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Horror-Party: Nackt im Gülle-See

Im Rausch schlug der Gastgeber vor, in einem See in der Nähe baden zu gehen. Das war aber  Keine so gute Idee, stellte sich später raus.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke

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Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de

In dieser Folge erzählt Luna, 23, die auf dem Land lebt – und deshalb beim Feiern auch mal mit Gülle in Kontakt kommt.

Horrorstufe: 6/10

Center of Attention: ein Gülle-See

Trinkverhalten: Einer geht noch

Als ich in die elfte Klasse ging, traf ich mich fast jeden Abend mit meinen Freunden. Meistens feierten wir dann. Auch zu Beginn dieses Abends war mir klar: Es wird heute sicher wieder witzig. Die Eltern eines Freundes waren nicht zu Hause und zu sechst oder siebt trafen wir uns in seinem Heimatdorf. Es war Montagabend und eigentlich hatten wir nur geplant, einen Film zu schauen, doch schon bald hatte jeder von uns ein Bier in der Hand. Nach kurzer Zeit rief einer, es muss wahrscheinlich der Gastgeber gewesen sein: „Jetzt gibt es eine Runde Kurze.“ Wir hörten „Dickes B“ von Seeed und „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten, einer meiner Kumpels fing an zu kiffen und wir tanzten durch das Wohnzimmer, bis wir gegen drei Uhr morgens Lust bekamen, kurz an die frische Luft zu gehen. Die Stimmung auf der Party war zu diesem Zeitpunkt, sagen wir, sehr gelöst. 

In seinem Rausch erzählte der Gastgeber uns von einem See in der Nähe. „Wir können ja baden gehen“, schlug er vor. Es war kurz vor den Sommerferien und noch warm.

Wir wateten durch viele Tonnen Tier-Fäkalien

Um zum See zu gelangen, wählte mein Kumpel den Weg über einen Acker. Über einen Acker – und das wurde uns erst spät, viel zu spät klar – der kürzlich gedüngt worden war. Es war stockduster, eine Taschenlampe oder ein Smartphone hatten wir nicht dabei – und wir wateten gewissermaßen durch viele Tonnen Tier-Fäkalien auf der Suche nach dem versprochenen See. 

Nachdem wir, jetzt selbst nach Gülle stinkend, die andere Seite des Ackers erreicht hatten, sahen wir den „See”,  unser Ziel. Der „See” war eine Art Tümpel, der ebenfalls nach Gülle stank. Da wir den beschwerlich-stinkenden Hinweg ja aber schon hinter uns hatten und auch noch ziemlich betrunken waren, zogen wir uns kurzerhand aus und rannten nackt ins Wasser. Ich erinnere mich nicht mehr besonders gut daran, nur der Gedanke: „Es stinkt doch ziemlich übel hier“, ist mir im Kopf geblieben.

Da wir weder Handtücher noch Wechselklamotten dabei hatten, zogen wir uns kurzerhand wieder unsere Klamotten an und machten uns auf den Rückweg. Zurück im Haus des Gastgebers legten wir uns ohne zu duschen schlafen. 

Ein Kumpel sagte: „Boah, du stinkst ja voll“

Viel Schlaf bekam ich jedoch nicht: Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker früh, denn um acht Uhr hatte ich eine wichtige Notenbesprechung in der Schule und musste bis dahin noch mehr als zehn Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen. Während die meisten meiner Freunde also ausschliefen – sie waren zwei oder drei Jahre älter und schon mit der Schule fertig – machte ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg.

Als ich in der Schule ankam, sah ich einfach nur schrecklich aus: Ich hatte gerade einmal zwei Stunden geschlafen, nicht geduscht und stank verdächtig nach Gülle. Die ganze Situation war mir schrecklich unangenehm und meine Freundinnen machten Witze, ob ich noch besoffen sei. Ein Kumpel sagte: „Boah, Luna, du stinkst ja voll.“ Ich hielt es genau bis nach meiner Notenbesprechung in Politik aus – dann machte ich mich auf dem Weg nach Hause, badete erst einmal ausgiebig und schlief meinen Rausch aus. 

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