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Wenn die Videokonferenz zur Katastrophe wird

Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Wer in den vergangenen Monaten wegen der Corona-Krise im Home-Office gearbeitet hat, musste vermutlich an so vielen Videokonferenzen wie noch nie zuvor teilnehmen. Weil das für viele noch so ungewohnt ist, mussten manche Gefahrenquellen und mögliche Peinlichkeiten erst schmerzhaft entdeckt werden. Wir haben mal nachgefragt, was euch so passiert ist.

„Was für ein Kack hier!“

Jonas, 20, Student

„Ich hatte ein Online-Seminar in einer kleinen Gruppe mit etwa 20 Kommilitonen. Das sind immer dieselben Leute und wir haben auch eine Whatsapp-Gruppe ohne unseren Seminarleiter, die nebenher läuft. Am Anfang sollten wir für den Anwesenheitscheck das Mikrofon anmachen und sagen, dass wir da sind. Blöderweise habe ich vergessen, es wieder auszumachen. Ich habe etwa zehn Minuten lang alles sarkastisch kommentiert, was mein Seminarleiter gesagt hat. An einem Punkt habe ich laut ‚Was für ein Kack hier!‘ gerufen, als ich mir etwas zu Essen holen wollte und dabei fast über meine Kabel gestolpert bin. Irgendwann habe ich dann mal auf mein Handy geguckt und da waren um die 30 Nachrichten in der Whatsapp-Gruppe. Alle fanden es unglaublich witzig, dass ich die ganze Zeit über nicht gemerkt hatte, dass mein Mikrofon an war. Der Seminarleiter muss meine Kommentierung also auch mitbekommen haben. Er hat es aber nie angesprochen.“

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Screenshot: Privat

„Show me your genitals“

Franziska, 27, Studentin

„Mein Freund hat dieses MC Vagina T-Shirt, das er normalerweise auch nur zu Hause trägt. Aus irgendeinem Grund ist er Fan des kanadischen Rappers, ironisch, nehme ich mal an. Hinten auf dem T-Shirt steht nämlich ‚Show me your genitals‘. Ich mache mich oft darüber lustig. Neulich hatte ich eine Videokonferenz allein mit meiner Dozentin. Davor hatte ich ihm schon gesagt, dass ich eine Besprechung habe und er mich nicht stören darf. Irgendwie hat er das wohl vergessen, denn er ist während der Unterhaltung ins Zimmer gekommen und hat angefangen, mit mir zu reden. Von meiner Webcam aus, sieht man den ganzen Raum, also hat meine Dozentin ihn sofort gesehen. Sie hat sehr verwundert geschaut und aufgehört zu reden. Das war total peinlich. Ich habe ihn dann vorgestellt: ‚Ja, das ist mein Freund.‘ Sie meinte nur skeptisch: ‚Ah, okay …‘ Ihr Blick hat sich dabei aber nicht verändert. Es war offensichtlich, dass sie gelesen hat, was auf dem Shirt steht. Der Schriftzug ist auch nur schwer zu übersehen.“

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Foto: Privat

„Wo ist denn der Papa?“

Kelly, 25, Studentin

„Ich bin über die Corona-Zeit gerade zu Hause bei meiner Familie. Blöderweise sind bei uns die Plätze für das Home-Studium und das Home-Schooling sehr rar. Wir haben nämlich nicht an allen Orten im Haus gleich gutes Internet. Ich saß gerade auf dem Sofa und meine Cousine fragte ihre Mutter: ‚Wo ist denn der Papa?‘ Meine Tante hat leise geantwortet, weil sie wusste, dass ich auf dem Sofa um die Ecke sitze und gerade ein Zoom-Meeting habe. Meine Cousine hat sie aber nicht verstanden und hat nochmal gefragt. Meine Tante hat nochmal geantwortet. Das hat meine Cousine aber immer noch nicht gehört. Dann hat meine Tante die Geduld verloren und ziemlich laut gerufen: ‚Der sitzt auf dem Klo!‘ In dem Moment war der Ton meines Laptops an und alle haben es gehört. Es gab ein kurzes Stocken im Meeting, aber dann hat jeder in meinem Seminar so getan, als ob er es nicht gehört hätte.“  

„Fängst du schon in der Früh an zu saufen?“

Yvonne, 31, Angestellte

„Der Raum, in dem ich bei uns zu Hause mein ‚Corona-Büro‘ eingerichtet habe, ist auch der Raum, in dem mein Mann seine Konsolen hat und regelmäßig spielt. Am Tag vor meiner Konferenz hat er dabei leider sein Bier stehen lassen. Mir ist das morgens nicht aufgefallen und die Besprechung verlief normal. Als mein Chef aus dem Chat war, meinte meine Kollegin zu mir: ‚Fängst du schon in der Früh an zu saufen, oder warum steht da ein Bier hinter dir?‘ Das war mir ziemlich unangenehm. Zum Glück hat mein Chef nichts gesagt. Entweder er hat die Flasche nicht gesehen oder sie einfach ignoriert.“

„Ach, leckt mich doch alle“

Bente, 24, Studentin

„Wir sind ein ziemlich kleiner Studiengang. Es waren also nur sechs Leute und ein Professor in dem Online-Kurs. Wir mussten programmieren und das ist nicht so meins. Ich fühle mich dabei oft gelangweilt und gleichzeitig überfordert. Unser Professor wollte mit uns ein sehr umfangreiches Projekt machen und war total motiviert – ich eher nicht so. Er kann nicht besonders gut erklären, verhaspelt sich immer und man weiß nie genau, wo man in der Vorlesung eigentlich gerade ist. Als er dann noch gesagt hat, dass das Projekt auf Englisch sein wird, bin ich aufgestanden und weggegangen. Ich wollte Kaffee holen, hatte Hunger und musste aufs Klo. Dafür habe ich meine Kamera ausgemacht und gesagt: ‚Ach leckt mich doch alle.‘ Als ich mit Kaffee ins Zimmer zurückkam, habe ich gesehen, dass mein Mikro nicht ausgeschaltet war. Meine Kommilitonen kenne ich alle noch nicht so gut. Vielleicht waren sie alle zu höflich, um etwas zu sagen.“  

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