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Horror-Nebenjob: An Fasching fremden Männern einen „Quickie“ anbieten

Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Manche Jobs sind schlimmer als andere – in dieser Serie erzählen wir von unseren und euren schrägsten  Nebenjobs. Diese Geschichte hat unsere Leserin Sabrina erlebt und uns am Telefon erzählt. 

Horror-Stufe: 9 von 10

Chef*in: Hans (Name geändert) 

Bezahlung: 10 Euro die Stunde 

Erlernte Skills: Für mich einstehen 

„Hast du Lust auf einen Quickie?“ So musste ich auf einem Faschingszug mal fremde Männer ansprechen – das war der Job. Dabei ging es zwar nicht um Sex, sondern um einen gleichnamigen Schnaps. Die meisten der Angesprochenen, viele sowieso schon völlig betrunken, haben das aber natürlich nicht verstanden. Dann musste ich erstmal aushandeln, dass wir jetzt nicht um die Ecke verschwinden und übereinander herfallen. 

Ich hatte gerade frisch angefangen zu studieren, brauchte Geld und hatte mich über eine Agentur beworben, die verschiedene Promo-Jobs in ganz Deutschland vermittelte. Auf dem Papier klang das ganz gut, vage hieß es, es ginge um Promo auf einem Faschingsumzug. Ich dachte, wir würden Kamellen werfen oder irgendwelche Flyer verteilen. Doch es ging um etwas ganz anderes. Gesucht wurden ausschließlich Frauen. Schon, als wir ankamen, meinte der Chef, wir sollten unsere Jacken mal ein bisschen aufmachen und uns „verkaufsfördernder“ präsentieren. Es war sehr kalt und wir haben eh schon gefroren.

Man kann sich ja vorstellen, wie betrunkene Männer reagieren, wenn man sie fragt, ob sie Lust auf einen Quickie haben

Dann erklärte er, man habe die „ultimativ gute Idee“, um diesen Schnaps mit dem Namen „Quickie“ unter die Leute zu bringen – eben mit dem oben genannten Spruch. Da hab ich erstmal geschluckt, aber nichts gesagt. Jede von uns dachte wohl, dass wir das jetzt eben durchziehen. Wir waren etwa zwölf Mädels und haben uns dann in Zweierteams zusammengetan, um zumindest nicht alleine zu sein.

Angesprochen haben wir dann, soweit es ging, nur Männer, die allein oder zu zweit unterwegs waren. Man kann sich ja vorstellen, wie betrunkene Männer reagieren, wenn man sie fragt, ob sie Lust auf einen Quickie haben. Das ist sehr schnell sehr eklig geworden. Sofort hatten wir Alkoholatem im Gesicht, wir wurden umarmt, hatten ständig fremde Hände auf dem Hintern und haben natürlich viele dumme Sprüche gehört: „Zu dir oder zu mir?“, „Ne, mit dir nicht, aber mit deiner Freundin würd ich schon schlafen“, und andere wahnsinnig unangenehme und explizite Angebote. 

Wenn wir dann erklärt haben, dass es hier nur um Schnaps geht und nicht um Sex, waren die Gesichter erstmal lang. Den Kurzen haben sie dann alle runtergekippt – aber natürlich hat niemand den zweiten Schnaps getrunken, den man dann hätte zahlen müssen. Da waren alle schnell weg. Das Zeug hat auch pappsüß geschmeckt.

Zwischendurch hatte ich schon angefangen zu heulen, weil das einfach so ekelhaft war

Etwa zwei Stunden habe ich das wirklich durchgezogen. Dann habe ich aber gesagt, dass ich das nicht mehr mache. Zwischendurch hatte ich schon angefangen zu heulen, weil das einfach so ekelhaft war. An uns zog der Faschingszug vorbei und wir mussten uns die ganze Zeit mit aufdringlichen Typen rumschlagen, die dachten, sie können alles mit uns machen. Ich bin zum Chef und hab ihm erklärt, dass das ekelhaft und frauenverachtend ist und dass wir sexuell belästigt werden. Er hat dann versucht sich rauszureden. Die hatten vorher keine Sekunde nachgedacht, was sowas mit einer Frau macht. Weil ich schon Service-Erfahrung hatte, durfte ich dann den Rest des Tages auf dem Bierwagen arbeiten. Da hatte ich dann immerhin den Biertisch zwischen den Betrunkenen und mir. 

Ich bin für eine Frau sehr groß, 1,83 Meter, das hat mir glaub ich nochmal mehr Respekt verschafft. Ich hatte schon andere Promo-Jobs gemacht. Sowas hatte ich davor und auch danach nie mehr erlebt – und ich hatte vorher schon in Läden gekellnert, in denen Frauen schlicht als Fleischbeschau angesehen wurden. Wenn ich heute zurückdenke, bin ich eher amüsiert – aber auch ein Stück erschrocken. Uns hätte weit Schlimmeres passieren können. Die Firma, über die ich den Job bekommen hatte, gibt es heute übrigens nicht mehr. Und auch den „Quickie“ habe ich später nie in einem Supermarkt stehen sehen.

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