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Der Brexit-Becher zeigt perfekt, wie es Briten mit dem Brexit geht

Lees Brexit Mug sieht aus, als könnte er eine große Sauerei verursachen.
Foto: Facebook @ Bentham Pottery

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Der 52-jährige Töpfer Lee Cartledge ist Brite aus Ingleton, Yorkshire. Ein echter Brite, mit echt-britischem Humor und echt-britischen Problemen. Das beweist er alleine anhand eines Produkts, das er kürzlich fertigte und dessen Bild seit einigen Tagen viral geht: dem „Brexit Mug“. Der Becher trägt nämlich nicht die Aufschrift „Brexit“, das Wort ist vielmehr ausgestanzt worden. Dementsprechend wird jede Flüssigkeit, die man hineinfüllt, durch den Brexit auslaufen. Wir haben mit Lee über die wohl beste Analogie zum aktuellen Zustand Großbritanniens gesprochen.

Lee Pottery Brexit Mug

So sieht Lee in seiner Bentham Pottery aus, wenn er löcherfrei töpfert.

Foto: privat

jetzt: Lee, wie denkt man sich etwas wie den „Brexit Mug“ aus?

Lee Cartledge: Nachts im Bett. Ich hatte plötzlich dieses Bild im Kopf. Es war einfach eine sehr englische, witzige Antwort auf diese ganze Brexit-Entwicklung. Ich musste das einfach umsetzen.

Also liegst du die ganze Nacht wach und denkst über den Brexit nach oder wie darf man sich das vorstellen?

Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Ich bin eigentlich gar nicht so wahnsinnig politisch. Der Witz war einfach nur in meinem Kopf. Weil ja jeder die Briten mit einer Tasse Tee assoziiert. Wenn man also auch den Brexit mit einer Tasse oder einem Humpen Tee erklären will, versteht das glaube ich jeder. Dass die Tasse wegen des Brexit einfach ausläuft – das ist britischer Humor.

Der Becher ist für dich also eher Witz als politisches Statement?

In erster Linie war er ein Witz, ja! Ich hätte deshalb auch nie gedacht, dass er so viele Leute interessiert. Ich habe mit zwanzig Likes oder so gerechnet. Und dann ging das plötzlich so um die Welt.

Das Foto des Brexit mugs wurde inzwischen tausendfach geteilt. Wie viele Becher hast du verkaufen können?

Ich wollte ursprünglich gar keine verkaufen. Aber dann haben Tausende kommentiert und nach Bechern gefragt. Nun habe ich hundert Bestellungen aufgenommen. Mehr schaffe ich nicht zu produzieren. Das Ganze ist nämlich gar nicht so einfach. Dafür habe ich andere Töpfer dazu aufgefordert, doch auch Brexit mugs herzustellen.

Ich habe aber eine Bedingung daran geknüpft. Und zwar, dass jeder, der Brexit mugs verkauft, zehn Prozent der Einnahmen an die Motor Neurone Disease Association (MDNA) spenden soll. Ein Freund von mir ist kürzlich an dieser Erkankung des Nervensystems gestorben.

Was meinst du, warum kommt deine Idee so extrem gut an?

Ich glaube, weil es eine so harmlose Art ist, zu beschreiben, wie die Briten sich mit dem Brexit fühlen. Im Moment befinden wir uns in einem absoluten Chaos. Und das wird einfach gut deutlich, wenn man sich vorstellt, wie man diesen Becher zu füllen versucht und dann alles gleich wieder rauskommt. Das gibt ja eine ganz schöne Sauerei.

Würdest du dich denn selbst als Gegner des Brexit bezeichnen?

Ich habe zwar für „bleiben“ gestimmt, als das Referendum zu Brexit stattgefunden hat. Aber ich bin kein starker Verfechter davon. Mehr als der Brexit selbst stört mich der Weg dorthin. Dass es dabei nicht besonders geordnet, sondern sehr messy zugeht. Ich merke aber natürlich, dass viele Brexit-Gegner den Becher als starke politische Botschaft gegen den Brexit verstehen. Und das ist ja auch in Ordnung so.

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