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„Scrubs“ zieht drei Folgen wegen Blackfacing zurück

Illustration: jetzt

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Die „Black Lives Matter“-Bewegung hat Hollywood aufgerüttelt. Durch die Massenproteste in den USA und die entstandenen Debatten beginnen Teile der Filmindustrie damit, sich selbst zu hinterfragen. Es geht um institutionellen Rassismus und um die Darstellung von Schwarzen in den Medien. So prangert das Kollektiv Black Artists For Freedom beispielsweise an, dass Schwarze in Filmen, Büchern und Serien oft als aggressiv, übermäßig sexuell und kriminell dargestellt werden. Auch Blackfacing, also das Darstellen weißer Schauspieler*innen als Schwarze Menschen mit Hilfe von dunklem Make-Up, wird immer häufiger thematisiert. So ziehen derzeit zahlreiche Serien Episoden zurück, in denen mit überzeichnetem Make-Up People of Color imitiert werden. 

Darunter auch drei Folgen der Serie „Scrubs“, wie Bill Lawrence, der weiße Produzent der Serie, bekannt gab. „Es ist meine Show und wenn ich diese Momente sehe, fühle ich mich einfach scheiße. Es ist mir sehr peinlich“, erklärt Lawrence in dem Podcast Fake Doctors, Real Friends der beiden „Scrubs“-Hauptdarsteller Zach Braff und Donald Faison. „Wir dachten damals, dass wir einen Freifahrtschein hätten, weil wir eine derart diverse Show hatten“, so Lawrence. Die Episoden seien nun fürs Erste nicht mehr zum Streamen verfügbar. Der Plan sei es laut dem Produzenten, dass diese Szenen herausgeschnitten werden und die Folgen zu einem späteren Zeitpunkt in der bearbeiteten Version wieder veröffentlicht werden, „aber wir befinden uns gerade in einer Pandemie. Ich habe kein Studio zur Verfügung“, erklärt Lawrence. 

Es geht dabei um Szenen wie diese, die im Dezember 2003 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde: Turk und J.D. unterhalten sich über J.D.s verflossene Liebe Elliot. Um J.D. klarzumachen, dass dieser immer noch in Elliot verliebt sei, sagt Turk ihm, er solle an Elliot denken. Cutscene in J.D.s Gedankenwelt: J.D. küsst Elliot zu romantischer Musik. Dann sagt Turk, J.D. solle an seine Ex und ihren jetzigen Freund denken. Cutscene in J.D.s Gedankenwelt: Wieder küsst J.D. Elliot zu romantischer Musik. Als nächstes soll J.D. an Turk und Elliot denken. Cutscene: Elliot küsst J.D., diesmal mit glänzendem Make-Up, das die Hautfarbe Turks nachahmen soll. Im Hintergrund spielt ein Funk-Hiphop-Beat, J.D. schaut selbstzufrieden in die Kamera und sagt: „That’s what’s up!“

Viele Twitter-Nutzer*innen finden die Entscheidung von Lawrence gut

Auch die beiden Hauptdarsteller halten den Schritt, die Folgen zu überarbeiten, für richtig. Donald Faison erklärt im Podcast, dass er die Szenen beim Filmen für unproblematisch gehalten habe, weil es eine fiktive Situation sei, in der J.D. sich vorstelle, wie er als sein bester Freund aussehen würde. Aber in den vergangenen Jahren habe er sich immer mehr mit der Geschichte und den Ursprüngen von Blackfacing auseinandergesetzt. Mit diesem Wissen seien diese und auch viele andere Szenen, über die er früher viel gelacht habe, für ihn nicht mehr lustig, sondern problematisch.

„Wenn ich an Jim Crow denke, der mit dieser Verkleidung weißen Menschen zeigen wollte, wie dumm Schwarze Menschen sind, dann merke ich, welche Traditionen dahinter stecken und was damals damit bezweckt wurde“, so Faison. Auch J.D.-Darsteller Braff erzählt, dass sich seine Meinung zu der Szene inzwischen geändert habe: „Ich weiß noch, wie du zu mir gesagt hast, dass wir auch Blackfacing in unserer Show hatten. Ich habe mich einfach scheiße und dumm gefühlt. Es war mir so peinlich. Ich habe es damals einfach nicht so wahrgenommen.“

Während viele Twitter-Nutzer*innen die Entscheidung von Lawrence gutheißen, gab es auch Kritik daran. So schreibt ein Nutzer: „Wenn ein Darsteller einer bestimmten Ethnizität eine Figur einer anderen Ethnizität darstellt, ist das nicht unbedingt rassistisch.“ Auch Fragen zum Thema Kunstfreiheit und darüber, in welchem Kontext und mit welcher Intention die Szene gedreht wurde, werden diskutiert.

Auch andere beliebte Serien haben in den vergangenen Tagen Episoden aufgrund von Blackfacing zurückgezogen. Teilweise auf Initiative der Produzent*innen – wie die Serien „30 Rocks“ ( vier Folgen) oder „The Office US “(eine Folge) – teilweise auf Geheiß der Streamingplattformen – wie bei „It’s Always Sunny in Philadelphia“ (fünf Folgen), „Golden Girls“ (eine Folge) und „Community“ (eine Folge). 

Speziell bei „Community“ und „The Office“ wurden die Entscheidungen heftig diskutiert, weil in den Szenen explizit Blackfacing thematisiert und problematisiert wird. Bei „Community“ tritt der Schauspieler Ken Jeong als Elfe mit schwarz bemalter Haut und weiß gefärbten Haaren auf. Die Figur Shirley Bennett, gespielt von Yvette Nicole Brown, reagiert in der Folge auf das mit der Aussage, das Kostüm sei rassistisch.

In der zurückgezogenen Folge von „The Office“, der amerikanischen Version von „Stromberg“, tritt ein Charakter als „Zwarte Piet“ auf, der niederländischen Version des Nikolausgehilfen, der eine mit rassistischen Klischees überzeichneten Karikatur eines Schwarzen Menschen ist. In der Serie machen alle Charaktere klar, dass diese Verkleidung eine absoluter Tabubruch sei. Dennoch hält der Produzent Greg Daniels den Schritt für richtig: „Wir haben Satire genutzt, um inakzeptables Verhalten bloßzustellen und eine Botschaft für Inklusion zu verbreiten“, erklärt Daniel bei „The Wrap“ den Schritt. „Blackface ist inakzeptabel und dass wir diesen Punkt so plastisch dargestellt haben, war verletzend und falsch. Es tut mit Leid, dass wir damit Menschen wehgetan haben.“

rawe

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