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„Wir sind keine Opfer, wir klagen die Täter an“

Das Porträt zeigt die Köpfe der neun Menschen, die im Februar ermordet wurden.
Foto: Thomas Lohnes/Getty Images

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27 Meter lang ist das Graffiti-Gemälde unter der Friedensbrücke in Frankfurt, es zeigt die Porträts der ermordeten Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Hamza Kurtović, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Sie waren am 19. Februar bei einem rassistisch motivierten Anschlag von Tobias R. erschossen worden, der im Anschluss seine Mutter und sich selbst umbrachte.

                                            

Gesprüht wurde es von einem namenlosen Kollektiv aus Künstler*innen, die dazu mit der Initiative „19. Februar Hanau“ zusammenarbeiteten. In einer sehr deutlichen Stellungnahme kritisiert es die Morde von Hanau als „Höhepunkt alltäglich erlebter, rassistischer Gewalt“ und die unzureichende strafrechtliche Verfolgung von Neonazi-Strukturen: „Statt diese Netzwerke konsequent strafrechtlich zu verfolgen und Rassismus strafbar zu machen, werden migrantische Menschen und Orte stereotypisiert und zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt.“ Polizei, Verfassungsschutz und Bundeswehr würden parallel dazu von Neonazis unterwandert.

Die Warnung könnte leider aktueller nicht sein: In den vergangenen Tagen erreichten beispielsweise die bereits seit Jahren andauernden rechtsextremen Umtriebe bei der deutschen Militär-Eliteinheit KSK ihren vorläufigen Höhepunkt. Auch über den strukturellen Rassismus innerhalb deutscher Polizeibehörden ist seit Jahren alles bekannt, was die Politik eigentlich zum Gegensteuern bringen müsste. Auch die Proteste um den gewaltsamen Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch den brutalen Einsatz eines weißen Polizisten führen dazu, dass sich Deutschland gerade mit Rassismus auseinandersetzt. Doch die Aktivist*innen zeigen sich kämpferisch. In ihrem Statement heißt es weiter: „Doch wir sind keine Opfer, wir klagen die Täter an. Wir sind handlungsfähig. Wir haben Stimmen, die gemeinsam laut nach Gerechtigkeit schreien.“

Zur Vorstellung des 27 Meter breiten Wandbildes kamen auch Angehörige und legten Blumen nieder. Das Gemälde solle zeigen, welches Leid Rassismus anrichte, sagte der Bruder eines der Opfer, Cetin Gültekin. Er sagte, auch Parteien heizten Rassismus bewusst an, neben den Republikanern sei dies die AfD.

Am 19. Februar hatte in Hanau ein 43 Jahre alter Deutscher neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Vor dem Anschlag hatte er Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht.

pwe mit Material von dpa

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