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Besucher*innen des „Haldern Pop“ hinterlassen Festivalwiese müllfrei

Foto: Screenshot/Facebook

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Dass vor wenigen Stunden auf dieser Wiese noch Hunderte Zelte standen und Tausende Menschen zusammen gefeiert, Bier getrunken, gegrillt und ausgekatert haben, kann man sich kaum vorstellen: Das Bild, das die Veranstalter*innen des Haldern Pop Festivals am Sonntag auf Facebook geteilt haben, zeigt eine komplett leere und aufgeräumte Festivalwiese. Von halb zerstörten Zelten, leeren Bierflaschen, kaputten Luftmatratzen, Campingstühlen und abgestellten Müllsäcken keine Spur. Normal, könnte man jetzt sagen. Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass Festivalbesucher*innen ihren Müll nach dem Wochenende wieder einpacken? Bilder von anderen Festivals zeigen leider: Das Haldern ist eher die Ausnahme. In Deutschland lässt jede*r dritte Festivalbesucher*in nach dem Feiern das eigene Zelt einfach stehen.

„Ihr seid nicht nur das beste, sondern auch das sauberste Publikum. Vielen Dank dafür“, steht unter dem Foto, das das Haldern Pop auf Facebook geteilt hat. Geschäftsführer Stefan Reichmann führt die nicht vorhandenen Müllberge vor allem auf eines zurück: die Beziehung zwischen Publikum und Festival. Ein anderes Geheimrezept habe er nicht, nicht einmal ein Müllpfand gibt es auf dem Haldern Pop. „Wir haben versucht, den Festivalbesuchern zu zeigen, dass sie Teil des Spiels sind“, sagt er gegenüber jetzt.

Besonders wichtig: Die Anzahl der Besucher*innen ist trotz der Beliebtheit des Festivals auf 7000 Menschen beschränkt, damit ist das Haldern Pop deutlich kleiner als viele andere deutsche Festivals. „Man kann so eine Beziehung nicht auf zum Beispiel 85 000 Besucher strecken“, sagt Reichmann. Das berichten auch diejenigen, die das Haldern Pop gut kennen. „Die Menschen kommen wegen der Musik und der besonderen Atmosphäre, und nicht primär, um total einen draufzumachen“, sagt Anton, der 2017 und 2018 beim Haldern war. Dementsprechend sei das Müllproblem dort nicht so groß wie bei anderen Festivals. „Die Leute dort achten aufeinander und auch auf ihre Umwelt.“

„Man muss dem Publikum zeigen: Es geht hier um euch“

Das Haldern Pop gibt es seit 36 Jahren. Es findet auf einem alten Reitplatz in Haldern am Niederrhein, etwa 65 Kilometer nordwestlich von Essen, statt. Schnell hätten die Veranstalter*innen gemerkt, dass „wir nicht zu groß werden dürfen“, meint Reichmann. Das zahle sich auch aus, was die Sauberkeit des Geländes angeht. Müllsäcke würden auf jedem Festival verteilt, auf anderen Festivals sei das System des Müllpfands verbreitet. „Doch man muss dem Publikum zeigen: Es geht hier um euch.“

Arbeit sei das schon auch gewesen, erzählt Reichmann. Früher seien die Besucher*innen nicht ganz so achtsam gewesen wie heute. Auf der Website des Festivals ist wohl aus diesem Grund auch ein Aufruf zu lesen: „Wer den Campingplatz vermüllt, darf sich nicht über Ärger mit den Nachbarn, die uns ihre Wiesen freundlicherweise überlassen hatten, wundern. Lasst euren Sperrmüll also bitte zuhause und nehmt stattdessen eure Gitarre mit“, steht da. Der Appell wirkte wohl. In diesem Jahr wurde kein Sperrmüll hinterlassen.

Eigentlich grasen auf der Festivalwiese in Haldern Kühe. Damit die sich wieder richtig wohlfühlen, gibt es trotzdem noch eine Aufräumaktion: Mit einem großen Magnet sollen die letzten Kronkorken und Haarspangen von der Wiese entfernt werden.

soas

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