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Die Wiener Linien haben eine Kampagne gegen Manspreading gestartet

Foto: Andrew Renneisen / dpa; Bearbeitung: jetzt

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Die Bahn ist voll, ein Mann sitzt mit weit gespreizten Beinen auf seinem Platz – oder besser auf zwei. Eine alltägliche Situation, die einem drei Optionen lässt: sich neben ihn auf den halbfreien Sitz quetschen und mit dem Oberschenkel die ganze Fahrt über an seinem kleben, den Manspreader ansprechen und sich unbeliebt machen oder doch lieber stehen bleiben. In Wien soll einem so eine Situation in Zukunft erspart bleiben. „Sei ein Ehrenmann und halt deine Beine zam!“ Mit diesem Slogan haben die Wiener Linien am Montag ihre Anti-Manspreading-Kampagne veröffentlicht. Eine klare Aufforderung an alle Männer, ihre Beine in U-Bahn und Tram zusammenzuhalten.

Und die Wiener Linien sind nicht der erste ÖPNV-Anbieter, der seine männlichen Fahrgäste bittet, ein bisschen mehr Rücksicht auf andere zu nehmen. In Madrid fordern schon seit 2017 Aufkleber in Bussen Männer auf, ihre Beine zusammenzuhalten. Auch in New York oder Washington gibt es solche Hinweisschilder. Und in Seattle heißt es in Bus und Bahn, ganz geschlechtsneutral: „One body, one seat.“ Zuletzt haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im März eine Kampagne mit dem Spruch „Knie zusammen, ihr Dödel“ gestartet.

Natürlich stieß der Aufruf der Wiener Linien auch auf Kritik. Manche Männer sind der Überzeugung, es sei „anatomisch nicht möglich“, die Beine zusammenzuhalten, so schreiben sie es auf Facebook unter dem Post. „Teilt Frauen bitte genauso mit, dass sie nicht mit ihren Handtaschen Sitzplätze blockieren sollen. Nur so der Gleichberechtigung wegen“, schreibt ein anderer User auf Twitter. Auch dafür gibt es einen Begriff, der das Äquivalent zum Manspreading darstellt: das „Shebagging“, also das Belegen von Sitzplätzen mit Frauenhandtaschen.

Die Wiener Linien reagieren gelassen auf den Gegenagriff: „Rücksicht nehmen dürfen bei uns alle Fahrgäste“, so ihre Antwort. So richtig einsichtig scheinen die Manspreader in Wien also immer noch nicht zu sein. Sollte die neue Kampagne nicht helfen, sollten die Wiener vielleicht über „Anti-Manspreading-Sitze“ nachdenken. Ein passendes Design gäbe es da schon.

pfrie

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