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4916 Euro brutto für die Chemikantin

Foto: privat; Bearbeitung: jetzt

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Die Anlage

Je nach Schicht beginnt meine Arbeit um fünf Uhr morgens oder um 17 Uhr abends und dauert zwölf Stunden. Die Anlagen bei BASF produzieren 365 Tage im Jahr 24 Stunden lang. Damit alles reibungslos verläuft, müssen die Abläufe ständig kontrolliert werden. Bei Schichtbeginn mache ich mich erstmal mit dem aktuellen Stand der Anlage vertraut, damit ich nach zwei Tagen Abwesenheit überhaupt weiß, was gerade ansteht. Dann entnehme ich Proben der Produkte, die wir herstellen, für unsere Qualitätsanalysen. Ich arbeite in einem Produktionsbereich, wo Stoffe als Zwischenprodukte für Duftaromen hergestellt werden. Bei uns entsteht zum Beispiel der künstliche Lavendel- oder Zitronenduft, der später in Duschgel enthalten ist. Wir stellen also kein fertiges Produkt her, sondern liefern wichtige Bestandteile. Bei der Probenentnahme muss ich auch immer darauf achten, die nötige Schutzkleidung zu tragen.

Anders als Laborant*innen, habe ich als Chemikantin viel mehr mit der Großproduktion als mit kleinen Versuchen zu tun. Ich stehe also nicht den ganzen Tag im Labor. Bei meiner Anlage sind viele Vorgänge standardisiert. Es ist meine Aufgabe, zu schauen, dass nichts schiefläuft. Ich sitze deswegen in der Messwarte am Computer und werte Daten aus. Ich kontrolliere, ob die Temperatur oder der Druck beim Produktionsprozess stimmen. Ab und zu übernehme ich auch kleinere Reparaturarbeiten.

Der Schichtdienst

Eine Zwölf-Stunden-Schicht hört sich erst einmal ziemlich anstrengend an. Und das kann es auch sein, vor allem wenn man nachts wach bleiben und aufmerksam sein muss. Aber ich habe nach den Tagesschichten immer einen Tag und nach den Nachtschichten sogar zwei Tage frei. Dadurch kann ich mich in der Zwischenzeit immer gut erholen und habe auch neben dem Beruf Zeit für Freunde und meine Hobbys. Und wenn es mal sehr anstrengend oder kompliziert auf der Arbeit wird, sind da immer meine sehr netten Kolleg*innen, die mich unterstützen.

Die Ausbildung

Während meines Realschulabschlusses wusste ich noch nicht genau, was ich später einmal machen möchte. In der Schule wurden wir dahingehend auch nicht besonders gut vorbereitet. Aber ich war gut in Mathe und Naturwissenschaften. Ich habe mich dann in diesem Bereich umgesehen und schnell die Berufe Chemikant*in und Laborant*in ausfindig gemacht. Ersteres hat mir gleich besser gefallen, weil es technischer ist und weniger Dinge im Labor stattfinden. Es hat mich gereizt, in einem Beruf zu arbeiten, der immer noch als klassische Männerdomäne gilt.

Die Ausbildung ist sehr gut organisiert. Ich bin zur Berufsschule gegangen und hatte Fächer wie Chemie und Verfahrenstechnik. Bei BASF haben wir einen eigenen kleinen Campus mit Ausbildungsanlagen, den Technika. Die ersten zwei Jahre der Ausbildung verbringt man dort viel Zeit und lernt erstmal jeden Abschnitt der Produktion und damit verschiedene Verfahren kennen, wie zum Beispiel das richtige Probenentnehmen oder wie man Anlagenteile repariert. Im ersten und zweiten Ausbildungsjahr ist man auf Tagschicht und eher selten in den Betrieben. Erst im dritten Jahr ging es dann in den Schichtbetrieb und in die eigentliche Produktion.

Die stressigen Zeiten

Einmal im Jahr werden die Anlagen geprüft und gewartet. In dieser Zeit bin ich dann überwiegend nur in der Anlage unterwegs, und das dann fast zwölf Stunden lang. Alle Anlagen hängen als „Verbund“ miteinander zusammen, Stoffe werden zwischen ihnen weitergeleitet und weiterverarbeitet. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit den anderen Anlagen abstimmen, damit der Produktionsprozess hier am Standort weiterhin reibungslos läuft, auch wenn ein Teil gerade gewartet wird.

 

Das Geld

Das Gehalt ist tariflich festgelegt und liegt in meiner Entgeltgruppe bei durchschnittlich 4916 Euro brutto im Monat. Darin enthalten sind das tarifliche Monatsentgelt, Schichtzulage und Zuschlägen für Sonntage, Feiertage, Nachtarbeit sowie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld. Außerdem kommt bei BASF noch einmal im Jahr eine persönliche Erfolgsbeteiligung oben drauf. 2018 waren das in meiner Entgeltgruppe mehr als 5700 Euro.

 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Gefragt werde ich häufiger, was genau in meinem Betrieb hergestellt wird. Dann erzähle ich, in welchen Produkten unsere Zusatzstoffe und damit im täglichen Leben eine Rolle spielen. Vielen sind diese Zusammensetzungen gar nicht bewusst. Zu meiner Tätigkeit direkt werden mir eigentlich wenige Fragen gestellt. Die Leute sind eher verwundert, dass ich zwölf Stunden auf Schicht und auch an Feiertagen arbeite. Vielen ist gar nicht klar, dass unsere Anlagen durchgehend produzieren.

Der Ausblick

Zurzeit mache ich gerade noch die Weiterbildung zur Industriemeisterin in Chemie. Damit lerne ich auch Themen wie Personalmanagement und kann später einmal Schichten leiten. Ich könnte aber auch als Ausbilderin die nächsten Generationen betreuen.

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