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Das ist: Die Boyband, die den Brexit stoppen will

Julia Veldman

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Das sind...

...die Breunion Boys, alle Mitte 20 und gecastet, um den Brexit zu stoppen. Ihre Erfinderin Julia Veldman, eigentlich Grafikerin, hat wochenlang nach der passenden Besetzung gesucht: Die jungen Männer sollten an das europäische Ideal glauben, talentiert und hübsch sein. Und diese durften am Ende in die Band: Seyed und Hajo studieren eigentlich Medizin, Joshua hat eine eigene Medienfirma, Pablo ist Hotelmanager und Gilles ist Musiker. „Ich hatte das Gefühl eines allgemeinen Verlusts, als die Briten dafür gestimmt haben, die EU zu verlassen“, sagt Veldman, das habe sie an das Ende von Take That erinnert. Die aufgelöste Boyband wurde für sie zu einer Metapher für das Debakel: „Britain come back to us“, singen die Breunion Boys als Liebeshymne an Großbritannien. Sie wälzen sich im nassen Sand, während ihr großer Schwarm auf einem Boot in die andere Richtung fährt. 360 000 Menschen haben das Video auf Youtube gesehen. Nur kommt es bei den meisten nicht so gut an: Es hat fast genauso viele Likes wie Dislikes. „After watching this Britain needs to leave Earth“, schreibt ein User in den Kommentaren. Zugegeben, die Tanzschritte sind ziemlich peinlich, das Boyband-Gehabe auch. Aber das ist natürlich Teil der ironischen Überspitzung: „Der ganzen Brexit-Debatte fehlt es an Humor und Sexiness“, sagt Veldman.

Die kommen...

...aus den Niederlanden. Dass sie alle eine besondere Verbindung zur EU haben, gehört natürlich zum Konzept. Seyed, der in Afghanistan geboren ist, sagt: „Für mich bedeutet die EU, in Freiheit zu leben. Jeder verdient die Chance, die ich hier bekommen habe“. Pablo schreibt der EU sogar seine Leidenschaft fürs Tanzen zu. Hajo hat eine Schwäche für Großbritannien und möchte später selber mal in London wohnen.

 

Die können...

...tanzen, singen und das alles mehr oder weniger synchron. Außerdem: verführerisch in die Kamera schauen und sich aufwendig durchs Haar fahren. Oder als gelbe Sterne vor dem blauen EU-Himmel posieren. Sie sind die politischen Backstreet Boys, die wissen, wie man solche Botschaften in Songs verpackt. Zwei Lieder haben sie bisher veröffentlicht, das erste vor zwei Monaten. Welche und wie viele noch folgen werden, hänge von den politischen Entscheidungen der nächsten Zeit ab, meint Veldman. Wie eine echte Boyband schreiben sie die Lieder natürlich nicht selbst. Hinter „Britain Come Back“ steckt die niederländische Komponistin Flavia Faas.

Die gehen...

...auf die Barrikaden, wenn sie von den Briten verlassen werden. „Wir können den Brexit stoppen“ ist Veldman überzeugt. „Die Entscheidung zu gehen, war emotional. Wir können auf diesem emotionalen Level wieder Leute erreichen.“ Eine positive Erfahrung haben sie schon vor zwei Wochen nach dem Konzert in Liverpool gemacht: Die Familie, bei der sie dort übernachtet haben, demonstriert selber seit zwei Jahren gegen den Brexit und hätte sich sehr über ihr Engagement gefreut. Es ist noch nicht vorbei: Die Band tourt weiter, Konzerte in Utrecht und Brüssel stehen an.

Daraus lernen wir...

...dass man gerade mit den dämlichsten Musikvideos bekannt werden kann. Es ist immer noch Werbung für eine gute Sache, aber eine ziemlich peinliche mit Fremdschämgarantie. Um es mit den Worten der Gründerin Veldman zu sagen: „Manche Menschen lieben uns!“

Nur Google weiß...

...dass die Breunion Boys auf Soundcloud nur zwei Follower haben. Und für das Bandfoto auf einen kitschigen Sonnenuntergang am Meer gephotoshoppt wurden. Das warme Abendlicht scheint um ihre Köpfe, als wären sie fünf Jünger des Messias.

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