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„Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt werden!“

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Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein –egal, welches Geschlecht man hat. In Deutschland ist das allerdings noch nicht überall der Fall. Ganz anders wird das nun in Island: Dort hat man diese Regelung vor wenigen Tagen per Gesetz eingeführt. In Deutschland kann man zumindest ab dem heutigen 6. Januar das Gehalt seiner Kollegen erfragen – vorausgesetzt man arbeitet in einem Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiter. Außerdem muss es mindestens sechs Kollegen des jeweils anderen Geschlechts geben, die einen ähnlichen Job haben wie der Antragsteller. 

Wir haben Menschen in München gefragt, welche persönlichen Erfahrungen sie mit Lohnungleichheiten bisher hatten, was sie vom Entgelttransaparenzgesetz halten und welche Lösung sie für richtig erachten.

anna lena krau0308mer

Anna-Lena Krämer, 24, Studentin   „Ich finde das neue Transparenzgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung, weil man dann ein gewisses Druckmittel hat gegenüber dem Arbeitgeber. Man kann dann offiziell sagen: Es ist nicht gerechtfertigt, dass mein Kollege, der genau die gleiche Arbeit macht, mehr verdient. Ich spiele im Leistungssport Golf und dort sind die Unterschiede extrem, auch wenn es hier viel damit zu tun hat, dass der Männersport mehr Zuschauer hat. Trotzdem finde ich diese Unterschiede ungerechtfertigt und hoffe daher, dass noch ein Schritt weiter gemacht wird und Gehälter in Zukunft angeglichen werden."

Foto: Charlotte Bastam
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Julia Buvdajewicz, 20, Duale Studentin   „Ich habe dazu eine gespaltene Meinung: An sich finde ich es schon eine gute Sache, dass man die Gehälter erfragen darf. Ich weiß nur nicht ob es unbedingt notwendig ist. Außerdem stellt das doch auch ein Eingriff in die Privatsphäre der männlichen Kollegen dar, da das schließlich auch ihr erarbeitetes und erkämpftes Gehalt ist. Daher finde ich, dass man diese Erfragung auch ablehnen dürfen sollte. Was man verdient ist schließlich etwas sehr persönliches.   Als duale Studenten werden wir sowieso alle gleich bezahlt. Später im Unternehmen würde ich, auch wenn es mich interessiert und ich ein Anrecht auf gleiche Bezahlung habe, aufgrund dieses persönlichen Eingriffs nicht nach dem Gehalt meiner männlichen Kollegen fragen. Die bessere Lösung wäre, die Löhne in den gleichen Positionen von Vornherein per Gesetz anzugleichen. Dann muss man nicht hinterrücks fragen und sich dann auch noch die gleiche Bezahlung erkämpfen."

Foto: Charlotte Bastam
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Sven Holländer, 21, Soldat   „Ich bin Beamter und kenne somit persönlich nur die Situation, dass Männer und Frauen in der gleichen Position das Gleiche verdienen. Das sollte auch generell so sein: Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt werden. Das Gehalt sollte sich an der Leistung orientieren und, wenn diese bei den weiblichen Kolleginnen vorhanden ist, wieso sollten sie dann weniger bekommen? Das Transparenzgesetz bringt da nicht viel. Dann weiß man zwar, was der Kollege verdient und kann dann klagen, aber das dauert ewig. Ich finde, da sollte was von den Arbeitgebern kommen und nicht von den Arbeitnehmern. Da müssen die dann einfach so fair sein. Aber wenn die Arbeitgeber von alleine nichts unternehmen, muss dann wohl der Gesetzgeber wie in Island einschreiten. Und ich denke auch, dass das die meisten Männer in Deutschland das so sehen."

Foto: Charlotte Bastam
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Maximilian Bauer, 21, Student und Carmen Frühschütz, 21, Studentin   Maximilian: „Selbst habe ich Lohnungleichheiten zwischen Frauen und Männern noch nicht mitbekommen, aber ich habe bis jetzt auch nur eine Ausbildung gemacht. Da war die Lohngleichheit auf jeden Fall gegeben. Aus allgemeinem Interesse habe ich Kolleginnen dazu Mal gefragt und sie haben das gleiche Geld verdient, wie ich. Gleichzeitig hätte ich jetzt auch kein Problem, wenn Kolleginnen mein Gehalt erfragen. In Tarifverträgen steht das sowieso drin. Wieso sollte man das anders handhaben? Klar, wenn Männer deswegen weniger verdienen oder nicht mehr so schnell aufgestockt werden, stört das vielleicht einige. Ich finde aber: Wer die gleiche Ausbildung und die gleiche Grundlage hat, soll auch das Gleiche verdienen."   Carmen: „Ich halte das neue Gesetz für sehr sinnvoll, da viele Frauen anscheinend grundsätzlich weniger verdienen. Aber warum? Man macht ja schließlich die gleiche Arbeit und hat die gleiche Ausbildung. Ich glaube, Frauen arbeiten teilweise auch ein bisschen härter, weil sie gerade wissen, dass sie oft benachteiligt werden. Ich finde es aber noch besser, wenn Gehälter wie in Island von Beginn an angeglichen werden. Auch wenn es vielleicht noch gesellschaftlich akzeptiert oder einfacher ist, Männer und Frauen unterschiedlich zu bezahlen, ist es deswegen noch nicht gerecht."

Foto: Charlotte Bastam
teresa hofbauer

Teresa Hofbauer, 25, Masterstudentin   „Ich finde es bescheuert, dass es einen Grund geben muss, um überhaupt ein solches Gesetz zu etablieren. Genauso: Warum muss ich jemanden verklagen, weil er es nicht schafft, gerecht zu sein? Warum kann das denn nicht von Anfang an so geregelt sein? Ich war zwar selbst noch nicht betroffen, aber ich stehe am Ende meines Masters in Tourismusmanagement und daher beschäftigt mich das Thema gerade besonders. Natürlich ist das Problem der Ungleichbehandlung damit noch nicht aus der Welt geschafft, aber es würde dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen."

Foto: Charlotte Bastam
mario frank

Mario Frank, 30, selbstständiger Event-Gastronom   „Ich glaube, das Transparenzgesetz bringt an sich nur wenig. Nur wenn die Leute den Lohn angleichen, um nicht in Erklärungsnöte zu geraten, erzielt es einen gewissen Effekt. Für mich ist das sowieso normal: Ich bin selbstständig und wenn ich Leute engagiere, bekommen sie auch alle das Gleiche. Ich glaube auch, man kann Gehälter nicht immer so einfach per Gesetz regeln, denn es wäre falsch, Mann und Frau anzugleichen, sondern man sollte viel mehr sagen: Die Qualität der Arbeit wird bezahlt, ungeachtet welches Geschlecht man hat. Damit Frauen das Gleiche bekommen, würde ich es theoretisch auch in Kauf nehmen weniger zu verdienen. Auch wenn ich bezweifele, dass so etwas offen kommuniziert wird."

Foto: Charlotte Bastam

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