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Twitter versieht Trump-Tweet mit Fakenews-Warnung

Foto: REUTERS / Jonathan Ernst / Bearbeitung: jetzt

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Auf den ersten Blick kommt es ganz unscheinbar daher. Unter einem Tweet des US-Präsidenten Donald Trump, in dem er gestern behauptet, Briefwahl sei eigentlich nichts anderes als eine Einladung zum Wahlbetrug, steht in Twitter-blauen Lettern: „Get the facts about mail-in ballots“ – „Informiere dich über die Briefwahl“. Klickt man darauf, wird man zu einer Artikel-Sammlung weitergeleitet, in der mehrere unabhängige Medien, darunter etwa die CNN und die Washington Post, die Falsch-Aussage des Tweets analysieren. Mit dieser Kennzeichnung warnt Twitter zum ersten Mal vor einer Falsch-Aussage von Donald Trump.

buzz trump fliesstext

Screenshot: Twitter

Trump, der es bisher gewohnt war, Twitter als ungefiltertes Sprachrohr in die Öffentlichkeit zu benutzen, fand diesen Eingriff gar nicht lustig – und kommentierte ihn prompt. Twitter würde sich so in die im kommenden November stattfindende Präsidentschaftswahl einmischen und „die Meinungsfreiheit komplett unterdrücken“, schrieb er.  „Ich, als Präsident, werde nicht erlauben, dass das passiert!“

Uff. Während Trump sich echauffierte, freuten sich andere Twitter-User*innen allerdings umso mehr über den Eingriff des Unternehmens.  So fanden sich unter dem Tweet, neben der üblichen Trump-Unterstützung seiner Fans, auch Danksagungen an Twitter, und, natürlich, auch jede Menge Häme und Witze auf Kosten des US-Präsidenten: „Baby Trump ist diszipliniert worden“, schreibt etwa eine Nutzerin. 

Neben den erwartbaren Witzen gab es aber auch Debatten: Hat der Präsident Recht mit seinem Vorwurf, dass seine Meinungsfreiheit durch ein Unternehmen eingeschränkt würde? Ein paar Republikaner und andere Trump-Unterstützer sprangen sofort auf diese Interpretation an.

Dass diese Argumentation aber Löcher in der Größe von Alaska hat, wird schnell klar, wenn man sich die andere Seite anhört. Zum einen wurde Trumps Tweet nicht zensiert, sondern mit einem Warnhinweis, ähnlich wie die auf Zigarettenpackungen, versehen. Zum anderen gilt die Meinungsfreiheit auch in den USA zwar für die Öffentlichkeit, allerdings können Social-Media-Unternehmen sich selbstverständlich das Recht vorbehalten, auf ihrer eigenen Plattform ihre eigenen Gesprächsregeln aufzustellen und durchzusetzen.

Die ganze Sache hinterlässt bei manchen einen bitteren Nachgeschmack. So richtig berechenbar ist der Präsident der Vereinigten Staaten nicht in seinen Handlungen. Insofern empfinden manche seine Reaktion durchaus als Drohung. Ob er diese auch wahrmacht und sich wirklich mit dem Megakonzern Twitter anlegt, bleibt abzuwarten.

mpu

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