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Donald Trump provoziert mit Antisemitismus

Foto: Screenshot

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Man zögert ja noch immer etwas bei diesem Donald Trump. Weil seine Beweggründe so oft so unklar bleiben. Was treibt ihn (oder die Menschen, die seine Kampagne auch und vor allem im Social Web verantworten) an? Warum twittert, postet und sagt er die Dinge, die er eben so twittert, postet und sagt?  Der Argwohn gegenüber Ausländern und Muslimen. Die Sexismen. Und jetzt eben auch noch: der Antisemitismus. Ist es innere Überzeugung? Oder eben doch nur der blindwütige Drang nach Aufmerksamkeit?

Das ist nun deshalb vorab wichtig, weil man einpreisen muss, dass man dem voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner möglicherweise einen Gefallen tut, wenn man das hier schreibt, liest, teilt. Dass man über sein Provokationsstöckchen hüpft.

Andererseits: Was hilft es denn? Es sagt nun mal auch dann viel über einen Politiker aus, wenn er Judenfeindlichkeit "nur" nutzt, um im Gespräch zu bleiben. Also: Donald Trump hat am Samstag ein Bild von Hillary Clinton getwittert, den Blick stolz erhoben, hinter ihr ein Berg Hundertdollarscheine. Dazu der Spruch "most corrupt candidate ever" – die korrupteste Kandidatin aller Zeiten. Bis hierhin wohl das, was man als "business as usual" bezeichnen würde. Zumindest im Kosmos Trump. Der Spruch stand allerdings auf einem Davidstern. Das Hexagramm ist ein Symbol für das Volk Israel und das Judentum.

„Das ist lehrbuchmäßige, antisemitische Bildsprache“

Zusammengesetzt stellt die Bildsprache – eindeutig, wenn auch nicht justiziabel – einen Zusammenhang her, wie er aus vielen antisemitischen Verschwörungstheorien bekannt ist: Das Finanzjudentum nimmt Einfluss auf die Politik. Vermutlich über die Wallstreet. Und das – auch dieser Subtext kommt natürlich an – zugunsten Clintons, deren Wahlkampfkasse deswegen so prall gefüllt sei. Nach nur wenigen Stunden löschte Trump den Tweet und setzte einen neuen ab: Der Inhalt war derselbe. Anstelle des Davidsterns war nun aber ein roter Kreis zu sehen.

Ein Journalist der Webseite Mic.com hat herausgefunden, wann das Bild wahrscheinlich zuerst geteilt wurde. Seine Antwort: Es erschien sowohl auf einem Message-Board, das bekannt ist als Tummeplatz für die "alt-right"-Bewegung (das alt steht für alternativ, das right für extrem rechte Überzeugungen, jenseits des konservativen Mainstreams). Davor wurde es auf Twitter verbreitet, von einem mittlerweile gelöschten Account, der extrem rassistische Bilder gepostet hatte. 

Die Reaktionen fielen entsprechend deutlich aus: Marc Lamont Hill, Professor für "African American studies" am Morehouse College und Moderator bei  BET News und VH1 Live, twitterte etwa: "Das ist lehrbuchmäßige, antisemitische Bildsprache."

Clintons Berater für Wirtschaftspolitik, Michael Shapiro, schrieb, diese Einstellung Trumps überrasche ihn nicht. Er spricht, genau wie der Republikaner Patrick Ruffini von der eher konservativen Datenanalysen-Firma Echelon, von einem sogenannten "dogwhistle". Dieser Ausdruck beschreibt politische Aussagen, die mit subtilen Codes arbeiten, von einer gewissen Zielgruppe aber sofort verstanden werden. Ähnlich einer Hundepfeife, die nur die Tiere hören, kommt eine Botschaft beim Publikum demnach an, ohne dass man sie eindeutig äußern muss.

 

Daniel Drezner, Professor für internationale Politik an der Fletcher School of Law and Diplomacy, erlaubte sich deshalb den Scherz, sich direkt an Trumps Tochter Ivanka zu wenden, die vor einigen Jahren zum jüdischen Glauben konvertiert ist: „Psst… @IvankaTrump… ich war nur neugierig, ob Sie denken, dass irgendwas mit den Bildern nicht stimmt, die Ihr Vater benutzt?“

Grundlage für Trumps Anschuldigung war übrigens lediglich eine Umfrage des konservativen Senders Fox-News: 58 Prozent der Teilnehmer hatten darin angegeben, dass sie Clinton für korrupt hielten. Zudem wurden gerade neue Zahlen über Trumps eigenen Finanzmittel veröffentlicht. Demnach verfüge der Unternehmer vor allem durch seine Beteiligungen an Immobilien weltweit über ein Vermögen von etwa 4,2 Milliarden Dollar – mehr als 250 Millionen davon frei verfügbar.

 

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