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Junge Menschen sind in der Corona-Krise rücksichtsvoller, als viele vermuten

Sich durch den Lockdown feiern, machen der Studie "Junge Deutsche 2021" zufolge die Wenigsten.
Foto: Dean Machala / Unsplash

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Immer wieder wird diskutiert: Wer ist schuld am zweiten Teil-Lockdown? Dabei gerät die Jugend meistens unter Verdacht, trotz Pandemie auf wilde Raves zu gehen und einer der Hauptherde der Verbreitung zu sein. Einer repräsentativen Studie von Simon Schnetzer (Universität Siegen) und Klaus Hurrelmann (Hertie School) zufolge sind junge Menschen aber durchaus bereit, Rücksicht auf den Rest der Gesellschaft zu nehmen. In der repräsentativen Online-Umfrage „Junge Deutsche 2021“ wurden etwa 1600 deutschsprachige Personen im Alter zwischen 14 und 39 Jahren befragt – also Generation Z und Y. Dabei ging es nicht nur um die Frage, inwiefern sich das Alter auf die Rücksichtnahme auswirkt, sondern auch um andere Variablen: Geschlecht, Bildung und Religion. 

Und tatsächlich zeigt sich, „dass sich der allergrößte Teil der jungen Generation in der Corona-Pandemie verantwortungsvoll verhält“, so der Leiter der Studie, Simon Schnetzer, in einer Pressemitteilung. Demzufolge ist es für fast 75 Prozent der jungen Menschen inzwischen selbstverständlich, Abstands- und Hygieneregeln zu beachten und etwa Maske zu tragen. Dabei sind nur etwas mehr als zehn Prozent selbst Teil einer Risikogruppe. Ähnlich verhält es sich mit dem Partymachen: Zwei Drittel der Befragten gaben an, es sei wichtig und richtig, wegen der Pandemie aufs Feiern zu verzichten – acht Prozent finden das unnötig.

In der Gruppe der Befragten, die angegeben haben, dass sie sich eher nicht an die Corona-Regeln halten, fällt vor allem eine Gruppe auf: junge Männer, insbesondere, wenn sie einen niedrigen Schulabschluss haben. Obwohl junge Männer eher zur Risikogruppe zählen als junge Frauen und ihr wirtschaftliches Risiko höher einschätzen, sind sie weniger bereit, sich rücksichtsvoll zu verhalten und auf Partys oder Feiern zu verzichten als junge Frauen.

Auch insgesamt bestätigt die Studie, die in voller Länge erst Anfang 2021 erscheinen wird, den Einfluss des Bildungsgrades: Je höher der ist, umso solidarischer verhält sich die Jugend. Während 34 Prozent der Personen mit Mittelschulabschluss sich nicht rücksichtsvoll verhalten, sind es unter denen mit Studienabschluss 22 Prozent. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk meinte Schnetzler, er erkläre sich den Zusammenhang so, dass ungebildetere junge Menschen „andere Informationen an sich ranlassen“. Die seien vielleicht auch weniger gut fundiert, und stammen eher aus einem Umfeld, in dem Verschwörungstheorien gängiger sein könnten.

Interessant ist auch der Aspekt, inwiefern ein starker Glaube die Einstellung zur Corona-Krise beeinflusst. Offenbar hilft der vielen jungen Menschen gerade, klarzukommen: In der Pressemitteilung heißt es dazu: „Junge Leute mit einer starken religiösen Orientierung gehen unbeschadeter, optimistischer und erfolgreicher durch die Krise, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören.“ Und das ist ja auch eine schöne Sache.

mpu

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