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Vergesst Benching und Ghosting: Hier kommt Stashing

Foto: FrauEule / photocase.com; Bearbeitung: Janina Schmidt

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Du hast da einen echt tollen Typen, mit dem du dich auf allen Ebenen verstehst: romantisch, sexuell, geistig, ihr mögt sogar beide Ananas auf der Pizza (bizarr!). Alles toll! Ihr habt eine wirklich gute Zeit. Du nimmst ihn mit nach Hause, machst möglicherweise sogar Pärchenabende mit deiner besten Freundin und deren Typ.

Doch irgendwann fällt dir auf: Du hast den Typen in dein Leben gelassen. Er dagegen? Weniger, beziehungsweise: gar nicht, null. Du weißt weder, wie es seiner Familie geht, wo er herkommt, noch kennst du einen seiner Freunde. Wenn er mit seinen „Jungs“ weggeht, dann macht er das alleine, er hat dich noch nie eingeladen, mal mitzukommen. Klar, denkst du dir, soll er ein eigenes Leben haben. Es ist ja auch wichtig, nicht die ganze Zeit zu klammern.  Und dass er sich nie mit dir in der Öffentlichkeit zeigt, weder im echten Leben, noch auf Social Media? Kann vielleicht daran liegen, dass er sich einfach nicht so wohlfühlt, überall sein Glück vorzuzeigen. Er ist eben ein zurückhaltender Typ, der seine Gefühle beschützt.

Aber irgendwann dämmert dir: der Typ braucht nicht nur seine Freiheit. Der Typ verheimlicht dich seinem direkten Umfeld. Er will nicht, dass irgendjemand weiß, dass ihr ein Paar seid. Und du fängst an, darüber nachzudenken, woran das liegen könnte? Bist du ihm peinlich? Hat er eine offizielle Zweitfamilie? Findet er dich nicht vorzeigbar?

Und dann beginnt die wirklich miese Zeit. Denn solche fiesen Gedanken tragen nicht gerade zu einem gesunden Selbstwertgefühl bei. Im Gegenteil: Du fängst an, an allem zu zweifeln. Wenn du ihn darauf ansprichst, warum du seine Freunde und Familie nicht kennenlernst, gibt er dir das Gefühl, komplett zu spinnen. Wenn er dir verbietet, ihn in Fotos zu taggen, weil er solche Sachen hasst, glaubst du, dass du es einfach übertrieben hast mit der Pärchenromantik auf Social Media. Und irgendwann denkst du, es sei völlig richtig, dass er dich nur heimlich und zuhause trifft. Denn wer will schon mit SO EINER gesehen werden. Und von da an kannst du es eigentlich auch ganz vergessen. Denn du wirst dich von diesem Dating-Desaster so bald nicht mehr erholen.  

Das Phänomen ist nicht neu. Neu ist nur, dass es jetzt einen Namen und damit ein Etikett hat. Das britische Magazin "Metro" hat das Phänomen identifiziert und ihm einen Namen gegeben:  „Stashing“, also bunkern, aufbewahren, verstecken. So wie du von dem Typen gebunkert und nur rausgeholt wirst, wenn er dich brauchen kann.

Warum der das macht? Sehr wahrscheinlich aus einem ganz einfachen Grund: Weil er immer noch dem Kleinkinderglauben anhängt, dass das, was man nicht sieht, auch nicht existiert. Wenn also eure Beziehung unsichtbar ist für sein Umfeld, wenn es keine offiziellen Beweise dafür gibt, dass ihr zusammen seid, dann kann er ruhig nebenher noch die ein oder andere Geschichte laufen lassen. Weiß ja niemand außer dir, dass ihr ein Paar seid.

Aus dieser Geschichte kommt man laut "Metro" nur auf einem Weg wieder raus: indem man einfach geht. Denn niemand ist es wert, dass man für ihn oder sie sein gesamtes Selbstwertgefühl verliert. Das wäre ja noch schöner! 

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