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Horror-Date: Der Dominante

Illustration: jetzt

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Dating-Situation: Bumble-Date in der Hauptstadt 

Geschlecht und Alter des Dates: männlich, 28

Horror-Stufe: 4 von 10

„Wegen eines Praktikums verbrachte ich ein paar Wochen in Berlin, weit weg von zu Hause – die perfekte Gelegenheit also, um eine neue Dating-App auszuprobieren. Bumble funktioniert im Prinzip wie Tinder, nur dass die Frau dem Mann zuerst schreiben muss. Das Konzept soll Dickpics und machohaften Anmachsprüchen vorbeugen. Das war mir gleich sympathisch. Außerdem hatte ich noch nie ein Problem damit, den ersten Schritt zu machen.  

Mit Tom (Name geändert), der auf seinen Fotos aussah wie ein Model, verabredete ich mich für den folgenden Abend. Wir trafen uns in einem asiatischen Restaurant. Ich war zuerst dort, wartete gespannt auf mein Date. Ob er live auch so gut aussehen würde wie auf den Bildern? Er sah noch besser aus. Groß, schlank und dunkel. Wir verstanden uns auf Anhieb, sprachen übers Reisen, unsere Wünsche und Träume, unsere Herkunft. Den Smalltalk ließen wir einfach aus. Es war zwar klar, dass unsere Lebensentwürfe nicht zusammenpassten, dass wir uns nach meinem Praktikum nicht wiedersehen würden. Aber die Chemie stimmte.

Nach dem Essen zogen wir weiter in eine Kneipe. Es war laut und da wir sowieso kaum hörten, was der andere sagte, kamen wir uns schnell näher. Tom saß lässig auf seinem Barhocker, zog mich fordernd an sich, küsste mich. Die Schmetterlinge in meinem Bauch überschlugen sich.

Um kurz vor Mitternacht liefen wir Hand in Hand zu ihm nach Hause. Im Aufzug sagte er: ‚Ach übrigens, nur die Frauen, die ich wirklich mag, dürfen bei mir übernachten.’ ‚Was soll das denn?‘, dachte ich, ließ mir aber nichts anmerken. Ich hatte noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob ich die Nacht bei ihm verbringen wollte oder nicht. Ich schlafe eigentlich lieber zu Hause, wo ich meine eigene Dusche benutzen kann und meinen Zeitplan nicht nach einer anderen Person ausrichten muss. Aber gut, damit würde ich mich auch noch später beschäftigen können.

Er sagte: „Wir sind beide dominant, das funktioniert so einfach nicht“

In seinem Zimmer – er wohnte in einer WG, aber seine Mitbewohnerin war nicht da – ging es rasch zur Sache. Wir zogen uns aus, küssten uns. So weit, so schön. Dann stieß er mich rücklings aufs Bett, setzte sich auf mich und presste meine Handgelenke in das Kissen. Der Druck tat weh, doch ich ignorierte den Schmerz, verwechselte seine Aggressivität mit Verlangen. Tom rieb sich an mir, stöhnte.

Um nicht die ganze Zeit passiv zu bleiben, zog ich meine Hände unter seinen hervor, drückte ihn meinerseits nach hinten und setzte mich auf seinen Schoß. Er verkrampfte, sein Penis schrumpfte innerhalb von Sekunden. ‚Hab ich was falsch gemacht?‘, fragte ich. ‚Nein, nein, alles gut.‘ Er fing wieder an mich zu küssen. Das Spielchen ging von Neuem los, doch unser Herumgerolle auf dem Bett erinnerte eher an einen Wrestling-Kampf denn an einen Erotikstreifen. Plötzlich sagte er: ‚Das geht so für mich nicht.‘ ‚Was denn?‘ ‚Na das. Wir sind beide dominant, das funktioniert so einfach nicht.‘ Ich musste lachen. Als dominant hätte ich mein Verhalten bis dahin nicht bezeichnet.

‚Okay, dann versuchen wir es doch noch mal auf deine Art‘, sagte ich. Wieder stieß er mich nach hinten, packte meine Handgelenke, rieb sich an mir, biss mir in den Hals und in die Schultern. Meine Vulva ignorierte er. Ich fühlte mich wie eine Gummipuppe. Meine Handgelenke schmerzten und nach etwa zehn Minuten Reiben und Stöhnen fing ich an, mich zu langweilen. ‚Du hast recht, das funktioniert so nicht‘, sagte ich, drückte ihn von mir weg, stand auf und packte meine Sachen. Er war wie vor den Kopf gestoßen: ‚Gefällt es dir denn gar nicht?‘ Ich lachte und ging kopfschüttelnd aus dem Zimmer. ‚Hey – wenn du willst, kannst du gerne hier übernachten‘, rief er mir noch hinterher. ‚Ach, du. Danke‘ sagte ich und verließ die Wohnung.“

Die junge Frau, die hier von ihrem Date erzählt, hat darum gebeten, anonym zu bleiben. Sie ist der Autorin aber bekannt.

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