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Jan Böhmermann will SPD-Vorsitzender werden

Foto: Screenshot/Youtube/@janboehm

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„Zivilcourage bedeutet, nicht wegzuschauen, nicht vorbeizugehen, wenn jemand hilflos und verletzt am Boden liegt“ – mit diesem „jemand“ meint Jan Böhmermann die SPD. Die „eiert seit Jahren orientierungslos durch die Gegend“, so der Satiriker Donnerstagabend im „Neo Magazine Royale“. Deswegen wolle er jetzt einschreiten – und SPD-Vorsitzender werden. Willy Brandt sei ihm im Traum erschienen und habe ihm gesagt: „Du musst es machen, der Olaf (Scholz) ist 'ne Pfeife.“ Böhmermann zieht seine geplante Kandidatur daraufhin gewohnt professionell auf: Seine Kampagne hat ein Hashtag (#neustart19) und eine Website.

Qualifiziert sei er ja wohl, so Böhmermann. Er stamme aus einfachen Verhältnissen und auch mit seiner Doktorarbeit werde es keine Probleme geben (eine kleine Spitze gegen Familienministerin Franziska Giffey, deren Doktorarbeit gerade geprüft wird). Außerdem sei strategisches Denken ohnehin erst einmal wichtiger als Inhalte: „Mit meiner Facebook-Seite erreiche ich fünfmal mehr Menschen als die SPD“, auch auf Twitter sei seine Reichweite weit höher.

Allerdings zählt der 38-Jährige einige Hürden auf, die er noch zu bewältigen habe:

1. Die Kandidatur für den Parteivorsitz muss bis Sonntag, 18 Uhr, eingereicht sein.

2. Böhmermann braucht die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband.

3. Außerdem braucht der Satiriker bis Sonntag eine gültige Mitgliedschaft in der SPD, denn Parteimitglied ist er noch nicht.

Aber auch eine vierte Herausforderung wird sich dem Satiriker noch stellen: Die SPD fordert eine Doppelspitze – Böhmermann muss daher auch noch eine Frau auftreiben, die mit ihm gemeinsam kandidieren möchte.

Könnte also knapp werden. Aber Böhmermann ist optimistisch: „Es kann doch nicht sein, dass die Rettung der deutschen Sozialdemokratie an diesen Formalitäten scheitert!“ Auf Twitter trendet seither der Hashtag #neustart19  – und die ersten Angebote trudeln schon ein:

Auch Juso-Chef Kevin Kühnert, der erst am Mittwoch verkündet hatte, nicht für den Vorsitz zu kandidieren, äußert sich auf Twitter – und nimmt das Ganze mit Humor:

Lars Klingbeil rügt: „Du musst noch viel lernen, Genosse!“ Es heiße Landesverband, nicht Landesvertretung.

Andere User*innen finden die Idee grandios:

Der ehemalige SPD-Politiker Christopher Lauer wünscht sich, dass Böhmermann „dann wirklich den Vorsitzenden machen muss“.

Für diesen Nutzer ist Böhmermanns Kampagne vor allem eines: ein Zeichen dafür, „wie schlimm es um die SPD tatsächlich steht“.

Und hier wird angemerkt: Es gäbe da noch einen anderen geeigneten Satiriker, der immerhin schon SPD-Mitglied ist.

„Ich weiß nicht, ob es klappt. Wir haben jetzt nur noch 70 Stunden Zeit“, sagte Böhmermann Donnerstagabend zu seinem Studiogast Aurel Mertz. Spätestens Sonntagabend allerdings muss der Ausgang klar sein.

Bei einer Live-Schalte auf Facebook und Instagram beantwortete Böhmermann am Freitagnachmittag neugierige Fragen. Dabei sagte er auch: „Wir haben bereits vier Unterbezirke der SPD, die ihre Unterstützung zugesagt haben.“ Auch zwei prominente weibliche SPD-Mitglieder hätten ihre Unterstützung angeboten. „Ob das Satire ist oder nicht, das entscheidet sich jetzt dann bis Sonntag, 18 Uhr“, so Böhmermann.

soas (aktualisiert am 30.8.19, 15.20 Uhr)

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