenbar einfach nicht auf die Idee, obwohl sie rein theoretisch ja gar nicht übel ist. Vielleicht sollten wir es einfach probieren. Statt Abendessen gehen oder Kaffee oder Bier, einfach mal den Tag zusammen und zwischen Marmeladen starten. Könnt ihr uns das bitte kurz „schmackhaft“ machen?

(Sorry, falls euch dieser Wortwitz den Appetit verdorben hat.)

Eure Jungs

Die Mädchenantwort:

maedchen

Liebe Jungs,

erstmal: Wir verstehen auch nicht, warum ihr nicht gemeinsam frühstücken geht. Wir glauben nämlich nicht, dass man weiblich sein muss, um das gut zu finden. Und trotzdem sieht man wirklich so gut wie nie Jungs oder Männer, die vor Käseauswahl,  Marmeladentöpfchen und Croissants im Café sitzen – sondern fast immer nur Mädchen und Frauen. Muss also mal wieder so einen biestigen „Wurde uns so anerzogen und vorgelebt“-Grund geben. Aber zum Glück dient diese Kolumne ja der Völker-, äh, Geschlechterverständigung. Darum erklären wir euch jetzt einfach mal, was so schön am gemeinsamen Freundinnen-Frühstück ist – auf dass ihr es in Zukunft auch einfach macht (oder wir alle zusammen, mh?).

Ja, auch wir schlafen gerne aus. Ja, auch viele von uns kommen morgens nicht gut aus dem Bett. Aber wir verabreden uns auch nicht zum Frühstücken, wenn wir um acht im Büro oder um neun an der Uni sein müssen, sondern, wenn wir frei haben. Und darum auch erst um zehn, elf oder zwölf Uhr. Wenn wir dann verkatert sind (was durchaus vorkommt, weil wir ja trotzdem auch gerne Abend-Verabredungen haben), gibt es eigentlich nichts Besseres, als diesen Zustand mit guten Freundinnen zu durchleben, anstatt alleine daheim in Post-Alkohol-Melancholie zu versumpfen. Aufstehen, duschen, rausgehen, ins Café setzen und dann Menschen um sich haben, die man mag: Besser kann man eigentlich nicht in den Tag starten. Da merkt man doch gleich morgens, dass das Leben gut sein kann.

Nach einem Termin am Morgen liegt der restliche Tag weit und bespielbar vor einem

So ein Treffen am Morgen sorgt außerdem dafür, dass danach der restliche Tag weit und bespielbar vor einem liegt – und man die Energie hat, ihn zu nutzen. Steht man an einem freien Tag ohne einen solchen Termin auf, sondern hat erst für den Abend ein Treffen geplant, passiert es schnell, dass man in den Gammel-Modus verfällt, obwohl man sich so viel vorgenommen hatte. Wenn man sich da wieder rausgehievt hat, ist der Abend-Termin schon so nah, dass es sich auch schon nicht mehr lohnt, noch Besorgungen zu machen, das Rad zu reparieren und Oma anzurufen. Nix gegen Gammeln, ist auch oft super. Wir gehen ja schließlich auch nicht jeden Samstag Frühstücken – aber wenn, dann ist dieses Gefühl von „Schon gute Gesellschaft und guten Joghurt gehabt heute früh, jetzt bin ich unschlagbar wach und agil“ danach einfach sehr großartig.

Außerdem ist das Frühstück die beste Mahlzeit, um sich in Ruhe mit Freundinnen auszutauschen. So ein gemeinsames Abendessen krankt ja daran, dass man dabei mit dem großen Akt des Essens an sich sehr beschäftigt ist und danach oft Food-Koma-mäßig abknickt. Beim Frühstück ist alles viel kleinteiliger, es ähnelt eher einem Picknick. Hier ein Obst, da eine Scheibe Brot, dort ein Stück Käse und ein Ei, alles nicht besonders aufwändig. Man muss sich beim Frühstück einfach nicht so arg aufs Essen konzentrieren. Drum bleibt mehr Zeit für alles andere. Und dass man dabei nicht betrunken wird, wie es abends oft der Fall ist, hat auch Vorteile. Klar betrinken wir uns auch gerne zusammen – aber Samstagmorgen um elf steht es einfach nicht zur Debatte, ob man jetzt saufen will oder nicht. So kann es auch nicht passieren, dass eine will und eine nicht und das Treffen dadurch eine Schieflage bekommt.

Bei Frühstücksverabredungen ist es schon vorgekommen, dass man direkt zum gemeinsamen Mittagessen übergegangen ist

Und jetzt kommt noch der absolute Superbonuspunkt am gemeinsamen Frühstück: Man kann es unendlich ausdehnen, wenn man denn will. Trifft man sich am Abend, wird immer irgendwer irgendwann müde und nach drei Stunden ist alles vorbei. Oder man ist irgendwann betrunken und bekommt nur noch die Hälfte voneinander mit. Oder verliert sich im Club. Oder, oder, oder. Bei Frühstücksverabredungen ist es aber durchaus schon vorgekommen, dass man danach direkt zum gemeinsamen Mittagessen übergegangen ist. Oder zusammen losgezogen ist, um einzukaufen und dann noch Kuchen zu essen und dann fand man sich auf einmal am späten Nachmittag bei einem Radler wieder und ist danach noch zusammen ins Kino gegangen. Freie Tage, die man ganz und gar gemeinsam mit Freunden verbringt, sind die besten Tage – und sie beginnen fast ausnahmslos mit einer Verabredung zum Frühstück.

Wenn euch selbst das nicht überzeugt, Frühstück mit Freunde in euren Freunde-Plan aufzunehmen, dann wissen wir auch nicht weiter. Ansonsten sehen wir uns Samstag um elf im Café, okay?

Eure Mädchen

Was die Jungs auch noch brennend interessiert:

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